Hier ist ein kleines Potpourri, ein buntes, gemischtes Wortallerlei origineller, interessanter und spannender Begriffe aus alter oder älterer Zeit, so genau lässt sich das nicht immer sagen.
Weil diese Wörter alt sind, sind sie gleichzeitig auch selten, jedenfalls die meisten von ihnen. Siehe auch:
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 2
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 3
- 38 Gedanken und Sprüche über (schöne) Wörter
In Gebrauch ist nichts mehr davon, es sei denn in einem historischen Kontext. Es spricht nichts dagegen, ein wenig Spaß damit zu haben.
Interessante und schöne alte Wörter in einer Liste
In alphabetischer Reihenfolge ohne besondere Wertung. Das Erscheinen auf dieser Liste ist zufällig. Ich habe beim Lesen und Blättern gesammelt.
- Aftergeschmack (falscher Geschmack)
- alamodisch (adj.) (franz. à la mode, auch allmodisch oder bloß modisch, modern)
- Augenpferdchen (blinzelnde und hüpfende Augen)
- bachnass (adj.) (wie aus dem Bach gezogen)
- Bärenlaune (brummiges Gemüt)
- Beutelmann (Fieber, Schüttelfrost)
- Diebsbösewicht (Dieb)
- Eselsfreiheit (die Freiheit plump, grob und unverschämt zu sein)
- Faustgrundsätze (die Regeln des Faustrechts, der rohen Gewalt)
- Fingergucker (einer, der einem auf die Finger sieht)
- Fitznase (eine Person, die die Nase rümpft)
- Frühlingskuss (der erste Kuss aus Liebe)
- Fuchtelmann (Irrlicht)
- Geheimniswurm (einer der in Geheimnissen wühlt, Geheimniskrämer)
- Geizwurm, Geldwurm (Geizhals)
- Gelegenheitsmacherin (Kupplerin)
- Giftherz (verstockter Mensch)
- gluckergroß (adj.) groß wie eine Glucker, damit war einst eine Murmel gemeint
- Groschenknallbüchse (lächerliches Gewehr)
- Gurgelfreude (die Freude am essen und trinken)
- Gurgelwäsche (das Trinken, ein Gurgelwäscher ist einTrinker)
- hangflüglicht (adj.) (mit hängenden Flügeln)
- Heimchensucher (jemand, der der Kleinigkeiten aufstöbert)
- heisterfeister (in größer Eile, über Hals und Kopf)
- Henkerslust (das Verlangen, das Bedürfnis, ein Todesurteil zu vollstrecken)
- Herzenslauterkeit (die Reinheit oder Anständigkeit eines Herzens)
- Himmelsmädchenschaar (nach Goethe: Und nun bringt ein süßer Wind von Osten / hergeführt die Himmelsmädchenschaar / Mit den Augen fängst du an zu kosten / schon der Anblick sättigt ganz und gar – gilt heute wahrscheinlich als sexistisch)
- Höllenwicht (Teufel)
- kernderb (adj.) (verstärktes derb; laut DWB: von rauer Tüchtigkeit bis in den Kern)
- Kleinigkeitskrämer (einer, der sich in Kleinigkeiten verliert)
- Kriegsgurgel (Schimpfwort, das einen Landsknecht bezeichnete)
- krötenvergnügt (adj.) (höchst vergnügt)
- Larvenmann (einer der Mummenschanz treibt, Narr)
- Larvenwerk (Gaukelwerk, Gaukelei)
- Latzwein (harntreibender Wein, geht in den Latz)
- Lautertrank (im Mittelalter beliebtes Getränk. Es handelte sich um ein über Kräuter und Gewürze abgeklärter Rotwein)
- Lebekunst (die Kunst zu leben)
- Lulle (Narr, Dummkopf)
- Lumpending (nichtswertes, bettelhaftes Ding)
- Mohrengetränk (Kaffee, Getränk aus dem Mohrenland; die Verwendung unserer Tage ist nicht mehr schicklich)
- Mückenstimmchen (nach Goethe: dünne, leise Stimme)
