59 deutsche Wörter aus Kaisers Zeiten

59 deutsche Wörter aus Kaisers Zeiten

In der Ära von 1871 bis 1918, in der Deutschlands Kaiser das Zepter führte, zeigte sich in der Sprache ein Kaleidoskop gesellschaftlicher und alltäglicher Ausdrücke. Die Wörter, die wir heutzutage selten bis nie gebrauchen, zeichneten das vielschichtige Leben jener Zeit nach – von den exquisiten Manieren der höheren Kreise bis hin zum bunten Treiben und den Geschichten, die in den Gassen zu hören waren.

Diese Sammlung ist eine Hommage an die reiche Vielfalt der deutschen Sprache jener Ära, eine Erinnerung an eine Zeit, als die Ausdrücke so vielfältig und lebendig waren wie das Kaiserreich selbst. Man mag sie heutzutage als überholt betrachten, doch damals waren sie Bestandteil des gesellschaftlichen Austauschs, die der deutschen Sprache ihre besondere Färbung verliehen. Siehe auch:

Schöne Wörter Bücher Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen

Liste typisch kaiserzeitlicher Wörter

Diese Wörter waren damals üblich, aber lege mich bitte nicht auf ein paar Jahre fest. Denn Sprache verändert sich, was dieses Vokabular selbst eindrücklich unter Beweis stellt, denn wer würde noch so reden? Auch sind die Wörter gar nicht alle deutsch. In Zeiten des Deutschen Kaiserreichs war es in gewissen Kreisen üblich, französische Lehnwörter im alltäglichen Gebrauch zu integrieren, was die damalige Vorliebe für französische Mode und Kultur widerspiegelt. In unserer Zeit ist das Englische an diese Stelle getreten. Militärisches und Politisches habe ich weitgehend aussen vor gelassen. Schließlich wollen wir hier Spaß haben.

