Die Farbe in klassischen Texten – 25 bunte Zitate

Die Farbe in klassischen Texten – 25 bunte Zitate

Schriftsteller mögen Farben, nicht alle, aber viele tun das. Farbe ist Leben. Nicht zuletzt braucht man sie für üppige, lebensfrohe, pralle Naturschilderungen.

Diese Zitate schildern bunte Szenen. Ein reger und reichlicher Gebrauch von Farbwörtern aller Art findet statt. Und wozu? Zu unserem Spaß natürlich. Und als Anregung.

Schöne Wörter Bücher Eine Bibliothek der schönen Wörter … Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen

Oder um dir Lust zu machen, mal wieder einen Klassiker in die Hand zu nehmen. Es könnte sich lohnen. Die Textschnipsel zeigen die Fülle der verwendeten Farbwörter und Farbeindrücke. Für bunte Texte! Siehe auch:

Überaus farbenfrohe Zitate aus der klassischen Literatur

Hier sind sie … Was haben diese Texte und Autoren gemeinsam? Den Sinn für das Farbige. Die Reihenfolge ist zufällig. Eventuelle Rechtschreibfehler gehören den jeweiligen Autoren.

Die Sonne sank. Gelbbraune und graue Töne glitten kühl über die Stadt, über den Höhen am Horizont schlang der Abendschein flackernde Rotglut. Zwischen den Bergeinschnitten quollen Lichtströme von Westen nach Osten und füllten die Täler mit goldenem Dunst und sich müde dehnendem Schattenblau.

Max Dauthendey: Josa Gerth, 1893.

In goldgelber Pracht dehnten sich die von grünen Baumgruppen bestandenen Berghalden und Niederungen, die zu den finsteren grauschwarzen und braunroten Klippen und dem zwischendurch rollenden grünblauen Strom einen wundersamen Gegensatz bildeten, welcher durch die aus weiter Ferne herüberleuchtenden, von rosigem Abendscheine angehauchten Züge des Hochgebirges noch erhöht wurde.

Rudolf Cronau: Im wilden Westen, 1890.

Dann kam die große Farbenorgie, deren dominierender Ton grün war. Alles war grün, grün und wieder grün – das Blaugrün des Frühlings und das welke Grün, das Gelbgrün und das lohfarbene Grün des Herbstes, Orangegrün, Goldgrün und Kupfergrün. Und alle diese grünen Töne waren von einem Reichtum, der jeder Beschreibung spottet … und dann verschwand und verwelkte der ganze Reichtum, dieses grüne Farbenspiel, und verbreitete sich über die grauen Wolken und über die See, die nun das wundervolle goldene Rot blanken Kupfers annahm, während die Tiefe in ihrer weichen, seidigen Fläche von dem duftigsten Erbsengrün getönt wurde. Dann legte sich über die Wolken ein langer schmaler Schwaden aus Rubin und Granatrot. Und über diesem Schwaden, von dem großen Farbenmassiv durch einen grauweißen Nebelstrich getrennt, lag ein anderer, noch schmälerer Streifen von rubinfeurigem Wein.

Jack London: Meuterei auf der Elsinore, 1914.

Ein scharlachroter Mantel hing ihm über sein veilchenblaues goldgesticktes Wams herab; von dem goldfarbigen Barette wallten rote und veilchenblaue Federn, am goldnen Wehrgehenke blitzte ein ausnehmend schönes und reichverziertes Schwert. Der weiße Hengst, der den Ritter trug, war schlankeren Baues, als man es sonst bei Streitrossen zu sehen gewohnt ist, und trat so leicht über den Rasen hin, daß dieser grünbunte Teppich auch nicht die mindeste Verletzung davon zu empfangen schien.

Friedrich de la Motte Fouqué: Undine, 1811.

Aber auch wenn die Büsche selber nicht mehr blühen, bleibt es bis in den Herbst hinein noch bunt von blauen Glocken, roten Lichtnelken, weißem Labkraut und gelber Goldrute; wenn diese verwelken, schmücken sich die Zweige mit scharlachrotem und goldgelbem Laube, und fällt das ab, so funkeln, blitzen und leuchten die schwarzen, blauen und roten Beeren am kahlen Gezweige.

