Was sind das nur für Leute?
Dies sind Begriffe, die ich mir keineswegs ausgedacht habe. Alle Wörter sind allesamt historisch belegt und waren einmal in Gebrauch. Die alte Zeit hört schon auch noch aus den Begriffen heraus, was ihnen einen besonderen Reiz verleiht – auch wenn so heute keiner mehr redet.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Mit diesen Begriffen schmähte man Leute, setzte sie herab oder machte sich über sie lustig. Das Gegenteil kam gelegentlich auch vor. Heute noch im Gebrauch sind der Miesepeter oder der Schmalhans und ein paar andere. Der Vorname Hans ist in genau diesem Zusammenhang verbreitet gewesen. Wer erinnert sich nicht an den Wursthans (Hanswurst).
Schmeichelhaft ist das nicht. Aber Hans ist früher ein häufiger Vorname gewesen. Auch Trine und weitere Namen tauchen zu unserer Freude des Öfteren auf. Das geschieht auch in der modernen Sprache, man denke an den Alphakevin.
Auffälliges Verhalten fordert Spott heraus. In der gegenwärtigen Zeit genau wie damals. Diese Wörter singen noch heute ihr Lied davon. Manches klingt einfach nur schön, anderes lässt Bilder vor unserem inneren Auge aufscheinen.
Es sind nicht die ärgsten Schimpfwörter, sondern Ausdrücke mit einem Augenzwinkern. Man machte sich ja nur etwas lustig. Siehe auch:
- 99 Höhepunkte aus dem Deutschen Schimpfwörterlexikon von 1838
- Damals! 79 schöne vergessene Wörter von Früher
- Schöne Wörter der deutschen Sprache in klassischen Zitaten
Liste mit lustigen Bezeichnungen für Menschen, die …
Diese Wörter sind volkstümlich, echt und ungeschminkt. Außerdem sind sie alt und zumeist nicht mehr in Gebrauch. Es gibt Überschneidungen ähnlicher Begriffe, bitte störe dich nicht daran.
- Angstpeter (ein ängstlicher Junge)
- Brausekopf (schnell aufbrausender Mensch)
- Chausseegrabentapezierer (Landstreicher)
- Dummerjan (dummer Johann, Dummerheinz, Dummkopf)
- Duttengretel (Frau mit großen Brüsten)
- Eselslügner (war kein einfacher, sondern ein grober Lügner)
- Fabelhans (jemand, der häufig selbsterfundene Geschichten erzählt, ähnlich wie Faselhans, Maulhans, Prahlhans)
- Fensterhenne (Prostituierte, hinter einem Fenster hockend auf Kundschaft wartend)
- Frühpeter (ein zu früh nach der Trauung geborenes Kind)
- Furzmichel
- Galgenhuhn (Galgenvogel)
- Giftbläser (schlimmer Berater)
- Grillenhans (Gaukler, Fantast)
- Grimmbart (alter grimmiger oder mürrischer Kerl)
- Hagelskerl (Teufelskerl)
- Hahnepampel (Hampelmann, Hanswurst; Schimpfwort für einen zappeligen Menschen)
- Herbstlümmel (Hagestolz)
- Hübschlerin (Freudenmädchen, Prostituierte)
- Kalmäuser (eigenbrötlerische, wirklichkeitsfremde, stubenhockerische Person)
- Katzenhintenlecker (Heuchler, Schleimer)
- Knapphans (Hungerleider, Geizhals)
- Knollfinken (plumper, grober Mensch)
- Krippenreiter (Spottname für einen armen Edelmann)
- Küssenpfennig (Geizkragen)
- Lachenicht (einer der nicht lacht)
- Lämmermatz (ein sehr geduldiger Mensch)
- Latschmichel (für einen latschenden und schlaffen Menschen)
- Liederjahn, Liederjan (für einen liederlichen, nachlässigen Menschen)
- Miesepeter (auch als Adjektiv miesepetrig)
- Mondscheinjäger (eine weichliche schmachtende männliche Person)
