Heb dich ab durch die schöneren, gewählteren Wörter. Die gehobene Sprache für gefühlvollere Texte ist uns schon einmal begegnet: Her findest du die Adjektive der gehobenen Sprache.
Die gehobene Sprache ist nicht die Sprache der Poesie, die sattelt noch mal drauf. Dennoch kommen diese Wörter gestelzt daher. Wer redet so? Mangels Monarchie wohl niemand mehr. Dennoch kannst du diese Begriffe vorsichtig in deinen Texten und Schriften nutzen. Als Besonderheit. Es ist eben ein Unterschied, ob ich Wohnung oder Behausung sage; Gesicht oder Antlitz. Aber der Kontext muss stimmen, sonst wirkt es schnell lächerlich.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Das klappt prinzipiell überall, man muss nichts mit Mode, Schickimicki, Fantasy, Historie oder Adel machen. Es kommt immer darauf an, welche Wirkung man beabsichtigt und für welches Publikum man schreibt.
Viele Wörter kennst du, da sie immer noch vorkommen (teils auch in Redewendungen), aber vielleicht ist dir die genau Bedeutung unklar. Hier kannst du sie nachschlagen.
Nicht weniger Wörter dieser Kategorie sind französischen oder lateinischen Ursprungs. Sie sind dennoch keine Fremdwörter. Mitunter werden einige der folgenden Wörter auch als angestaubt oder altertümlich oder wahrgenommen. Veraltet sind sie indes nicht. Sie haben eine lange und edle Tradition.
Gehobene Sprache setzt Bildung nicht voraus, eine Liste wie diese genügt, ihre Verwendung lässt aber auf eine solche schließen. Man wird anders gesehen. Siehe auch:
- 63 niveauvolle Verben aus der gehobenen Sprache
- Damals! 79 schöne vergessene Wörter von Früher
- 69 ungewöhnliche Substantive aus vergangener Zeit
Gehobene Substantive, die Liste
Diese Worte sind eine Auswahl, keine vollständige Sammlung aller in Frage kommenden Wörter der deutschen Sprache. Die Liste wird erweitert, sobald ich passende Beutestücke finde.
- Altvorderer — Vorfahr, Ahn
- Angesicht — Gesicht
- Antlitz — Gesicht
- Arg (m) — Falschheit, Boshaftigkeit, Böses
- Aura — besondere Ausstrahlung
- Begehr — Wunsch, Verlangen (Was ist Euer Begehr?)
- Beharrsamkeit — Beharrlichkeit
- Behausung — Wohnung, Unterkunft
- Beseligung — Glück, Sonnenschein, Zufriedenheit
- Betrübnis — Depression, Gram, Kummer
- Dasein — Vorhandensein, Bestehen, Existieren, die menschliche Existenz
- Dornenweg — Leidensweg, durch Schwierigkeiten und Mühsal gekennzeichneter Prozess
- Düsternis — Dunkel, Düsterheit
- Eigen — Eigentum, Besitz
- Entzücken — Begeisterung, Freude; freudige Zustimmung
- Erdenbürger — Mensch, Erdbewohner
- Ergötzlichkeit — Spaß, Vergnügen
- Fehltritt — Vergehen, Verfehlung, Verstoß gegen ein Gebot
- Firmament — Himmel, Himmelsgewölbe
- Fortuna — Glück
- Freveltat — Missetat, Straftat, Übeltat
- Frühlicht — Morgendämmerung, erstes Licht des Tages
- Furor (Betonung auf der ersten Silbe) — Wut, Raserei
- Gefilde — Landschaft, Gegend
- Gelass — kleiner, enger, dürftig eingerichteter Raum
- Gemach — Zimmer, vornehmer Wohnraum
- Gram — Kummer
- Grimm — Wut, Zorn
- Hauch — zaghafte Regung von etwas, Anflug, leise Spur, geringstes Anzeichen, Andeutung, Schimmer
- Heil — Glück, Wohlergehen
- Herzeleid — seelischer Schmerz, Kummer
- Hochzeit — glänzender Höhepunkt, Blütezeit (nicht zu verwechseln mit der Eheschließung)
- Inbrunst — starkes, leidenschaftliches, hingebendes Gefühl
- Ingrimm — heftiger Zorn, verbissene Wut
- Irrsal — Zustand menschlichen Irrens
- Labsal — Erfrischung, Wohltat
- Langmut — nachsichtiges Ertragen, große Geduld
- Liebreiz — Charme, nettes, reizendes Aussehen, natürlicher, nicht auf bloße Wirkung bedachter Charme
- Liebste — Frau, die von jemandem geliebt wird
- Liebster — Mann, der von jemandem geliebt wird
- Mär — Erzählung, seltsame Geschichte, unglaubwürdiger oder unwahrer Bericht
- Makel — Fehler, fehlerhafte Beschaffenheit, Wertminderung
- Misshelligkeit — Uneinigkeit, leichtes Zerwürfnis
- Obliegenheit — Pflicht, Aufgabe
- Quell — Urgrund, Ursprung von etwas, was als Wert empfunden wird
- Rebensaft — Wein
- Regsamkeit — regsame Art, regsames Wesen, Aktivität
- Ross — edles Pferd, besonders Reitpferd
- Ruch — zweifelhafter Ruf
- Schelte — laut vorgebrachter Tadel, Schimpfen
- Schimpf — Beleidigung, Demütigung, Schmach
- Schlummer — leichterer, oft kürzerer Schlaf, besonders als Zustand wohltuender Entspannung
- Schmach — Kränkung, Schande, Herabwürdigung, Demütigung
- Schwadronade — Gerede
- Schweif — längerer, buschiger Schwanz
- Sonnenglast — gleißend helles Sonnenlicht
- Strahlkraft — Ausstrahlung
- Tagesgrauen — Morgendämmerung
- Unschicklichkeit — unschickliche Handlung oder Äußerung
- Vermählung — Heirat, Eheschließung
- Weltgebäude — Weltraum, All
- Wohlgefallen — Freude, Begeisterung, Gefallen
- Wohnstätte — Haus, in dem jemand wohnt, Wohnung
- Wonne — hoher Grad der Beglückung, des Vergnügens, der Freude
Gehobene Substantive in der Literatur
Der Fuchs aber band mit des Pferdes Schweif dem Löwen die Beine zusammen und drehte und schnürte alles so wohl und stark, daß es mit keiner Kraft zu zerreißen war.
Der Fuchs und das Pferd, eine alte deutsche Fabel
Sie waren im Sonnenglast hingestreckt, auf einer Wiese, über der die Luft in der Mittagswärme zittrig schwebte. Schweigen.
Rheinsberg: Kurt Tucholsky, 1912
Als sie in das Morgengewand schlüpfend vor den Spiegel trat, legte sie beide Hände vor das Antlitz und wandte schaudernd sich ab, als fürchte sie sich vor sich selbst. So stand sie minutenlang da, die Augen mit beiden Händen bedeckt, nur zuweilen leise das Haupt bewegend, bis ihre Arme endlich müde herabfielen.
Hans Wachenhusen: Komtesse Helene , 1876
Werkstattbericht
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