Ein beinahe schon ewiger Favorit und einer der abrufstärksten Beiträge auf den Sternenvogelreisen ist 99 altertümliche und alte Wörter der deutschen Sprache für allerlei Spektakel.
Von diesem Beitrag wollte ich unbedingt einen zweiten Teil machen. Aber das erwies sich als schwieriger als gedacht. Vieles wollte einfach nicht hinein und zum ersten Teil passen. Lange hat es gedauert und viele Sammelstunden erfordert, aber nun ist es geschafft.
Alles ist nur Wortzauber, aber ein dafür umso schönerer, älterer und nostalgischerer –. Denn vieles ist ausgestorben, gilt uns Heutigen als Kuriosum, als Wunderkammer der Sprache. Siehe auch:
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten
- 69 schöne vergessene Wörter von Früher
- Ein Streifzug durch das Grimmsche Wörterbuch
Darf man diese Wörter eigentlich noch benutzen? Aber ja, wenn es denn Spaß macht … Zum Vergnügen oder zur Überraschung des Adressaten, es spricht nichts dagegen, solange man nicht miss- oder unverständlich wird.
Alte Wörter, die ganz überwiegend nicht mehr im Gebrauch sind
Eine händisch gepflegte Auswahl, die nach dem Alphabet sortiert ist.
- abdingen (herunterhandeln)
- abgünstig (feindlich)
- abhold (feindlich, das Gegenteil von hold oder zugeneigt)
- Aftersonntag (Montag; der Tag nach Sonntag)
- alleweil (immer)
- Altmutter, Ältermutter, Eltermutter (Grossmutter, Oma)
- altweiblich (kindisch)
- anäugeln (zärtlich anblicken)
- Anbeginn (Anfang)
- anwandeln (von etwas befallen werden; etwas überkommt einen)
- behufs (zwecks, zu dem Zwecke)
- billig (angemessen)
- Blunderkram (Trödel)
- bodenfest (bodenständig und schwer)
- darob (darüber)
- dereinstig (zukünftig)
- dermaleinst (in Zukunft)
- derohalben, derhalben, derowegen (deswegen)
- derselbige (derjenige)
- desfalls (deshalb)
- desmals (damals)
- desselbengleichen (desgleichen)
- dräuen (drohen)
- Dünkel (übertriebene, hoffärtige, auf andere herabblickende Meinung von eigenen Vorzügen; oder modern ausgedrückt: eine übertriebene Selbstüberschätzung oder eingebildete Überlegenheit gegenüber anderen)
- dünken (glauben, meinen)
- erheischen (etwas dringend oder aufdringlich zu fordern oder zu verlangen)
- erheischlich (erforderlich)
- frischerdings (adj.) (von Neuem, wie neuerdings)
- frischwegs (geradewegs, einfach so)
- frohbeschwingt (von Freude beschwingt)
- gebenedeien (segnen)
- Geifertüchlein (Schnupftuch)
- Gelächterspiel (Spiel zum Lachen, Lustspiel)
- gelenksam (in den Gelenken leicht beweglich, gelenkig)
- gelindheit (Milde)
- Geltemann (Schuldner, Debitor)
- Gelück (alte Form von Glück)
- gelustbar (lüstern)
- gelüstrig (lüstern, begehrlich)
- gemeinbar (gemeinschaftlich)
- gemeiniglich (für gewöhnlich oder im Allgemeinen. Man kann es der gehobenen Sprache zuordnen)
- Gespons (Gemahling; früher auch Braut oder Bräutigam)
- gleichherzig (gleichgesinnt)
- hoffärtig (hochmütig)
- inhändig (in den Händen habend, besitzend)
- inhitzig (sehr hitzig, entflammt)
- Inhitzigkeit (zorniger Eifer)
- inmittels (inzwischen, unterdessen)
- jenerlei (von jener Art; Gegensatz zu dieserlei)
- kostbarlich (sehr kostbar)
- kräftiglich (sehr kräftig)
- Kuckucksmond (der Monat Mai)
- lebfrisch (munter, lebenslustig)
- lenzwarm (frühlingswarm)
- leuenhaftig (löwenhaft, löwisch)
- Leuenmut (Löwenmut)
- lichtvoll (hell)
- Lockengebäude, Lockenbau (Perück)
- Lobetanz (ein alter Preis- oder Ehrentanz)
- lobgeizig (ähnlich wie ehrgeizig, aber mit dem Wunsch gelobt zu werden; ruhmsüchtig)
- lobsam, lobsamig (lobenswert)
- mählich (allmählich)
- manngemut (männlich anmutend)
- manngierig (mannstoll)
- nachäugeln (zärtlich nachblicken)
- Nebelmann (Sagengestalt; ein geisterhaftes Wesen, das in nebligen Landschaften erscheint und Reisende oder Wanderer in die Irre führt)
- obsiegen (die Oberhand behalten, siegen)
- obsinnen (grübeln, nachsinnen)
- obzwar (obwoh, obschon)
- oftermal (oftmals)
- Ohrensäuseler (Ohrenbläser; jemand, der heimlich, oft mit schlechten Absichten, Einfluss auf andere ausübt, indem er Gerüchte oder vertrauliche Informationen weitergibt.)