  1. Schnurrbartbinde (Accessoire, das Männer benutzten, um nachts ihre Schnurrbärte in Form zu halten)
  2. Ladenschwengel (Umgangssprachlich für einen Angestellten in einem Laden)
  3. Fracksausen (Starke Nervosität oder Angst, oft vor etwas Bestimmtem)
  4. Filius (Sohn, häufig in förmlichem oder scherzhaftem Kontext)
  5. Fersengeld (Geld, das man jemandem gibt, um ihn loszuwerden oder als Entschädigung für die Flucht)
  6. Gosse (Straßenrinne oder Rinnstein, auch abwertend für ein sozial benachteiligtes Umfeld)
  7. Humpelrock: Ein längerer Damenrock, der die Bewegungsfreiheit einschränkt und so ein humpelndes Gehen verursachen kann.
  8. Zugehfrau: Eine Reinigungskraft oder Haushaltshilfe, die regelmäßig zum Putzen und Aufräumen kommt.
  9. Badekleid: Historische Bezeichnung für ein badeanzugähnliches Kleidungsstück, das beim Schwimmen getragen wurde.
  10. Affenschaukeln: Umgangssprachlich für Zopffrisuren von Mädchen, bei denen die Zöpfe zu Bögen gebunden sind.
  11. Gepäckträger: (Person, die beruflich Gepäck oder schwere Lasten für andere trägt, oft an Bahnhöfen oder in Hotels)
  12. Matrosenanzug (trugen die Jungs wegen der Flottenbegeisterung des Kaisers)
  13. Droschke (Bezeichnung für eine Pferdekutsche, heute Taxi)
  14. Korsett (enger Unterrock, der zur Körpermodellierung getragen wurde, heute durch modernere Kleidungsstücke ersetzt)
  15. Damenkapelle (Musikensemble ausschließlich aus Frauen)
  16. Eisenbahnkönig (Bezeichnung für einen sehr erfolgreichen Unternehmer im Eisenbahnbau)
  17. Filou (sagte man für einen Gauner oder Schwindler)
  18. Pantoffelheld (ein Mann, der daheim unter dem Pantoffel steht und sich viel gefallen lässt)
  19. Galoschen (Überschuhe, die über die normalen Schuhe gezogen werden, um diese vor Schmutz oder Nässe zu schützen)
  20. Gaslicht (Beleuchtung mit Gaslaternen, bevor elektrisches Licht verbreitet war)
  21. Trottoir (Gehweg oder Bürgersteig)
  22. Boulevard (eine breite, baumgesäumte Straße mit Geschäften und Cafés, die als gesellschaftliche Flaniermeile dient. In der Kaiserzeit war er ein Zentrum des urbanen Lebens und der Kultur.)
  23. Gehrock (ein langer, bis zur Mitte der Oberschenkel reichender Männermantel; ab etwa 1870 war der dunkle Gehrock die offizielle Kleidung von Ministern, Kommerzienräten, Ärzten und Geschäftsleuten, weiß die Wikipedia)
  24. Kokette (eine flirtende oder verführerische Frau)
  25. Heißmangel (eine Große Presse zum Glätten von Wäsche)
  26. Bückling (Verbeugung)
  27. Base (für eine weibliche Verwandte, oft die Cousine)
  28. Hupfdohle (Abwertend für eine leichtfertige Frau)
  29. Kostgänger (Person, die gegen Bezahlung bei jemandem wohnt und verpflegt wird)
  30. Schwerenöter (Frauenheld, jemand, der offen unbeschwert lebt)
  31. Unterpfand (etwas als Sicherheit für eine Verpflichtung) Übrigens: Das Wort Unterpfand in der Kontext der heutigen deutschen Nationalhymne symbolisiert etwas Wertvolles, das als Garantie oder Sicherheit für den Bestand und die Einheit der Nation steht. Es wird im Sinne von „etwas, das man bewahren und schützen muss“ verwendet.
  32. Dampfbier Bier, das mit Unterstützung von Dampfmaschinen hergestellt wurde, das sollte Fortschrittlichkeit und Modernität ausdrücken. Ein obergäriges Dampfbier war davon unabhängig schon länger bekannt.
  33. Tischgesellschaft (Gruppe von Menschen, die regelmäßig gemeinsam essen)
  34. Amtsschimmel (Umgangssprachlich für übertriebene Bürokratie)
  35. Latrine (Einfache Toilettenanlage, Abtritt)
  36. Jungfer (Veraltete Bezeichnung für eine unverheiratete Frau)
  37. Vatermörder (Hoher, steifer Hemdkragen im 19. Jahrhundert)
  38. Schutzmann (Bezeichnung für einen Polizisten)
  39. Nadelgeld (Geldbetrag für persönliche Bedürfnisse der Frau in der Ehe)
  40. Pappenstiel (Geringer Betrag, Kleinigkeit)
  41. Primaner (Schüler des letzten Schuljahres am Gymnasium)
  42. Pedell (Aufseher oder Wächter an einer Universität)
  43. Leibchen (Eng anliegendes, ärmelloses Oberteil)
  44. Leibesübungen: Dies ist ein veralteter Ausdruck für körperliche Übungen oder Sport. Heute würde man einfach „Sport“ oder „Fitnessübungen“ sagen. Der Begriff war vor allem zu Zeiten gebräuchlich, als Turnen und körperliche Ertüchtigung im Zuge der nationalen Bewegungen an Bedeutung gewannen.
  45. Mamsell (veraltete Bezeichnung für eine weibliche Angestellte oder Haushälterin)
  46. Pantoffelparade (Spottname für einen Männerabend, bei dem man früh nach Hause muss)
  47. Poussieren (flirten oder werben, häufig in einem höflichen oder veralteten Kontext)
  48. Schnürboden – Ein Raum, in dem Schauspielerinnen ihre Korsetts schnürten.
  49. Salonlöwe – Ein gesellschaftlich aktiver Herr, der in den Salons der Damen verkehrt.
  50. Steckenpferd (Hobby oder Lieblingsbeschäftigung, wörtlich ein Spielzeugpferd zum Draufsitzen und „Reiten“)
  51. Pläsier (veralteter Ausdruck für Vergnügen oder Freude)
  52. Pferdeomnibus (Vorläufer des heutigen Busses, jedoch pferdegezogen)
  53. Wäscherolle – Ein Gerät in Haushalten zum Glätten von Wäsche, ähnlich einer heutigen Mangel.
  54. Gemach Ein etwas altertümliches Wort für ein Zimmer oder einen Raum in einer Wohnung oder einem Haus. In früheren Zeiten oft verwendet, um auf prächtige oder behaglich eingerichtete Zimmer in Schlössern oder Herrenhäusern hinzuweisen.
  55. Kavalier – Ein Begriff aus dem Rittertum, der einen höfischen, galanten und ritterlichen Mann bezeichnet. Er wurde oft für einen Gentleman oder einen adligen Herrn benutzt, der sich durch besondere Umgangsformen auszeichnet.
  56. Distanzfahrt – Langstreckenreise mit der Kutsche oder dem Fahrrad.
  57. Tintenfass – Ein Behälter für Tinte, den man zum Schreiben mit einer Feder nutzte.
  58. Galan – Mann, der sich besonders charmant und aufmerksam gegenüber Frauen verhält, oft mit einer Konnotation von Eleganz und Weltgewandtheit.
  59. Barras – das harte, strenge Militärleben, vor allem in Bezug auf die Schikanen und die rauen Umgangsformen beim Militär.

Werkstattbericht

Das Beitragsbild habe ich von der KI Stable Diffusion via Nightcafé Studio generieren lassen, die abgebildeten Dinge existieren in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Adobe).

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