- Plapperzunge (plappernde, schwatzhafte Zunge)
- Plauderschwatze (Klatschtante)
- Plumperjahn (plumper Jan, ein roher, ungeschliffener Mensch)
- Rockenreuterin (spöttisch für altes abergläubisches Weib, alte Hexe)
- Schlabberliese (kleines Mädchen, das sich beim Essen beschmutzt)
- Schlauderer (jemand der nachlässig arbeitet)
- Schleckfresser (genusssüchtige Person, der nichts zu teuer ist)
- Schleichfuchs (Heuchler)
- Schlotterjan (nachlässiger, schmutziger Mensch)
- Schlumperliese (unreinliche, nachlässige Frau oder Mädchen, auch Schlumperkäte)
- Schlumphans (Schlamphans, schlampiger Hans)
- Schmachthans
- Schmachtlappen (ein ausgehungerter, gieriger Mensch)
- Schmaddergrete (unreinliche Frau oder Mädchen)
- Schmalhans (dieser Begriff ist noch im Gebrauch, er bezeichnet einen Hungerleider, einen Knauserer)
- Schmierhans (Schimpfwort für einen schmierenden, schlechte Bücher schreibenden Menschen)
- Schnatterliese (schwatzhafte weibliche Person, Schnattergans)
- Schnüffeltrine (eine, die überall herumsucht, sich in alles einmischt, alles wissen will)
- Schnuderbube (Rotzbengel)
- Schlotterbauch (auffallend magerer Mensch, magersüchtige Person)
- Schlumperkäte (schlumperiges Frauenzimmer … so beschreibt es das Grimmsche Wörterbuch)
- Schwabbelliese (Schwätzerin)
- Schwabbelmeier (Schwätzer)
- Schwatzmann (Schwätzer, Schwatzmaul)
- Senfversaurer (ein bissiger scharfer Mensch – auch Freudenstörer, Freudenversenfer, Spielverderber)
- Siebenfraß (einer, der für sieben isst; ein Vielfraß)
- Spielmatz (einer der gern spielt)
- Stänkermatz (ein stinkender Mensch)
- Strohjunker (verächtlich für Adliger)
- Strumpflauser (bezeichnete einst einen Geizhals)
- Tollerjan (toller Johannes, ähnlich wie Dummerjan oder Liederjahn)
- Turmspitzenvergolder (Landstreicher)
- Waschgrete (Schwätzerin)
- Watschelbübchen (ein kleiner Junge wenige Jahre alt)
- Windmichel (Dummkopf)
- Wolkenschieber (für einen sehr großen Menschen oder für einen Phantasten, einen Träumer)
- Zuckeraffe (ein verzogener Junge)
Weiter geht es mit: 61 (alte) Spottnamen für Menschen mit gewissen Verhaltensweisen
Schmähwörter und Bezeichnungen für Menschen in der Literatur
Ilschen Hermann wurde so rot wie die beiden Haarschleifen, die an jeder Seite über ihren Ohren baumelten. Sie war ein kleiner Schmierhammel und wurde auch zu Hause öfters deswegen gescholten.
Else Ury: Nesthäkchen im Kinderheim, 1915
Aber der Sänger, durch solche erstaunliche Sanftmut nur immer mehr gereizt, schimpfte lustig fort und nannte den Ritter, zu Florios heimlichem Ärger, einen Mondscheinjäger, einen Schmachthahn, einen Renommisten in der Melancholie.
Joseph Freiherr von Eichendorff: Das Marmorbild, 1819
Aber das weiß er nicht, daß ich, der Trunkenbold und Liederjan, der Räuber und Übeltäter, ihn, diesen Spötter, als er noch ein ganz kleines Kind war, in Windeln gewickelt und in der Wanne gebadet habe …
FjodorDostojewski: Der Idiot, 1869
Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay – hier und hier. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google, Deutsches Rechtswörterbuch (DRW) und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.