Diese Superlative übertreiben, und zwar mit voller Absicht. Es kommen mindestens drei Wortteile darin vor, manchmal sogar mehr. Diese Adjektive sind zu eigentllich zu viel des Guten, aber sie sind echt und im Gebrauch – zumindest gewesen, ein Teil davon aber nur selten.
Diese Art der Verstärkung lässt sich als Stilmittel einsetzen. Diese Superlative sind eine bildhafte Steigerungsform. Schau her:
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
- dürr
- klapperdürr
- rappelklapperdürr
Solche Steigerungsformen kann man sich auch selbst ausdenken. Zum Beispiel sommersiedendheiß oder sonnensiedendheiß. Dazu braucht es nur eine Portion Sprachgefühl und etwas Humor. Früher nannte man so etwas einen Volkssuperlativ, denn gelehrte Leute sprachen nicht so. Wichtig sind:
- Bildhaftigkeit (sie malen ein lebendiges Bild der beschriebenen Eigenschaft)
- Emotionale Wirkung (sie können humorvoll, drastisch oder emotional sein)
- Steigerung (sie gehen über die normale Steigerungsform von Adjektiven hinaus)
- Umgangssprachlichkeit (in der Regel sind sie nicht in formellen Kontexten zu finden)
Und weil man im Deutschen so gut neue Wörter bilden kann, haben wir eine hübsche Reihe davon zustande gebracht. Siehe auch:
Liste mit mehrfach zusammengesetzten und übertriebenen Superlativen
Hier ist, was ich habe finden und ausgraben können.
- brühsiedenheiß
- eisbitterkalt
- empfindungsblütenweich (dichterisch nach Friedrich Rückert)
- feuerflammenrot
- fuchsteufelswild
- funkelhagelneu (so neu oder weiß wie frisch gefallener Hagel, ganz neu)
- funkelnagelneu (der Grimm beschreibt es so: Neu wie ein beim Schmieden eben vom Feuer oder aus der Esse kommender Nagel. Ähnliche alte Wörter sind: funkelspaltenneu und spanfunkelneu)
- glotzquittegal
- hellerlichterloh
- himmelhochjauchzend
- hirnochsendumm
- kerneichelfrisch
- kitzekatzegrau (katzengrau, katergrau)
- klipperklapperdürr
- kohlkesselschwarz
- kohlpechrabenschwarz (Pech ist eine schwarze, teerartige Masse)
- kohlpechschwarz
- kohlrabenschwarz
- kohlrußrabenpechschwarz
- knüppeldickevoll
- knüppeldicksatt
- kreuzlendenlahm
- kreuzsternseelenallein
- kupferfeuerrot
- kuschelwatteweich
- mucksmäuschenstill
- mutterhundseelenallein
- mutterseelenallein
- muttersternallein
- nachtschattendunkel
- nachtschattenschwarz
- nigelnagelneu
- rappelklapperdürr
- schnappprasselhart
- schneeblütenrieselhagelweiss
- schneeschloßenweiß
- schnurzpiepegal
- siedhöllenheiss
- sommersonnenheiß
- splitterfasernackt
- steinstockdumm
- sternhagelvoll
- sternglockenhell
- stichkrachsauer
- stockbrandfinster
- stockmausetot
- stockmäuschenstill
- stockpechfinster
- stockrabenfinster
- stocksternhagelbetrunken
- storch(en)klapperdürr
- todspinnefeind
- wandkreideweiss
- zauberhimmelschön
- zuckerhonigsüss
- zuckerpuppensüß
Volkssuperlative in der Literatur
O, dieses Beerfelden, es war doch ein rechtes Lumpennest. Wer am Morgen katzennüchtern dort ankam, torkelte am Abend sternhagelvoll an dem Galgen vorbei, der auf der Höhe vor dem Städtchen stand.
Adam Karrillon: Erlebnisse eines Erdenbummlers, 1923
Jawohl, Lilofe Vanderey hatte in dieser Stunde nach Hilfe gerufen. Sie hatte auch nach Hilfe gerufen in den verflossenen Tagen, in denen sie muttersternallein gestanden hatte.
Max Geißler: Die schöne Lilofe, 1916
Unzufrieden zieht und zerrt die Mutter, stechen und heften Tanten, Freundinnen und Kammerfrauen an Taille und Ermel, indes die arme Kleine mit den funkelnagelneuen, eng angepreßten Schuhen kaum auf ihren Füßen stehen kann, immer blasser wird, Tränen ihr in die Angen treten, und sie nichts mehr sieht und hört, und es unbeachtet läßt, daß das Gesinde in den Türen übereinander hinsteht, und neugierig gafft und prophetisch bewundert.
Caroline de La Motte-Fouqué: Die Frauen in der großen Welt, 1826
Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google, DTA und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.