Hermann Löns: Mein buntes Buch, 1913.

Wie durch silberne Schleier sah er die Landschaft, die scharlachfarbenen Mohnfelder, die Hecken wilder Rosen, die Bollwerke ultramarinblauer Winden und bunten Geißblattes; sah er die rotbraunen Ruinen antiker Villen und mittelalterlicher Wachttürme; sah er die Sabiner- und Albanerberge. Und er sah im Westen die ferne Meeresküste mit den schwärzlichen Wildnissen der Buschwälder.

Richard Voß: Brutus, auch Du! 1916.

Gleich goldgesponnener Seide hatte des Mädchens Haar, als es sich unter dem Lampenlichte nach den Zeitschriften gebückt, geflimmert, und die pechschwarzen, scharf gezeichneten Brauen gaben den großen, halb meergrünen, halb bernsteinfarbigen Augen noch erhöhten Glanz.

Doris von Spättgen: Irrlicht, Erscheinungsjahr unbekannt, vor 1925.

Sie trug einen schiefergrauen großen Hut mit einer ziegelroten Feder. Ihre schwarze Jacke war gesteppt und hatte einen schmalen Pelzbesatz. Das Kleid war von dunkler Kaffeefarbe, und purpurroter Sammet umsäumte Hals und Ärmel. Ihre grauen Handschuhe waren am rechten Zeigefinger zerrissen.

Arthur Conan Doyle: Ein Fall geschickter Täuschung, 1891

Wasserhelle Diamanten aus Indien und Brasilien blitzten neben himmelblauen persischen Türkisen und violetten Amethysten vom Ural. Gelbe Topase aus Sachsen, blutrote Rubine aus Birma, kornblumenblaue Saphire vom Himalaja wetteiferten mit dunkelgrünen Smaragden aus Kolumbien und indischen goldroten Karneolen. Lapislazuli aus Afghanistan und vom Baikalsee ließen auf ultramarinblauem Grundgestein ihre goldenen Flitter erglänzen.

Heinrich Vollrat Schumacher: Liebe und Leben der Lady Hamilton, 1910.

»Die braune Nacht«, so sagte er, »hat tiefere Farben als der milchige Tag. Sie schillert nicht, sie glüht. Ihr Braun ist eigentlich altes Gold, gemischt mit dem Rot geronnenen Blutes. Auch ist ein tiefes Veilchenblau dabei. Zuweilen haben alle Konturen tief purpurne, zuweilen tief orangefarbene Lichtabgrenzungen. Auch Schatten gibt es noch in der dunkelsten Nacht: Sie sind das Wunderbarste an Farbe; aber auf der Palette gibt es dieses Braun der tiefsten, ganz schon geistigen Tiefe nicht. Es ist, als ob die Nacht dieses Braun träumte.«

Otto Julius Bierbaum: Samalio Pardulus, 1908.

Draußen im Garten läuteten die gelben Osterglocken, die porzellanblauen und rosenroten Hyazinthenglöckchen den Frühling ein. Sonnengoldene und kupferfarbene Tulpen wiegten sich beim Frühlingswehen im lenzfrohen Osterreigen. Da – ein gelber Zitronenfalter, der erste in diesem Jahr. Marietta sah ihm vom geöffneten Fenster nach, sah ihn in lichtblaue Fernen verschwinden.

Else Ury: Nesthäkchen im weißen Haar, 1925.

Wie eine Lilie ist sie in einem Strauß von farbigen Blüten. Ihr glattes schwarzes Stirnband ist umflochten von weißem Flieder und Orangenblüten, über ihr Antlitz fällt der Schleier so zart, daß er gleich Schmetterlingsflügeln sich zitternd bläht. Sie senkt die Augenlider, und ihre Wimpern gehn schlagend auf und nieder, als hätten sich schwarze Falter auf das schillernde Enzianblau ihres Blicks gesetzt.

Francis Jammes: Almaide oder Der Roman der Leidenschaft eines jungen Mädchens, 1919.

