Hier kommt die ultimative Steigerung zu den Wohlfühlwörtern, die ich dir bereits präsentiert habe. Setzen wir noch eins drauf. Eine honette Liste für Schreiber, die sich etwas trauen. Denn Sprache ist Reichtum.
Doch der Griff in Opas Mottenkiste bringt nicht nur Verstaubtes ans Licht, sondern auch jene Kostbarkeiten, die uns verloren gegangen sind.
Warum überhaupt alte Wörter einsetzen, die nicht mehr zum Sprachgebrauch gehören? Um sich abzusetzen, um etwas Besonderes, etwas nicht Alltägliches zu machen, um die Leser zu überraschen. Diese Begriffe sind sprachliche Farbtupfer, die an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt als Würze funktionieren. So machst du deine Texte reicher.
Auch anno 2023 können alte Wörter schlankerhand benutzt werden. Die meisten Leser werden die Begriffe nicht kennen, selbst wenn sie schon etwas älter sind. Die Wörter waren früher in Gebrauch und sind in Vergessenheit geraten oder durch andere ersetzt worden. Ein völlig normaler Vorgang, der ständig, auch heute noch in allen lebenden Sprachen vor sich geht.
Auf den Wortzusammenhang kommt es an
Die Bedeutung kann häufig aus dem Kontext erschlossen werden. Grenzen lassen sich nicht immer klar ziehen, manches Wort könnte unverstanden blieben. Andere dagegen wurden vielleicht schon wieder mit Leben erfüllt. Oder sind in bestimmten deutschsprachigen Gebieten nie völlig in Vergessenheit geraten. Du solltest deshalb eine gewisse Vorsicht im Gebrauch walten lassen.
Hier geht es um Wörter, die kaum noch oder gar nicht mehr verwendet werden, früher aber sehr wohl in Gebrauch waren. Wörter, die zumindest alten Menschen bekannt sind, aber auch nicht immer. Nicht auszuschließen ist, dass du den einen oder anderen Begriff schon mal gelesen hast. In einem historischen Roman zum Beispiel, einem uralten Zeitungsartikel, Buch oder Fantasy Epos.
Gar nicht so leicht zu sagen, was tatsächlich veraltet ist oder zu den junggebliebenen Wohlfühlwörtern gehört oder durchaus in manchen Kreisen noch im lebendigen Gebrauch ist. Sieh mir gewisse Überschneidungen also nach. Eben die könnte man in der Liste der Wörter aus der gehobenen Sprache finden.
Davon unterscheiden möchte ich Wörter, die Dinge bezeichnen, die es in unserer Welt nicht mehr gibt. Das lohnt sich weniger, da diese Dinge nicht mehr existieren (Wählscheibe, Transistorradio …). Man kann sie deshalb schlecht wiederbeleben. Könnte man bestenfalls dosiert in historischen Romanen oder in Berichten einsetzen. Aber da bleibt einem dann auch kaum andere Wahl. Siehe auch:
- Die Lieblingswörter der Deutschen
- 55 witzige inspirierende Wörter von früher
- 69 ungewöhnliche Substantive aus vergangener Zeit
Alte Wörter, die nicht mehr im Gebrauch sind
Frischauf zur wohllöblichen Liste weidlich vergessener Worte der deutschen Sprache. Diese Liste zusammenzustellen war schwierig, eben weil es so viele Wörter gibt, die in Frage kommen. Vor dir liegt deshalb nur eine klitzekleine Auswahl aus dem Fundus gefährdeter oder schon untergegangener Wörter.
- affrontieren – jemanden herausfordern, angreifen
- allda – ebenda, dort
- allenthalben – überall
- allgemach – im Laufe der Zeit, nach und nach
- angängig – möglich, erlaubt, zulässig
- Anfurt – Hafen
- anheischig (sich anheischig machen) – sich erbieten, sich verpflichten
- anverwandeln – übernehmen, annehmen
- Begebnis – Begebenheit
- bloßfüßig – barfüßig
- Buttervogel – gemeint ist der Schmetterling
- daselbst – an dieser Stelle, an diesem Ort, da, dort
- deinethalben – deinetwegen
- derohalben – deshalb
- dortselbst – an dem bereits genannten Ort, ebendort
- ehrenfest – ehrenwert, ehrbar, achtbar
- Eidam – Schwiegersohn
- Ehrsamkeit – Ehrbarkeit, Achtsamkeit
- entraten – auf etwas verzichten, ohne etwas auskommen
- erheischen – erfordern, nötig haben, verlangen
- Fährde – Gefahr
- fatigant – ermüdend, lästig, langweilig
- forthin – von nun an immer
- frappieren – jemanden überraschen
- frischauf! – Auf geht’s!
