Es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Worte, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Wörter wie Blütenzauber, Firlefanz oder Naseweis.
Ich mag nostalgische alte Worte gern. Ich nenne sie Wohlfühlwörter, weil sie ein positives Gefühl auslösen können. Sie sind Wellness für Texte.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Warum werden einige Wörter als besonders schön empfunden? Am Klang allein kann es nicht liegen. Für manchen Ausländer ist Deutsch eine Sprache von Orks – hart und brutal (hat wohl mit der Vergangenheit zu tun). Wie eine Schreibmaschine, die Alufolie frisst. Oder seht Tim Allen im Video über das Wort Schmetterling. Der Klang an sich kann es also nicht sein. Es muss mit der Bedeutung der Begriffe zu tun haben.
Der Schatz der Wörter
Wahrscheinlich erinnern uns diese Wörter an Früher, an die Kindheit etwa, an die gute alte Zeit – oder was man dafür hält. Man spricht nicht umsonst von einem Wort- oder Sprachschatz. Den Sprachreichtum kannst du nutzen, um deine Texte zu vergolden. Gefühlvolle Wörter, die ich auch in meinen Romanen gern einsetze. Siehe auch:
- 69 selten schöne Wörter der deutschen Sprache und was sie bedeuten
- Die Lieblingswörter der Deutschen
- 99 nahezu unbekannte, aber wunderschöne Wortschätze
Das ist noch einen Tick spannender als Synonyme zu benutzen. Es gibt Beiträgen, Geschichten und Romanen das gewisse Etwas und lässt die Leser sich mit dem Text verbundener fühlen. Was man auf welche Weise einsetzen kann, ist immer textspezifisch. Beispiele weiter unten.
Die schönsten Wörter der deutschen Sprache
Die meisten dieser Begriffe sind positiv besetzt. Die alte Zeit klingt in diesen Wörtern nach. Wer möchte, kann diese Begriffe auch Kraftwörter nennen.
- anschmiegsam
- Augenstern (Kosewort)
- Augenweide (schöner Anblick)
- Backfisch (für ein junges Mädchen, mehr über den Backfisch)
- Backpfeife (Ohrfeige)
- Bauchgefühl (intuitive Einschätzung oder Entscheidungsfindung, die ohne bewusste Analyse oder logisches Denken erfolgt)
- Bauchgrimmen (Bauchschmerzen)
- Bauchpinseln (Komplimente machen)
- Blickfang (ein Element oder Objekt, das sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht und den Blick des Betrachters fesselt, oft durch auffälliges Design, Farbe oder Positionierung)
- Budenzauber (beleuchtete Buden auf dem Jahrmarkt oder eine Party in einer sturmfreien Bude)
- butterweich (weich und zart wie Butter)
- Dämmerlicht (Lichtverhältnisse wie in der Dämmerung)
- Dreikäsehoch (Lümmel, Bengel, Lausebengel, Schlingel, für ein freches kleines Kind)
- Einfaltspinsel (Dummkopf, Narr)
- farbenfroh
- Fernweh (Sehnsucht nach fernen Ländern)
- Fingerspitzengefühl (feines Gespür für die Lage der Dinge)
- Firlefanz, Firlefanzereien (Unsinn, Tand, törichtes Zeug)
- Freiheitsdrang (sich in seinem Tun nicht mehr einengen zu lassen)
- Freudentaumel
- Frühlingserwachen (der Beginn des Frühlings)
- Gänseblümchen
- Gedankenwelt (die Gesamtheit der Gedanken, Vorstellungen, Überzeugungen und Ideen, die ein Individuum hat und die dessen inneres Erleben und Handlungen beeinflussen)
- Gemütlichkeit
- Glückskind (eine Person, die scheinbar ständig von Glück begünstigt ist, sei es in Form von günstigen Zufällen, Erfolg oder allgemeinem Wohlbefinden)
- Habenichts (eine sehr arme Person)
- Habseligkeit (geringer Besitz)
- hanebüchen (auf spektakuläre Weise unglaublich)
- Heimeligkeit (behagliche, vertraute Gemütlichkeit)
