
So schöne Worte … Und trotzdem vergessen. An dieser Stelle wird es in Teilen skurril. Hier sind seltsamliche Wörter und Wortbildungen aus vergangener Zeit.
So lange liegt die doch gar nicht zurück, kaum mehr als ein oder zweihundert Jahre – nicht wenige aber sind noch älter. Die überwiegende Zahl dieser Worte ist längst in Vergessenheit geraten.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Hier geht es mir um den besonderen, nämlich kreativen Ausdruck. Das eine oder andere Wort könnte man durchaus auch mal wieder in Benutzung bringen, in Texten. Das ist durchaus möglich, da viele dieser Wörter erstaunlich bildhaft, fast spaßig sind. Siehe auch:
- 99 altertümliche und alte Wörter der deutschen Sprache
- 99 unbekannte Wortschätze aus dem Grimmschen Wörterbuch
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten
Eine kleine Liste seltsamer Substantive aus vergangener Zeit
Sorgfältig ausgewählt und alphabetisch sortiert. Aber ohne inhaltliche Schwerpunkte, ein bunter Strauß erwartet den Leser.
- Abendvogel (Nachtfalter)
- Altjahrestag (Silvester)
- Angstkind (Kind, um das man sich besonders sorgt; Kind, um das die Eltern viel Angst und Sorge hatten.)
- Arschböller (Schläge auf den Hintern)
- Blauvogel (Blaumeise)
- Bramarbas (Prahler, Aufschneider)
- Brummerling (Wespe)
- Büberei (Schurkerei, Vergehen)
- Christnachtskind (an Heiligabend geborener Mensch)
- Felleisen (Lederrucksack oder -Tasche)
- Flatterie (Schmeichelei)
- Fürstenlastergesang (Schmähgesang oder Scheltgesang auf Fürsten. Heute für allerlei Ämter denkbar …)
- Galgenbraten (Teufelsbraten)
- Gauch (Kuckucksvogel) interessante Geschichte in der Wikipedia
- Gaukelpuppe (Marionette)
- Gaukelseil (Seil des Seiltänzers, Gauklers)
- Glücksabenteuer (Glückserlebnis, Zufallsereignis)
- Glücksmeisterin (Meisterin des Schicksals)
- Glücksverschleuderer
- Glückswalterin (Wahrsagerin)
- Guttäterin (Wohltäterin)
- Holdschaft (Zuneigung, Freundlichkeit, Freundschaft, Liebe)
- Irrgeschwätz (verrücktes Gerede – nach Kleist)
- Jahrmarktslockung
- Jugendhoffnung
- Kleiderhüterin (Garderobenfrau, Garderobière)
- Küchenschnuckel (Einer, der die Küche nach Eßbarem durchsucht)
- Lachzähne (die vordersten Schneidezähne, die beim Lachen vorzugsweise entblösst werden)
- Lotterbande (nichtsnutzige Bande)
- Ludergaul (schlechtes Pferd, Schindmähre)
- Lüftling (jemand mit lockerer Lebensart)
- Malefizperson (Verbrecher)
- Mäusekopf (Spitzbübin)
- Meerpomeranze (Seeigel)
- Milchludel (weibliche Brust)
- Mondritter (für einen im Mondschein schwärmenden, verliebten Mann)
- Mondscheinball (Tanz im Mondenschein)
- Mondvogel (Nachtfalter)
- Prahlhanserei (Prahlereien, Aufschneidereien)
- Rockenstube (Spinnstube)
- Schnuderlumpe (Rotzlappen, Taschentuch)
- Schwiegergreis (Schwiegervater)
- Seelenschimmern
- Siebenfarbenblume (Stiefmütterchen)
- Siebenstern (Siebengestirn, Plejaden)
- Sorgensäule (der Arm, auf den man den sorgenvollen Kopf stützt)
- Spielbier (Bier, das den Musikanten für ihr Spiel gespendet wird)
- Spielkränzchen (wenn Damen sich nicht zum Kaffee treffen, sondern zum gemeinsamen Spielen)
- Starkbrummer (jemand der eine tiefe und umfangreiche Singstimme hat)
- Starkmachung (Stärkung)
- Stundenausrufer, Stundenwächter (Nachtwächter)
- Stundenmädchen (junge weibliche Haushaltshilfe, die stundenweise kommt)
- Sturmbrief (stürmischer, drängender Brief)
- Tändelstöckchen (Spazierstock)
- Vorgartenfrühling
- Wagegeist (wagemütiger, unternehmerischer Mensch)
- Wonnetaumel (Freudenüberschwang)
- Zehnmond (Dezember)
- Zehnuhrbrötchen (Frühstücksbrötchen)
- Zehrsack (Reisebehältnis mit Verpflegung, man denke an Wegzehrung)
Heute ungewöhnliche Substantive in klassischen Texten
Im Übrigen ist mir’s egal, ob es in seinem Herzen stürmt oder hagelt. Ich geh‘ jetzt und lass‘ Dich mit dem Sturmbrief allein …
Bertha von Suttner: Eva Siebeck, 1892
Ein rechter Brausekopf, mit aufstehendem rotblondem Kraushaar und zwei breiten Schmarren über der linken Backe bis in den Mundwinkel hinein, jetzt nach der dritten Flasche wieder stark gerötet.
Ernst Wichert: Das Duell, 1900
Daß er der Bürgercanaille den Hof macht – Flatterieen sagt – auch meinetwegen Empfindungen vorplaudert – das sind lauter Sachen, die ich möglich finde – verzeihlich finde – aber – und noch gar die Tochter eines Musikus, sagt Er?
Friedrich Schiller: Kabale und Liebe, 1784
Mit ihren Jugendhoffnungen schien sie fertig zu sein, und daß ihr das keinen Kummer machte, lag in ihrem heiteren Wesen deutlich verzeichnet.
Adolf Kolping: Ausgewählte Volkserzählungen, 1896
Werkstattbericht 🔧
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google, Projekt Gutenberg und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
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