Diese Adjektive werden heute nur noch selten oder fast gar nicht benutzt. Sie wirken altmodisch, unmodern, vergessen und manchmal auch ein wenig nostalgisch.
Wenn du Texten eine manierierte, affektierte Note geben willst, kommen diese Worte gerade recht. Wer diese Worte benutzt, erzeugt einen Hauch von Verstaubtheit und Gestern.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Das wird niemand im Gespräch machen wollen, doch in Texten kann das interessant sein. Nicht nur für Romanautoren. Siehe auch:
- Schöne Wörter der deutschen Sprache in klassischen Zitaten
- 79 duftende Rosenwörter – Wörter mit Rose*
- 99 Höhepunkte aus dem Deutschen Schimpfwörterlexikon von 1838
Abnehmende Verwendung … Wie stellt man eigentlich fest, ob ein Wort selten benutzt wird? Das persönliche Gefühl könnte ein Indiz sein. Aber ein bisschen genauer sollte es schon sein, oder? Und ja, das ist tatsächlich möglich. Google Trends ist eine Möglichkeit. Noch genauer hat es das DWDS. Dort gibt es zu zahlreichen Wörtern Statistiken über deren Vorkommen im Laufe der Zeit. Hier ist ein Beispiel:
Oben: Wortnutzung am Beispiel von „artig“. Seine Verwendung nimmt über Jahrhunderte und Jahrzehnte immer mehr ab.
Liste veralteter und überholter Adjektive
Hier ist, was ich soweit finden konnte. Alphabetisch sortiert.
- allstündlich (jede Stunde, jede Stunde stattfindend, jede Stunde geschehend)
- altfränkisch (sagte man früher für altmodisch, veraltet, altertümlich)
- altjungferlich (sich wie eine alte Jungfer benehmen. Eine Jungfer ist eine ältere, unverheiratet gebliebene, kleinliche und zimperliche Person weiblichen Geschlechts)
- artig (folgsam, brav)
- behende (gewandt, flink), auch behände geschrieben
- besonderlich (sonderlich, sonderbar)
- dienlich (nützlich, förderlich, bequem, angemessen, brauchbar)
- ehrbar (achtbar, achtenswert, den Sitten entsprechend)
- ehrsam (achtbar)
- erbaulich (andächtig, besinnlich stimmend, das Gemüt erhebend)
- ergötzlich (amüsierend, Vergnügen bereitend)
- erquicklich (erfreulich, angenehm)
- ersprießlich (gedeihlich, fruchtbar)
- feist (dick, fett)
- frappant (frappierend, überraschend)
- gebührlich ( gebührend, zukommend, gehörig)
- geziemend (wie es sich gehört, schickt)
- gleisnerisch (heuchlerisch, scheinheilig)
- gröblich (grob, schlimm)
- gülden (golden)
- honett (anständig, ehrenhaft, ehrbar)
- hurtig (flink, gewandt)
- irden (aus gebranntem Ton oder gebrannter tonhaltiger Erde bestehend)
- kleinbürgerlich (spießig, spießbürgerlich)
- misslich (unangenehm, unerfreulich)
- pläsierlich (vergnüglich)
- rechtschaffen (ehrlich und anständig, redlich)
- redlich (ehrlich, aufrichtig, rechtschaffen)
- saumselig (nachlässig, langsam, zeitvergeudend, säumig)
- schicklich (passend, einer Sache zukommend, angemessen, gebührend)
- schnurrig (seltsam, sonderbar, drollig, verschroben)
- stattlich (äußerlich groß und beeindruckend, ansehnlich)
- unleidlich (wegen seiner schlechten Stimmung, unangenehmen Art für andere unerträglich)
- verdrossen (missmutig und lustlos)
- wunderlich (merkwürdig, seltsam)
Oben: Das Adjektiv „wunderlich“ über die Zeit
Heute als altmodisch geltende Adjektive in klassischer Literatur
Aber schon beim Aussprechen fühlte ich das Nutzlose meiner Worte, denn mit dem Beginn meiner Dankesergüsse, deren Glut offenbar abkühlend wirkte, sah ich ein verdrossenes Zögern über das Gesicht des Botschafters gehen und bemerkte in seinen Augen jenen vertikalen, schrägen, kargen Blick …
Marcel Proust , Im Schatten junger Mädchenblüte, 1918
Dieser Prinz war, daran ist kein Zweifel, der größte und unverschämteste Matratzenheld, der geriebenste Lüstling und Wüstling aus dem königlichen Geschlecht des weiland heiligen Ludwig, der zu seinen Lebzeiten König von Frankreich war, ohne übrigens die lasterhaften Ausschweiflinge dieser illustren Familie auszuroden, als welche Familie mit den lästerlichen und auch sonst ganz besonderlichen Eigenschaften unsrer braven und immer lustigen Nation so verwandtschaftlich verwachsen ist, daß man sich eher die Hölle ohne den Junker Teufel denken kann als das schöne Frankreich ohne diese tapfern, glorreichen und unwiderstehlichen Unterrockshelden und Strohsackpurzler von Königen.
Honoré de Balzac: Die dreißig tolldreisten Geschichten, 1832-1837. Ja, früher schrieb man noch lange Sätze …
Es war sehr warm und altjungferlich behaglich in dem Zimmer der Erbin Johanns von Brienne. Die närrischen Blumen und Vögel auf den Stuhllehnen und Kissen, die vergilbten Zeichnungen des Grafen von Pardiac über der Kommode, der dicke wackelköpfige Chinese auf derselben, der Spiegel im Rokokorahmen, in den Vasen die Sträuße künstlicher Blumen, die Potpourrivase auf dem Rokokoschrank – alles dies konnte nicht netter und behaglicher sein, und auf nichts in der Welt blickte der Junker von Lauen in seiner jetzigen Seelenstimmung mit solchem Verdruß als auf alles dieses.
Wilhelm Raabe: Der Schüdderump, 1870
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Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via DWDS, Projekt Gutenberg und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
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