- herzallerliebst
- Herzeleid (starker seelischer Schmerz, Kummer, ein tiefes Leid)
- Herzenswunsch (für einen tief empfundenen, oft lang gehegten Wunsch, der für das individuelle Wohl und Glück als besonders wichtig erachtet wird)
- Himmelsblau (auch Himmelblau)
- Himmelszelt (der Himmel über uns)
- Hoffnungsschimmer
- Kleinod (Kostbarkeit, aber nichts Kleines)
- Knalltüte (für eine Person, die als ungeschickt, naiv oder unüberlegt wahrgenommen wird)
- Kummerspeck (Fettpolster, das aufgrund von Kummer und Sorgen entstanden ist)
- Labsal (Erfrischung, Wohltat; mehr über das Labsal)
- Lebenslust
- Libellenflügel (auch die Libelle selbst geht als schönes Wort durch)
- Lichtblick (erfreuliche Aussicht auf Besserung)
- Lichtspielhaus (Kino)
- Lobhudelei (ein überschwängliches Lob in übertriebener, schmeichelnder Weise)
- Luftschlange (eingerollter Papierstreifen, entfaltet sich durch Blasen)
- Luftschloss (Träumerei, die doch recht unrealistisch scheint)
- Mätzchen (Flausen, alberner Unfug)
- Mauerblümchen (eine unauffällige weibliche Person, deren Vorzüge nicht auf den ersten Blick erkennbar sind)
- Mondscheinprinzessin (Schneeflocke, überempfindliches Mädchen)
- Mondscheingang (Spaziergang bei Mondschein)
- Morgentau (auch Frühtau genannt)
- mucksmäuschenstill (still wie ein Mäuschen, kein Laut)
- Mummenschanz (Maskerade, Verkleidung)
- Müßiggang (Faulenzerei)
- mutterseelenallein (ganz und gar völlig allein)
- Naschkatze (Liebhaber von allerlei Süßem und Zuckerzierlichkeiten)
- naseweis (siebengescheit, neumalklug)
- Nesthäkchen (jüngsten Kind einer Familie, meist verwöhnt)
- ofenwarm
- Ohrenschmaus (Wohlklang; ein Schmaus für die Ohren)
- Pfennigfuchser (Geizhals)
- Plaudertasche (Quasselstrippe, Labertasche)
- Purzelbaum (Rolle beim Turnen)
- Pusteblume
- Pustekuchen (von wegen!)
- Sandkastenliebe (eine meist unschuldige und kindliche Zuneigung oder Schwärmerei, die zwischen Kindern entsteht, oft im Kontext des gemeinsamen Spielens im Sandkasten oder in ähnlichen kindlichen Umgebungen)
- Saumseligkeit (Bummelei)
- Schäferstündchen (Nummer, Verkehr)
- Schluckspecht (Schnapsdrossel, jemand der viel Alkohol trinkt, Alkoholiker)
- Schlummertrunk (Absacker, letzter Schluck des Tages, Trunk der schläfrig macht)
- Schmollmund (ein Mund mit sinnlich vollen Lippen)
- Schneegestöber (Schneetreiben)
- Schwermut (Traurigkeit, Mutlosigkeit)
- Sektlaune (ausgelassene Stimmung, die durch den Genuss von Sekt hervorgerufen wird. In diesem Zustand lässt man sich leicht hinreißen)
- Sommerfrische (Sommerurlaub an einem Ort mit bekömmlichem Klima)
- Sommerglück
- Sommernachtstraum
- Sommersonnentag
- Sperenzchen (ärgerliche Schwierigkeiten, unnötige Behinderung eines Vorhabens, kostspielige Sachen)
- spitzbübisch (verschmitzt, schelmisch, diebisch, betrügerisch)
- Springinsfeld (lebhafter Junge)
- Steckenpferd (Feierabendbeschäftigung, Hobby, Liebhaberei)
- Stehaufmännchen (altes Spielzeug, auch im übertragenen Sinne: Jemand steht immer wieder auf, was immer ihm geschieht)
- Sternschnuppe (die sichtbare Erscheinung eines kleinen Meteoroids, der in die Erdatmosphäre eintritt und verglüht, was als leuchtender Streifen am Himmel wahrgenommen wird)
- Sternstunde (Glanzpunkt, Schicksalstunde)
- Tagtraum (eine kurze, oft ungerichtete Vorstellung oder Fantasie, die man erlebt, während man wach ist. Ein stiller Tanz der Gedanken im Lichte des Tages.)