- Mummerei (Vermummung, Verkleidung)
- Mummergold (unechtes Gold, Katzengold)
- Mundbäcker (Bäcker, der allein für den Herrscher tätig ist. Im Gegensatz zum Hofbäcker, der den gesamten Hofstaat versorgt)
- Ofenhölle (enger Raum zwischen Ofen und Wand)
- Pisstüchlein (Windel)
- Probiermamsell (Mannequin, Model)
- Raubstück (Beutestück)
- Reisedurst (Begierde, starker Wunsch zu reisen)
- Ruppsack (scherzhaft für einen ruppigen, unanständigen Menschen)
- Schicketanz (Name für den Teufel)
- Schmerzenstropfen (Träne)
- Schmerznaß (Schmerzenstränen)
- Schmutzerei (etwas Unsauberes, Zotiges)
- Schnauzkanne (Kanne mit Ausguß)
- schnudelig (schmierig, rotzig, unsauber)
- Schnudelnase (Rotznase)
- schwankfüssig (adj.) (auf schwankenden Füßen gehend)
- schwellenschlepperig (adj.) (klatschschaft)
- Seelendurst (heftiges Verlangen)
- Seelenwärmer (ein Kleidungsstück des 20. Jahrhunderts; entweder ein wollener Strickschal oder ein größeres, wärmendes Halstuch)
- Sommerdurst (Durst infolge von Sommerhitze)
- Spaßvogelei (lustiger Streich)
- Stichelgeschwätz (Stichelei)
- Strumpfwein (schlechter Wein, der so heißt, weil sich bei seinem Genuß die größten Löcher in den Strümpfen wie von selbst zusammenziehen)
- Trühelchen (kleine Truhe, Kästchen)
- trümmelig (taumelig, schwindelig)
- Ulkmacher (Spaßmacher)
- urvergnügt (adj.) (sehr vergnügt)
- Verderberei (Mörderei)
- wundersüß (adj.) (sehr süß)
- Zungendrescher (Schwätzer)
- Zungenzahn (der Zunge gegenüber liegender Zahn, Schneidezahn)
Interessante Wörter in der Literatur der alten Zeit
Unterdessen bleibt der Handwerksbursch, es ist ein Scneider gewesen, bei seinem Wirt und und lebt den Tag krötenvergnügt und puppenlustig; sie gehen auch miteinander aus in die Wirtshäuser, und der kleine Mann läßt sich’s ordentlich was kosten.
August Ey: Harzmärchenbuch oder Sagen und Märchen aus dem Oberharze, 1862
Das kleine silberne Kästchen von meiner verstorbenen Mutter, weißt du, das wie ein Trühelchen aussieht, mit der durchbrochenen Arbeit und dem kleinen Schlüsselchen, das dir immer so gefallen hat – das habe ich gar nicht eingepackt, weil ich es dir zum Geschenke da lasse.
Adalbert Stifter: Der Hagestolz, 1844
Er antwortete mir mit seinem Mückenstimmchen, indem er seine Spinnenfinger bewegte
Benvenuto Cellini: Leben des Benvenuto Cellini, Autobiographie übersetzt von Johann Wolfgang von Goethe, 1557-1566
So ist der Mensch: im großen Elend richtet ihn die nächste frohe Minute auf, im großen Glück schlägt ihn die entfernteste, noch unter dem Horizonte stehende trübe nieder. – Kein Großer, der Küchenmeister, Kellerschreiber, Kapaunenstopfer und Mundbäcker hat, wird von dem Vergnügen, zu bewirten oder bewirtet zu werden, gelabt; er bekommt und erstattet keinen Dank; aber der arme Wirt steht mit dem armen Gast, mit dem er den Laib und die Kanne halbiert, im Wechselbunde des Dankes.
Jean Paul Richter: Siebenkäs, 1796
Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus Depositphotos @belchonock. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google Booksearch, Goethe-Wörterbuch und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
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