So schöne Worte, und trotzdem vergessen. Alles im Dunkel der Geschichte verschwunden. Oft sicherlich zurecht, manchmal aber eben auch nicht, dann ist es schade drum.
Hier ist die Zugabe. Für alle, denen es nicht genug Wortschätze und Wortschönheiten gibt. Für alle, die nicht genug bekommen können.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Vielleicht können wir das eine oder andere Wortexemplar noch retten. Und falls nicht, so es doch immerhin bestaunen und uns daran ergötzen. Siehe auch:
- 99 nahezu unbekannte Wortschätze aus dem Grimmschen Wörterbuch
- 89 erdverbundene Wörter mit Erd* und Erden*
- 73 Arten von Glanz – Eine glanzvolle Wortliste
Liste mit außergewöhnlichen alten Wortschätzen
Sind diese Wörter nicht viel zu schön, um sie zu vergessen? Leider ist genau das schon passiert. Die eine oder andere Nutzung lässt sich manchmal noch finden. Hin und wieder wird ein Wort neu erfunden, setzt sich dann aber nicht durch. Des Menschen Fantasie ist grenzenlos.
- Bienenzuckerfeld (buntes Wiesenstück – nach J. Paul)
- blitzhimmelblau (Steigerungsform zu himmelblau)
- blitzwenig (auffällig wenig, sehr wenig)
- blitzzwiebelblau (blau von Schlägen oder vor Kälte)
- Brausewind (dahinstürmender, unruhiger junger Mensch)
- buntbeblümt
- dämmerhell (helldunkel, halbdunkel)
- dickeisig (stark, kräftig zugefroren)
- dicktuerisch (prahlerisch, angeberisch)
- Duftfrühling
- dunkelmäuseln (blinde Kuh spielen)
- Durstmacher (löst Durst aus: Salziges ist ein Durstmacher)
- fabelfroh (zum Beispiel eine fabelfrohe Kindheit)
- federstill (windstill)
- fuchslistig (listig wie ein Fuchs, der ja als schlau gilt)
- Gemüterharmonie (Seelenharmonie, Übereinstimmung der Gemüter)
- Glücksblümchen
- glückstraumtrunken (vollständig versunken in beglückenden Träumen)
- Gottheitsschimmer (Schimmer göttlicher Schönheit)
- grundgemütlich (urgemütlich)
- grundgotttlos (gründlich gottlos oder abgrundtief gottlos, als Verstärkung und Steigerung gebraucht. Es gibt noch mehr davon … wie in grundfalsch, grundverschieden)
- grundliederlich (von Grund auf liederlich)
- himmelhageldick (betrunken)
- Himmelsschimmer
- himmelvoll (angefüllt mit Seligkeit)
- himmlischblau (blaue Farbe wie der Himmel, himmelblau)
- holdseliglich (äußerst freundlich gesonnen, zugeneigt, gewogen)
- hundsrackermüde (äußert müde)
- irrschweifig (in die Irre schweifend)
- Kerzendämmer
- Lautlieblichkeit (Wohlklang, nach Ernst Barlach)
- lebfrisch (munter, lebenslustig)
- leichtbeflügelt (mit leichten, schnellen flügeln versehen; übertragen leicht dahin ziehend)
- leideinschläfernd (Schmerz und Kummer nehmend)
- liebebeflügelt
- liebewund (durch die Liebe schmerzend und verwundet – ein liebewundes Herz)
- lindglatt (weich und glatt)
- lindieren (unter der Linde tanzen – die Dorflinden …)
- Listfuchs (listiger Fuchs, auf einen Menschen übertragen – Grimm.)
- Lotterbube (Taugenichts, Faulenzer; herunmziehender, herumstreichender Mensch)
- Lustfeiern (fröhlich feiern)
- Mägdehaftigkeit (Benehmen nach Art einer Magd)
- magenrumpeln (Bauchschmerzen haben) magenrumpelig
- Milchbube (unreifer Junge)
- milchherzig (weichherzig)
- mondversilbert
- mutfroh (herzensfroh)
- nachdächtig (nachdenkend, überlegend)
- Rotzbube ( für einen schmutzigen oder einen naseweisen, vorlauten Jungen, der als erwachsen gelten will, dem aber der Rotz noch aus der Nase hängt – Grimm.)
- ruheselig (sich ruhend oder schlafend wohlfühlen)
- Ruheseligkeit
- sanftselig (friedlich, friedvoll – der sanftselige Tod wird oft genannt.)
- schnabelschnell (schnell mit dem Schnabel, unüberlegt und vorlaut redend)
- schneeglücklich
- Schwarzseele (Mensch mit düsterer, schwarzer Seele)
- schwarzsichtig (alles negativ, schwarz sehend), Schwarzsichtigkeit
- schwelgerhaft (nach Art eines Schwelgers. Ein Schwelger schwelgt, prasst, schlemmt, geniesst)
- sinnenfrisch (unverbrauchten Sinnes)
- Sinnenschwelgerei (das Schwelgen in Empfindungen)
- Sommerabendhauch
- spitzfingerig (etwas mit spitzen Finger anfassen, vorsichtig und misstrauisch)
- Stölzling (ein stolz tuender, das heißt prahlerischer, großmäuliger, hoffärtiger, anmaßender Mensch – Grimm.)
- stummvergnügt (für sich vergnügt sein, ohne reden zu müssen)
- Tränenschimmer
- Trostschimmer
- wegmüde (müde vom Gehen)
- wohlbezuckert (gut und reichlich mit Zucker bestreut)
- Zärtlichkeitsanwandlung (eine zärtliche Stimmung überkommt einen)
- Zierschönheit (prachtvolle, glänzende Schönheit – DWB)
Heute vergessene Wörter in klassischer Literatur
Man konnte glauben, man wäre gar nicht in Berlin, sondern irgendwo am Rhein oder am Neckar, wenn man nur auf das matte wässerige Morgenblau des Himmels und das rötliche Gold der Sonne über den Fronten und Dächern und in den kahlen Straßenbäumen sah …
Georg Hermann: November Achtzehn, 1930
Zwar anfangs nahm er als ein kleiner Dieb mit einem Brot, mit einer Semmel, mit Pflaumen oder anderm Obst vorlieb; drauf stahl er eine Gans und endlich einen Hammel; zuletzt, es ist noch nicht ein Jahr, begab der Lotterbube gar, sich unter die Zigeunerbande, verübte Mord und Straßenraub im Lande, auch andre Schand- und Lastertaten, und wurde ein rechter Teufelsbraten.
Johann Karl August Musäus: Moralische Kinderklapper, 1794
Glaubt Ihr denn, daß ich eine alte Betschwester bin, die sich mehr um ihr sanftseliges Ende bekümmert, als um das, was in der Welt und unter Männern vorgeht?
Karl May: Der beiden Quitzows letzte Fahrten, 1877
Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google, Projekt Gutenberg und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
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