Da kamen sammetne, seidene, goldstarrende Dinge zum Vorschein, die da rauschten und knisterten und unbekannt waren. Vom Doktor ist noch der ganze veilchenblaue Sammetanzug übrig, mit den vielen Schleifen und unten Goldblümchen, dann mit den Bandschuhen, und schwarzem Barett. Das aschgraue Seidengewand seiner Braut hatte hinten einen Zipfel als Schleppe hinaus, es war ein goldener Saum da, und aus dem Innern lauschte das schwefelgelbe seidene Unterfutter.

Adalbert Stifter: Die Mappe meines Urgroßvaters, 1847.

Zwischen den Stiefmütterchen, die in allen Schmetterlingsfarben blühten, von Samtschwarz und Bronzebraun zu dunklem und lichtem Purpur, von Dottergelb und Porzellanblau bis zum reinsten Weiß, trieben zwei Tauben ihr amouröses Spiel. Der Tauber hatte sich zur Liebeskugel aufgeblasen und trug kollernd vor dem Kropf die stahlgrüne Hochzeitsweste.

Hans Hart: Das Haus der Titanen, 1913.

Vinzenz kommt zurück. In weitem Bogen führte ihn der Weg. Da er aus dem Walde tritt, ist alles Purpur und Gold und veilchenblau und amethystfarben. Es ist alles unsäglich sanft. O – Heimat! . . .

Frederike Henriette Marie Kraze: Maria am Meer, 1923.

Es gibt unendlich vieles, was an alte italienische Städtchen erinnert, kleine sonnenbeschienene Höfe, alte verschnörkelte Eisengitter, graue verwitterte Steinbrunnen, kleine dunkle Gänge, in die von irgendwo ein bläulicher Lichtstreifen hinabfällt; aber das Charakteristische scheinen mir hier die alten bunten Kacheln zu sein. Auf zahllosen alten Kirchenkuppeln sieht man sie blaßgelb mit Türkisenblau, altrot mit dunklen Streifen, die die Rippen der Kuppeln markieren, goldenen Sonnen auf ultramarin Grund.

Elisabeth von Heyking: Tagebücher aus vier Weltteilen, 1925.

Dr. Laduner hielt seine Frau am Arm, und die beiden gingen im Gleichschritt, langsam, durch den Abend, der kühl und erdbeerfarben war… Über den Schneebergen lag eine orangene Wolke.

Friedrich Glauser: Matto regiert, 1936.

Kein Fußtritt war auf dem starken Teppich zu hören; tiefdunkelrote Vorhänge fielen lang über die Fenster herab, verhüllten die Aussicht auf Schnee und Reif, fingen den matten Strahl der Wintersonne auf und gaben ihm eine glühendere Färbung. Die Tür nach einem zweiten Zimmer war geöffnet; auch dort dieselbe blaßgraue Tapete, derselbe Teppich, dieselben dunkelroten Vorhänge. Diese gleichmäßige Farbenstimmung tat dem Auge und dadurch auch der Seele wohl.

Ida von Hahn-Hahn: Faustine, 1840.

Draußen stand ein Garten in blanken gelbroten Herbstfarben. Da war ein Birnbaum, dessen Blätter sahen aus, als seien sie von chromorangefarbenem Email, so glänzend, so fest, so flammend leuchteten sie im Mittagsschein. Da kokettierte eine schimmernde Pappel, eine italienische, mit großer, etwas sperriger Krone, die ließ ihre silberweißen Blätter nervös zittern und zeigte damit an, daß ein feines Lüftchen die Mittagswärme bewegte.

Ida Boy-Ed: Um ein Weib, 1909.

Der Sonnenball berührte die stahlblauen Fluten des Tyrrhenischen Meeres und übergoß den Azurspiegel mit einer Flut roter und gelber Tinten. Auf dem Korso von Neapel wogte die Menge, Fremde und Einheimische, in buntem Durcheinander.

Hans Dominik: Die Macht der Drei,1922.

