Diese Wörter sind Juwelen unserer Sprache. Das jedenfalls ist meine Meinung. Und wie echte Steine zeigt man sie nur selten. Man präsentiert sie zu besonderen Anlässen.
Diese Adjektive waren schon mindestens einmal im Einsatz. Doch wirst du sie wahrscheinlich nie in Büchern oder Zeitungen finden. Dazu sind sie einfach zu selten. Es sei denn, der Zufall hilft. Oder die eine oder andere Wortschönheit erlebt eine überraschende Renaissance.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Diese Wörter sollen dem Motto dieser Website nach entsprechend schön sein. Zumeist verfügen sie über eine geradezu typische Bildhaftigkeit. Aber sie sind nicht zwingend alt. Hier gibt es auch moderne Vertreter ihrer Gattung. Hier habe ich keinen Unterschied gemacht.
Meist beschreiben sich diese Wörter bereits ausreichend selbst. Das funktioniert, weil es sich immer um Zusammensetzungen handelt. Vollständig neue Wörter wären ohne Erläuterung unverständlich. Siehe auch:
- 59 wahrhaft schöne Wörter – ein bunter Strauß reizender Wörter
- 51 herrlich übertriebene Superlative
- 33 ziemlich altmodische Adjektive – Wörter von gestern
Liste mit schönen und gleichzeitig seltenen Adjektiven
Hier sind sie in alphabetischer Reihenfolge ohne besondere Wertung nach persönlichem Geschmack und Kenntnis. Von den meisten Wörtern hörte ich zuvor nie … dabei sind sie keineswegs fremd.
- abendmatt (… welche abendmatt in den Wogen untergeht … Die Rede hier bei Jean Paul 1763 – 1825 ist von der Sonne)
- adventsgemütlich (mit Kerzenschein und Keksen in der Stube)
- adventsselig
- angstverzweifelt
- bettselig
- buntwimmelnd
- eistänzerisch (in der Art einer Eistänzerin)
- fabelschön
- flitterschimmernd
- flussverliebt (eine Flussschiffahrtsgesellschaft wirbt mit dem Begriff)
- flügelweich
- frühfrostfahl (vom Dichter Rilke 1875 – 1926 erfunden)
- frühlingshold
- geldklebrig (das können sein Diebesfinger oder Bettlerhände)
- glücksfröhlich
- glutdurchbebt
- heißwütig
- herbstbegeistert
- herbstverhangen
- herzbeseelt
- himmelweich (im Sinne von himmlisch weich)
- hundsgrob (eine Steigerungform, bedeutet so viel wie: hundsgemein grob; das Wort verwendete Karl Marx in einem Brief an Friedrich Engels)
- hutlustig (Spaß Huttragen haben; in dem Sinne wie reiselustig oder abenteuerlustig)
- kirschprächtig
- kitzelgeil
- kronengolden (golden wie eine Krone)
- lenzbegeistert (vom Frühling in Stimmung gebracht)
- lustbeglückt
- mondbesessen
- mondversessen
- morgenheiter (morgenheiter und hell, ruht es im himmlischen Glanz … aus einem Gedicht von Johann Meyer 1829-1904. Die Rede ist vom Meer)
- morgensanft
- nachtblass
- nachtbleich
- pflaumendunkel
- rätselraunend
- regenverdrossen
- schattenmild
- schimmerfroh
- schlafbequem
- schneevergnügt
- seelenfrisch
- sehnsuchtsblass (und den Mund, den sehnsuchtsblassen … Rilke)
- silberstill (an silberstillen Teichen … Rilke)
- sommerfröhlich
- sonntagsmild(e)
- stern(en)begeistert
- stillschimmernd
- stillverliebt (auf eine schweigende Weise verliebt seiend)
- tagtraumverloren (tief versunken in einen Tagtraum)
- tempelstumm (klosterstumm wäre ähnlich, für dieses Wort habe ich jedoch keinen Beleg gefunden)
- traumbesoffen
- traumverrückt
- traumverzaubert
- übermuttrunken
- waldestrunken (deftiger ausgedrückt hieße es: waldbesoffen)
- weihnachtsvernarrt
- winterfröhlich
- wutquietschend (dieses Wort benutzte Hermann Löns in seinen Tiergeschichten)
- wutrasend
- zuckerlustig
Hier geht es zu Teil 2: 59 seltene bildhaft schöne Adjektive der deutschen Sprache … Teil 2
Schöne und seltene Adjektive in der Literatur
Die rheinischen Mädchen aber, selber viel zu glücksfröhlich, ließen sich den Übermut des hübschen und immer sprühenden Burschen ohne viel Aufhebens gefallen, da er doch überdies der beste Freund ihrer lieben Freunde war, und die Freunde selbst, die Tillmann, Grüters und Broich, nahmen sein lustiges Wildern, das immer in den Grenzen des Knabentollens blieb, als eine schickliche Gelegenheit, besonders warm für ihre Schützlinge einzutreten und sichernd den Arm um ihre Schultern zu ziehen.
Rudolf Herzog: Die Buben der Frau Opterberg, 1920
Mein Lied ist noch nicht aus.
Nein, schimmerfroh und heiß
läuft es mir durchs Feld,
soweit ich´s mit mir trage –
mein Sommerlied,
das nichts vom Herbste weiß.
Silja Walter (1919-2011): September
Die Abendwinde regen ihre Flügel,
Sie kosen mit den Blumen stillverliebt.
Die Träume kommen, jeden Schmerz zu mildern.
Und gern verstummt vor ihren bunten Bildern,
Wer tagesüber klagte tiefbetrübt.
Carl Ferdinand Dräxler: Gedichte, 1848
Werkstattbericht
Lektorat (Teaser): K. Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google und Google Book Search, Büchern, in der Fantasie und alten Texten.