- fürbass – weiter voran, vorwärts
- fürwahr – in der Tat, wirklich, wahrlich
- fürderhin – in Zukunft, zukünftig
- Galanterie – Höflichkeit, Zuvorkommenheit
- Geheimkünstler – Magier
- gewisslich – ganz sicher
- gleisnerisch – heuchlerisch, bigott
- glimmrig – leicht glänzend, schimmernd
- großjährig – Erwachsen
- Hagestolz – älterer männlicher Single, Junggeselle
- halbschlächtig – nicht eindeutig, schwankend
- Händel – Streit
- Hanswurstiade – Possenspiel, Gaukelspiel
- Helfant – Elefant
- herzinniglich – innig
- hinfort – künftig, weiterhin, zukünftig
- höchlich – in hohem Maße, sehr
- hoch(wohl)löblich – ehrenhaft
- hofmännisch – höfisch
- holdselig – anmutig, liebreizend, von engelhaft zarter Schönheit
- honett – rechtschaffen, ehrenhaft und anständig
- honorabel – ehrenvoll, ehrbar
- jüngsthin – kürzlich, letztens
- Kämpe – Krieger, Streiter
- knastern – murren
- kommod – bequem
- konjizieren – vermuten
- Kurzweil – Zeitvertreib
- leichtlich – mühelos
- Lichtmond – hieß der Vollmond
- Lustbarkeit – Vergnügung, angenehmer Zeitvertreib
- Malefiz – Verbrechen, Delikt, Straftat
- Maid – Mädchen, junge Frau
- Mamsell – Haushalts- oder Küchenhilfe
- Mime – Schauspieler
- Muhme – Tante
- Mummenschanz – Maskenumzug bei der Fastnacht
- Niederkunft – Entbindung
- obsiegen – siegen, gewinnen
- Oheim – Onkel
- Pläsanterie – Belustigung
- pudelnärrisch – possierlich, goldig, putzig
- putzwunderlich – wundersam, erstaunlich
- ridikül – lächerlich
- Sachtmut – Sanftmut
- schmuck – im Sinne von schmückend; zum Beispiel ein schmuckes Kleid
- Schwarzmond – Neumond
- schiefmäulig – missgünstig, neidisch
- schlankerhand – ohne Weiteres
- Schnurre – kleine, heitere Geschichte, Anekdote
- Schnurrpfeiferei – verrückter Einfall, abwegige Idee
- schnurrig – komisch, lustig, spaßig
- sintemal – weil, da oder zumal (Konjunktion)
- spornstreichs – sofort
- staffieren – jemanden ausstatten
- Stutzer – Dandy, Geck, Schnösel
- treulich – getreu, präzise
- tunlich – ratsam, angebracht
- Trottoir – Gehsteig, Bürgersteig, Fußweg – aus dem Französischen
- vaporisieren – verdampfen
- verbollwerken – verbarrikadieren
- vermaledeit (das Gegenteil von gebenedeit) – verwünscht
- verwichen – verflossen
- vexieren – täuschen
- wahnschaffen – missgestaltet, hässlich
- wahrlich – in der Tat, wirklich
- ward – wurde
- weidlich – sehr, gehörig
- weiland – einstmals, früher
- wohlfeil – billig, niedrig im Preis
- wohllöblich – lobenswert, sehr achtbar
- zartsinnig – zartfühlend
- zaub(e)risch – zauberkräftig, traumhaft, bezaubernd
- zuvörderst – zuerst, in erster Linie
- zwiefältig – zweifach
Noch eine kleine Warnung: Manches könnte einem auch als Fehler ausgelegt werden, etwas wenn man gefügsam statt gefügig schreibt. Es weiß eben nicht jeder, dass das auch gestattet ist – zumindest mal üblich war.
Noch nicht genug? Hier es weiter mit dem neuen zweiten Teil: Noch mal 99 altertümliche und durchaus alte Wörter der deutschen Sprache
Werkstattbericht
Das alte Buchfoto für das Beitragsbild stammt von Pixabay. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Adobe).
Eine wahrlich schnurrige Seite, verwichener Wortwüchse! Mögen sie heute zauberisch putzwunderlicher Kurzweil sein und hinfort treulich obsiegen!
Nett … ja, so kann man das machen 🙂 Dankeschön!
danke, hat mir bei meiner Hausarbeit geholfen
Guten Tag,
gerne hätte ich das Buch der “99 altertümlichen und alten Wörter” oder auch die “89 selten schönen Wörter der deutschen Sprache” erworben. Leider kann ich nicht finden , wo man sie bestellen kann. Möglicherweise gibt es sie nicht in Buchform?
Danke für Info und freundlichen Gruß
M. Wolf
Guten Morgen Frau Wolf,
beide sind Einzelbeiträge, die für sich noch kein Buch ergeben. Es käme dabei nur eine dünne Broschüre heraus … Die Artikel sind allerdings eingegangen in die beiden “Schöne Wörter” Bücher. Dort sind alle Wörter aus den Beiträgen enthalten und noch viele mehr.
Für die Druckausgaben gelten folgende Bestellnummern:
Schöne Wörter VOL 1
ISBN 9783751934121 (Taschenbuch)
ISBN 9783751970426 (Hardcover)
Schöne Wörter VOL. 2
ISBN 9783752645538 (Taschenbuch)
ISBN 9783751977142 (Hardcover)
Sie können überall im Buchhandel oder in Online Shops erworben werden.
Sternige Grüße* Lenny
Cool hat mir geholfen. Wohllöblich 👍🏼
👍🏻🗣
Hallo,
eine außerordentlich sympathische Aufzählung. Zuvörderst muss ich festhalten, dass ich einige Wörter davon selbst noch gebrauche… ich fühle mich sehr historisch 😉
Allerdings hat sich ein Fehler eingeschlichen: “Vexieren” heißt nicht grundsätzlich “täuschen”. Es kommt vom lateinischen “vexare” = “quälen” und bedeutet im Grunde das Nämliche, allerdings etwas abgemildert: Ein Rätsel kann einen vexieren, ein Problem, über dem man brütet. Und so hat sich für optische Täuschungen und mehrdeutige Rätselbilder in der Tat das Wort “Vexierbild” etabliert – jedoch nicht primär, weil sie den Betrachter täuschen, sondern weil sie ihn damit quälen…
Hallo Stefan,
danke für die Klarstellung!
Mit fallen dazu die Vexations von Eric Satie ein. Ich habe immer gedacht, er führt die Zuhörer hinters Licht, weil die Idee darin besteht, das Stück 840 mal – oder wars 999 mal – hintereinander zu spielen. Jetzt verstehe ich es besser. Eine einzige Quälerei. Auf Spotify gibt es sogar Einspielungen davon 😉