- Tausendschön (eine Blühpflanze)
- Tollpatsch (Depp, Tölpel)
- Traumtänzer (Fantast, Schwärmer oder Romantiker)
- Tunichtgut (Faulenzer, Hallodri)
- Übermut (Ausgelassenheit, Überschwang)
- Vollmond
- Vorfreude
- Wanderlust (Lust auf Wandern haben. Das Wort wurde auch ins Englische übernommen.)
- Weltschmerz (ein Gefühl der Melancholie und Resignation, ausgelöst durch die Kluft zwischen den persönlichen Erwartungen und der wahrgenommenen harten Realität der Welt)
- Wonneproppen (wohlgenährtes Baby oder Kleinkind, positiv gemeint)
- Wundertüte (Überraschungstüte für Kinder)
- Wunschtraum (Fantasievorstellung)
- zeitvergessen (ein konzentrierter Zustand jenseits von Uhren, Terminen, Notwendigkeiten und Zwängen)
Schau dir an, wie diese Wörter einst verwendet wurden: Wohlfühlwörter in klassischen Zitaten. Gesammelt habe ich auch Zitate aus der klassischen Literatur zu den Wörtern, die du oben in der Liste siehst. Wohlfühlwörter in der freien Wildbahn sozusagen. Aber keine Sorge, die ausgesuchten Passagen sind gut verständlich …
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Wohlfühlwörter in der Literatur
Natürlich hatte sie blaue Augen und einen blonden, etwas unfertigen Mozartzopf, und natürlich roch sie nach Butterbemmen, denn sie war ein Backfisch. Backfisch mit der Notenmappe. Backfisch mit den schlenkernd eckigen Bewegungen. Backfisch mit dem ruckweisen Kopfwenden. Backfisch mit den kolossalen Geographiekenntnissen. Backfisch mit dem noch nicht völlig damenhaft langen Kleide.
Otto Julius Bierbaum, Studenten-Beichten, 1893.
Aber als er schon gegen Abend seinem Hofe zuschreitet, geht ihn wieder das Zweifeln und Zagen an, und der Hoffnungsschimmer verblasst wie der letzte Schein am Abendhimmel.
Der letzte Richter, Anton Schott, 1901.
Gab es so etwas wie Sicherheit überhaupt? Und wenn, war dann der Zirkus der geeignete Platz dafür? Oder waren sie nur Traumtänzer und Sternschnuppen? Jeden Tag nur Firlefanzereien in Sinn, zu echter Arbeit nicht fähig? Umgaukelt von Gefühlen hatte Imi sich nie gefragt, wie der Zirkus sich die STERNENTANZ eigentlich hatte leisten können. Die Wahrheit war, sie hatten das Schiff gestohlen.
Auch der erste Teil meiner Sternenvogelreisen verwendet Wohlfühlwörter – auch aus dieser Liste. Dies hier oben ist ein Zitat aus Teil 1, Kapitel 6:
Weitere schöne Wörter
Hier ist der 2. Teil : Noch mal 99 Wohlfühlwörter – Die schönsten Wörter der deutschen Sprache
Werkstattbericht
Das Retrokofferfoto fand ich bei Pixabay. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Adobe). Um dir das beste Ergebnis liefern zu können, habe ich 6:40h Stunden von der Idee bis zur Veröffentlichung an diesem Beitrag gearbeitet. Die Recherche dauerte eine Weile. Die Liste wurde inzwischen mehrmals erweitert.
Lieber Lenny,
Ich finde Ihren Blog großartig und möchte Ihnen für Ihre harte Arbeit danken. Es ist so erfrischend, jemanden zu treffen, der sich leidenschaftlich und einfühlsam mit Wörtern und deren Bedeutung auseinandersetzt.