Entdecke einige der versteckten Juwelen und sprachlichen Raritäten aus dem Schatzkästchen der Brüder Grimm, dem Deutschen Wörterbuch – Worte, gewoben aus den Zeiten des Wandelns.
Sprachjuwelenschätze
Das Stöbern in den angestaubten Seiten wird zu einem Fest der Neugier und zündet ein Feuer der Entdeckungsfreude in uns. Immer wieder kommen dabei Schätze zum Vorschein, die überraschend in unser Bewusstsein treten. Sie strahlen Faszination aus, tanzen aus der Reihe und singen mit einer ganz eigenen Melodie.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Diese verborgenen Schönheiten könnten auch heute noch ihren Platz in unserer Sprache finden, wenn wir nur den Mut aufbrächten, sie zu verwenden. Unsere Sprache vibriert noch immer mit einer unerwarteten Lebenskraft, die entdeckt werden will.
Ich habe diese Wortperlen ausgewählt, weil sie selten und fast vergessen sind, selten in Suchmaschinen auftauchen und im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm glanzvoll in Erscheinung treten. Sie zeichnen sich durch einen melodischen Klang oder bildhaften Charakter aus. Die Erläuterungen habe ich selbst verfasst oder sorgfältig angepasst, um sie mit der modernen Welt zu verbinden. Siehe auch:
- 99 Wohlfühlwörter – Die schönsten Wörter der deutschen Sprache
- 59 äußerst seltene schöne Adjektive der deutschen Sprache
- Wohlfühlwörter in klassischen Zitaten – Teil 2
Lexikjuwelen, Sprachraritäten, Worterbe, Begriffskostbarkeiten, Klangperlen, Satzschmuck, Bedeutungsglanz, Buchstabenschatz.
Begriffe aus dem Grimmschen Wörterbuch, die kaum jemand kennt
Alphabetisch sortiert, ohne Wertung, so wie ich sie gefunden habe. Die Rechtschreibung habe ich, da wo es nötig war, heutigen Regeln angepasst.
- Maulaffengesicht (Gesicht eines glotzenden, gaffenden Menschen)
- Bissenfischchen (kleiner Fisch, an dem man nur einen Bissen hat)
- blindenmäusig (bedeutete so viel wie blinzeln)
- blindfeldeinhin (aufs Geratewohl landeinwärts übers Feld gehen)
- blinkerblank (blitzblank und blinkend)
- blumenglücklich
- bummelwitzen (übermütig sein)
- bummelwitzig (närrisch, aufgedreht sein, übermütig)
- Busenwort (ein Lieblingswort, das man oft im Munde führt)
- Butzenmummel (Sagengestalt, mit der früher Kinder erschreckt wurden. Auch bekannt als Butzemann, Schwarzer Mann, Böggelmann, Brögelmann, Popelmann und andere.)
- dankvergessen (undankbar)
- Dreimännerwein (schlechter, untrinkbarer Wein. Man sagt, wer ihn trinken wolle, müsse von einem andern gehalten werden, und ein Dritter müsse ihn eingießen.)
- Dünnmantel (Doktor Dünnmantel war ein Spottname eines armen Doktors)
- erglitzern (beispielsweise: das Schwert erglitzerte)
- Erzempörer (Rädelsführer)
- erzlangweilig (sehr langweilig. Erz dient als Verstärkung)
- Erzschabhals (Geizhals)
- fernschön, feldschön (in der Ferne schön erscheinend, aber nicht von Nahem)
- frühauflodernd (in der Kindheit, der Jugend lebhaft entstehend)
- Frühaufschwung (der Aufschwung mit dem kommenden Tage)
- Frühblick (ein in der Frühe des Morgens hervorbrechender Lichtstrahl. Der Frühblick der Sonne. In der Kindheit, der Jugend hervorbrechender erfreulicher Schein)
- Frühgezwitscher (das Zwitschern in der Frühe des Morgens)
- Frühlingsträufeln (im Frühling niederträufelnder Regen)
- Funkelschein (funkelnder Schein, durch Beweglichkeit und Helle sich hervorhebender Schein)
- Funzelkram, Funselkram (Kleinkram; Kleinigkeitskram)
- Gernschön (eine Person, die gerne schön wäre)
- Gewitterwinternacht
- Glanzbahn (dichterisch für den Himmel als Bahn der Sonne und der Gestirne)
- Glanzhandschuh (Glacéhandschuh -> Wikipedia)
- herzenschön (von herzbewegender Schönheit)
- Heuchelträne (falsche, geheuchelte, gestellte Träne)
- hochscheinbarlich (in hohem Grade scheinend, sehr offenbar)
- Höllenfuchs (für einen bösartige, listigen Menschen)
- Holzhase (Hase der im Wald lebt, im Gegensatz zum Feldhasen)
- Hummelvogel (Kolibi)
- Kammbeißer (zänkischer, kampflustiger, bissiger Mensch)
- Kammerkätzchen (Scherzname für eine Kammerjungfer, also Dienerin bald liebkosend bald neckend)
- Kammermütze (Schlafmütze)
- Karglautigkeit (Wortkargheit)
- klapperbeinig (knochendürr)
- Kleinkinderbewahranstalt (Kindergarten, Kita; im Grimm las sich das noch so: Anstalt worin kleine Kinder den Tag über zur Bewahrung untergebracht werden.)