- Ohrenschlüpfer (Ohrwurm)
- rachdreuend (Rache androhend)
- Recke (Kämpfer, Held)
- sänftiglich (auf sanfte Art; behutsam)
- schatzfrei (frei von Abgaben und Steuern)
- schleichlings (heimlich, hinterrücks)
- schokant (anstößig, frivol)
- sinnesgleich (im gleichen Sinne)
- tadelbar, tadelhaft (mit Tadel behaftet)
- Taffet (glattes, dicht gewebtes Stoffmaterial aus Seide mit leichtem Glanz und Knistern)
- Tagesneige (Zeit des späten Nachmittags oder Abends)
- Tellerlecker, Tellerschlecker (Schmarotzer, schmarotzender Schmeichler)
- überdies (außerdem)
- umbollwerken (sich oder etwas mit einer Befestigung umgeben)
- Unbill (Beschwernis, Ärgernis)
- Verlaub, Verlaubnis (Erlaubnis)
- vielkundig (sehr kenntnisreich)
- Vieltuerei, Vieltätigkeit (Übereifer, Arbeitswut)
- wederer (ein Fragewort: welcher von beiden? welcher von zweien?)
- Wendmut (Wankelmut)
- wiewohl (obgleich, obwohl)
- witterig, wittericht (adj) (windig, regnerisch, rau, kalt)
- witwisch (witwenhaft)
- Witz (Verstand – stimmt wirklich, so wurde das Wort einst eingesetzt; Spuren davon gibt es noch)
- Witzdünkel (übertriebene Selbstüberzeugung einer Person von ihrem eigenen Geist oder Verstand, oft verbunden mit einer gewissen Arroganz.)
- Witzigung (Lehre, Warnung)
- Witzschlaf (Schlafsucht)
- Wohlanständigkeit (Ehrbarkeit)
- wonniglich (angenehm)
- zierbar (geziert)
Siehe auch: Die Deutsche Nationalhymne von künstlicher Intelligenz (KI) visualisiert
Zitate aus der Literatur, die alte Wörter enthalten
Betrachtet zum Beispiel Eure Nasen. Sie wurden gemacht, um Brillen zu tragen, und man trägt auch welche. Eure Beine: Ihr empfingt sie, um sie zu bestrümpfen und zu beschuhen, und Ihr bestrümpft und beschuht sie. Seht die Quadersteine an! Sie wachsen, um zersägt, behauen, und zum Bau der Paläste verwandt zu werden, derohalben hat unser gnädiger Herr Baron einen gar herrlichen Palast von Quadersteinen; der größte Baron im ganzen Herzogtume muß die beste, bequemste Wohnung haben, und hat sie auch.
Voltaire: Kandide oder Die beste aller Welten, 1759
Was man hier zu Lande häufig und bei uns nicht sieht, das sind die Holzschuhe, welche schon die kleinsten Kinder tragen. Die Franzosen behaupten, diese schwere Bekleidung mache die Beine gelenksam und leicht, welches beim ersten Anblick widersprechend scheint, zumal da bekannt ist, mit welcher Vorliebe und Geschicklichkeit diese Nation über ihre Blößen einen Flor der Zweckwäßigkeit zu werfen weiß; gleichwohl könnte etwas Wahres daran sein, denn die am Fuße angebrachte Last zieht das Bein gerade und macht den Schwung desselben, den Schritt, gleichförmiger und sicher.
Ulrich Hegner: Auch ich war in Paris, 1828
Ich bin klein, so klein, daß man mich fast eine Zwergin nennen könnte, wenn nicht mein Kopf, meine Arme und meine Beine ganz im richtigen Verhältnis zu meiner Gestalt ständen. Mein Gesicht ist weder so unmäßig lang, noch so lächerlich breit, wie man es gemeiniglich bei Zwergen und andern mißgestalteten Wesen findet, und die Feinheit meiner Hände und Füße hätte den Neid mancher schönen Dame erregen können.
Jean de la Brète (Alice Cherbonnel): Mein Pfarrer und mein Onkel, 1891
Werkstattbericht
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