“Irmgard und Jakob saßen auf der Bank vor dem Hause. Um sie blühte es von blauem Rittersporn, gelben Studentenblumen, durchstochen vom hellen Scharlach des roten Salbei und umschlungen von allen Kupferschattierungen der Kapuzinerkresse. Sie schauten stumm in die Pracht des Sonnenunterganges, der sich nach einem heißen Tage in einer zügellosen Herrlichkeit der Farben vollzog. Links am Horizont standen finster aufgetürmte Gewitterwolken, von schwefelgelben Lichtern umrandet, die Sonne sank purpurn und sandte goldrosige Strahlenbündel in einen kristallgrünen Himmel, an dem zarte Wölklein selig-golden in einer immer stärker sie umströmenden Flut von Karmin im zartesten Rosa schwammen.”

Gabriele Reuter: Irmgard und ihr Bruder, 1930

Ich sehe runden Silberrauch, der sich um weißgrüne Kelchknöpfe ballt. Und blendend goldene große und kleine Sterne. Sanftgewiegte, still strahlende, fröhlich blitzende Wunder. Unzählige blaue, lilaweiße, rote, violette, tausendfarbige Kelch- und Glockenpracht, gezackt, beperlt, bewimpert, glatt, mit seinem Netzwerk bunter Äderchen, im dicht und weit geregelten Beieinander an schlanken und dicken runden Stengeln hinauf. Buntes, süß verwirrendes Gekrissel von Grasdolden und die tiefglühende, breitentfaltete Pracht des roten Mohns.

Johannes Schlaf: Frühling, 1894.

Die Landschaft drüben, graublau am Morgen, schimmerte mittags wie in Gold, bis sie bei untergehender Sonne tief in Rot sich tauchte; das Meer selber aber, in noch rascherem Changieren, lief alle Töne der Farbenskala durch, wenn diese Töne nicht gar (wie auch wohl geschah) regenbogenartig nebeneinander lagen; chamoisfarben, grasgrün, tiefdunkelblau glitzerte dann, wie eine Schlange, die leis sich hebende Flut.

Theodor Fontane: Kriegsgefangen, 1871.

Die Luft war kühl und silbrig. Im Zimmer drinnen warfen die vier Kerzenflammen, die wie aus Gold getrieben waren, so schwer und unbeweglich, einen rötlichen Schein an die grauen Wände.

Grazia Deledda: Das Geheimnis , 1932

Plötzlich löste es sich aus ihrem Gedränge, und das grenzenlose, gewaltige Meer tat sich vor ihnen auf und verlor sich in der blauen Ferne, wo aus seinen Wassern die Wolkengebirge zum Himmel aufstiegen – die grauvioletten mit den wolligen gelben Rändern, die meerfarben-grünlichen und jene düsterbleigrauen, die so schwere, trübselige Schatten warfen.

Maxim Gorki: Tschelkasch, 1895

Westwärts flammte der Himmel blutrot und warf purpurne Teppichfetzen über das schillernde Eis. Und je weiter und länger sie fuhren, desto seltsamer wandelten sich die Farben, zogen breite, violette Bordüren in das Rot, spannen smaragdgrüne Fäden ein und tiefblaue Muster von der Leuchtkraft des Ultramarins, und mischten sich jäh, um als ein heißes Gelb den Horizont zu überziehen, als hätte plötzlich der Himmel Ägyptens mit dem Himmel des Nordens getauscht.

Rudolf Herzog: Hanseaten, 1909

Ganze Felder von rosen- und purpurfarbigen Nelken wogten um die Kirschbäume mit ihrer reifenden Frucht, Johannisbeersträucher wechselten mit ganzen Gehölzen von Himbeeren, von langgestreckten Beeten blühenden Salbeis umsäumt. Wie eine scharlachrote Stickerei auf grünem Grund tauchten überall Büschel von wildem Mohn auf, und schon fing der Hafer an, einen Goldton in die Farbenmischung zu tragen.

André Theuriet: Unter Rosen, 1901

Der Sturm hatte ein wenig nachgelassen. Auch war der Himmel nicht mehr so gleichmäßig dickgrau, wie während der ganzen letzten Sturmwoche. Die Wolken hingen in vielfarbigen Fetzen umher, in allerhand Schattierungen vom tiefsten Schwarzblau bis zum weißlichen Grau. Jetzt brach sogar die Abendsonne durch eine düstere, blauschwarze Wand und malte violettrote und orangegelbe Streifen an den westlichen Himmel.

Dora Duncker: Sturm, 1912

Werkstattbericht

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