- klüffelwitzig (von grobem Verstand)
- kribbeldick (dick; so dicht, dass es wimmelt)
- Launenfieber (heftige, wechselnde Launen, veränderliche Gemütsstimmung)
- leidselig (Leid, Schmerz ertragend)
- Leidseligkeit (Schmerz)
- leidzerknirscht
- Maulfülle (so viel ins Maul hineingeht)
- Mettennetz (Spinnenetz)
- Mettenstern (Morgenstern, Venus)
- Metzgerfinger (Mittelfinger, früher auch Narren- oder Arschfinger genannt)
- Meuchelmordbrenner (jemand der heimtückisch mordet und Dinge anzündet)
- Morgenbläue (die Bläue des Himmels am Morgen. Bläue = Blaufärbung)
- Mückenschmalz (Scherzhafte Bezeichnung einer nicht vorhandenen oder unmöglichen Sache)
- Mummwerk (Maskerade, Verkleidung)
- nachtfarb (wie die Nacht gefärbt, nachtfarbig)
- nettfüssig (einen netten Fuß habend)
- ofengucken (das Gucken ins Ofenloch, heute kann damit auch der Backofen gemeint sein)
- Ohrgebrümmel (Ohrensausen)
- Pfirsichwange (durchblutete menschliche Wange rot oder orange gefärbt wie ein Pfirsich)
- Plunderweisheit (Weisheit, die so viel Wert hat wie Plunder)
- Polterkammer (Rumpelkammer, Kammer für allerhand abgenütztes Hausgerät)
- Possenlust (Lust auf Unfug haben)
- rätselsüß (geheimnisvoll süß)
- Räuberspelunke (Spelunke in der sich Räuber aufhalten. Spelunke = übel beleumdete Kneipe, Gastwirtschaft)
- Rebenwasser, Rebentränen (dichterisch für Wein)
- Saufdrossel (so nennt man insgemein diejenigen liederlichen versoffenen Weiber, die dem Trunk ergeben sind – so sagt es der Grimm)
- Saufgroschen (Geld zum Versaufen)
- Schilfgeflüster (leises, durch den Wind im Schilf hervorgerufenes Geräusch)
- Schillerschmetterling (Schmetterling mit blau schillernden Flügeln)
- Schlachtacker (wie Schlachtfeld, klingt aber dramatischer und elender)
- Schlackerwind (ein Wind, der Regen und Schnee mit sich führt)
- schlafdurstig (nach Schlaf gleichsam durstig, sehr müde)
- schlafgierig (nach Schlaf gleichsam gierig, schlaftrunken)
- Schmetterlingsfittich (gehoben für Schmetterlingsflügel)
- Schmetterlingsglaube (zu glauben, jede Blume sei für einen selbst gewachsen.)
- Schmuckerlein (Kuss)
- Selbstbehagen, Selbstbehaglichkeit
- stockfischmantel (wohl ein Mantel von weißlich grauer Farbe)
- Stockfischposse (alberne, possenhafte Dummheit)
- stockfischstumm (äußerst stumm)
- strahlendurchfunkelt (zum Beispiel Lichtstrahlen in der abendlichen Stadt, oder Sonnenstrahlen auf dem Feld.)
- Suppenfreund (in unserer Zeit ist das jemand, der Suppen gern mag, den Suppenliebhaber gab es auch damals schon. Es gab Zeiten, da war der Suppenfreund ein Schmarotzer, ein falscher Freund, der nur um der Suppe willen ein Freund ist.)
- Suppengöttin (scherzhaft für Köchin)
- Taschenherz (ein Herz so klein, dass man es in der Tasche tragen kann; als Kompliment ist das nicht gemeint)
- Tischfreundschaft (der nur um der guten Mahlzeiten willen jemands Freund ist, weil er gut bewirtet wird; Tischgenosse, Mitschmauser)
- Traumgetümmel, Traumgewimmel (Durcheinander der Träume oder im Traume)
- Träufelschulden (kleine Schulden)
- Unschuldkinderglück (gefunden bei Ernst Moritz Arndt)
- Unschuldskleidlein
- Wellengemurmel (das leise Schwappen der Wellen)
- Windelwicht (Wickelkind, Säugling)
- zipfelweise (stückweise, in kleinen Portionen)
- Zipperleinleute (Gichtkranke, am Zipperlein leidende Menschen)
- Zippschwester (trunksüchtige Frau, Zechschwester)
- Zirkusbude
- Zitterglanz (unsicheres, spielendes Licht)
- Zorngeflacker (bei diesem Zornausbruch denkt man an einen Brand oder einen Vulkan)
- Zwielichtstunde (Abenddämmerung)
Wörter aus dem Grimmschen Wörterbuch in alten Texten
Des Lebens tiefe Augen glühten
Mit grauem Märchenblick mich an:
Du! Deine Augen, die wie Sterne blühten,
Zwei wundersame, blasse Schicksalssterne,
Aus deiner keuschen Mädchenferne
So rätselsüß in meine Seele sahn.
Gustav Falke: Gedichte
Steht er da, der Weihnachtsbaum,
Wie ein bunter, goldner Traum,
Spiegelt Unschuldkinderglück,
All sein Paradies zurück.
Ernst Moritz Arndt: Gedichte, 1847
Werkstattbericht
Die im Beitragsbild verwendete Grafik stammt von Pixabay. Der märchenhafte Stil erinnert an ein anderes, viel bekannteres Buch der beiden Grimms. Die Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche siehe oben.