Für manchen überraschend ist, dass der Begriff »bunt« ursprünglich nicht »vielfarbig« bedeutete, sondern das exakte Gegenteil, nämlich schwarz-weiß. Obwohl es ungewöhnlich klingt, war es tatsächlich so. Der Begriff bezog sich auf schwarz-weißes Pelzwerk. Deshalb entspricht ein Buntmacher, Buntfütterer oder Buntwerker dem heutigen Kürschner.
In meiner Heimatregion sind die Kühe meistens schwarz-weiß, was als »schwarzbunt« bezeichnet wird. Eine »bunte« Kuh hat so viel mit einem Regenbogen gemeinsam wie ein Fisch mit einem Pangolin. Und der Buntspecht? Der ist auch nicht bunt, sondern schwarz-weiß, er hat aber ein paar rote Federn, was zu seiner Verteidigung vorgebracht werden kann.
Der Wahrig (etymologisches Lexikon) vermutet eine Entlehnung aus lat. punctus „Stich“. Im 14. Jahrhundert wurde dann die Bedeutung „vielfarbig“ draus. Laut dem Kluge (ebenfalls etymologisches Wörterbuch) könnte es von Kontrapunkt (contrapunctus) kommen.
Es steckt also doch allerhand Buntes und Vielfarbiges in der Welt der Wörter, in diesem Fall hauptsächlich der Eigenschaftswörter. Daran hatte ich aber auch nie Zweifel.
Bunt ist die Welt und das Leben – wenn alles gutgeht. Siehe auch:
- Farbadjektive – 89 bunte Wörter mit *farben
- Farben mit Adjektiven verstärken – Spaß mit Farbwörtern
- 20 farbenfrohe Zitate aus der klassischen Literatur
Synonyme für bunt
farbenfroh, farbenprächtig, farbenreich, farbig, mehrfarbig, multicolor, schillernd, vielfarbig, siebenfarbig, verschiedenfarbig, regenbogenfarbig, allfarbig, tausendfarbig
Liste von Wörtern mit bunt
Kunterbunt soll es sein. Hier ist ein Hauch von Pippi Langstrumpf für deinen Text. Die schönsten Wörter mit *bunt*. Und zwar ausschließlich farbenfrohe Adjektive in Sachen Buntheit.
- buntbebändert
- buntbeblümt
- buntbedruckt
- buntbefiedert
- buntbeflaggt
- buntbefleckt
- buntbehangen
- buntbekleidet (bunte Kleider tragend)
- buntbelaubt
- buntbemalt
- buntbestrahlt
- buntbewimpelt
- buntblättrig (Pflanze mit bunten Blättern)
- buntfarbig
- Buntfarbigkeit
- buntgeblümt
- buntgefärbt
- buntgefiedert
- buntgeflammt
- buntgefleckt
- buntbekleckst
- buntgemalt
- buntgemarmelt (bunt marmoriert – Marmel stand für Marmor)
- buntgemischt
- buntgemustert
- buntgesäumt
- buntgescheckt
- buntgeschmückt
- buntgestickt
- buntgestreift
- buntgewebt
- buntgewirkt
- buntgewürfelt (zusammengewürfelt, durcheinander)
- buntgezeichnet
- buntgeziert
- buntglänzend
- Buntglas
- buntgrell
- Buntheit (das Buntsein, die Vielfarbigkeit)
- buntig (vielfarbig, verschiedenfarbig)
- buntkariert
- buntlich (vielfarbig, verschiedenfarbig)
- buntputzen (etwas bunt verzieren, bunt machen)
- buntkariert
- Buntpapier
- buntreich (verschiedenfarbig und reichhaltig zugleich)
- buntrostig
- buntschattiert
- buntscheckig
- buntschillernd
- buntstreifig
- buntverworren (wie ein buntes Durcheinander)
- dunkelbunt
- federbunt
- frühlingsbunt
- graubunt
- grellbunt
- knallbunt
- kunterbunt
- quietschbunt
- rotbunt
- schwarzbunt
- überbunt
- wunderbunt
- zauberbunt
Bunt in der Literatur
In nächster Nähe webte ein reicher Blumenflor einen leuchtenden Teppich über die Erde, buntgefiederte Vögel huschten durch das Gezweig der Bäume und prachtvoll gefärbte Schmetterlinge glänzten im Sonnenlichte und entzückten das Auge.
Reinhold von Werner: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben, 1880
Und in den buntscheckigen Fahrzeugen die buntscheckige Menge, Mitglieder des Unionklubs, Buchmacher, Taschendiebe, Offiziere, Damen der großen Welt, Hochstapler, die Halbwelt aller Grade, Kriminalbeamte, Schlächtermeister und Zahlkellner, alles, alles, rollt einträchtiglich durch den Tiergarten dahin.
Rudolf Stratz: Unter den Linden, 1907
Die Sonne strahlte hell hernieder, die buntgezierten Mauern der Häuser glänzten fröhlich, die Bäume blühten, und in den Zweigen sangen die Vögel.
Emile Zola: Arbeit, 1886
Das Zimmer war in Unordnung, als ob es bald geräumt werden sollte. Ein geschlossener, verschnürter Koffer stand in der Mitte auf der Erde; das Bett lag offen da in der ganzen Ärmlichkeit seiner buntgewürfelten Bezüge. Das Steingutservice des Waschständers war umgestülpt.
John Galsworthy: Weltbrüder, 1911
Schon auf der Treppe wimmelte das von reizenden Frauengestalten, Schauspielerinnen, Engländerinnen, was findet sich nicht Alles so kunterbunt in den Hotels zusammen!
Karl Gutzkow: Die neuen Serapionsbrüder, 1877
Er legt die schönen buntgeblümten Westen und Röcke ab, stellt den Stock mit dem vergoldeten Knopf in die unbeachtete Ecke, und trägt nur eine Zeit lang noch, wie ein Hinsterben der alten Lust, die in gebrochenen Farben gestreiften Gewänder.
Jakob von Falke: Die deutsche Trachten- und Modenwelt, 1858
Weiterhin auf einem heitergrünen Plan vergnügten sich mehrere Mädchen mit Ballspielen. Die buntgefiederten Bälle flatterten wie Schmetterlinge, glänzende Bogen hin und her beschreibend, durch die blaue Luft, während die unten im Grünen auf und niederschwebenden Mädchenbilder den lieblichsten Anblick gewährten.
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts, 1826
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Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt wie immer aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.