Schön müssen sie sein! Und selten vorkommen! Um in dieser Liste zu erscheinen. Aber nicht zwingend alt, die Wörter; die meisten sind es jedoch und uns deshalb häufig unbekannt.
Doch man kann ihnen nachlauschen, man erkennt die Bedeutung dann vielleicht spontan, viel nachzudenken ist da nicht. Und falls doch, habe ich dir eine Erläuterung beigefügt.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Ich habe keine Mühe gescheut, dir nun bereits in der dritten Auflage Spannendes und Spaßiges aus den Kleinodien unserer Sprache herauszusuchen.
Genieße einige besonders schöne, in jedem Fall seltene Wörter und das, was sie für uns bewahren. Siehe auch:
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 1
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 2
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 4
Eine Liste seltener, schöner und häufig alter Wörter
Diese Wörter stammen nicht nur, aber doch überwiegend aus dem Grimmschen Wörterbuch (DWB). Alphabetisch sortiert. Die Auswahl ist rein zufällig und nach Geschmack erfolgt.
- Afterhase (Meerschweinchen)
- allumfunkelnd
- Angstmann (Henker, Scharfrichter)
- angstscheißig (sich vor Angst in die …)
- baumstill (mäuschenstill, still wie ein Stein)
- Blütenatem (ein Frühlingsmotiv …)
- Bösmaulgeld (auf Verleumdung gesetzte Geldstrafe)
- Dämmerglück (dämmerndes, beginnendes Glück)
- Dämmerschnee (Schnee in der Dämmerung gesehen)
- Dünkelmeister (einer, der sich in seiner Meinung über andere stellt oder auf sie herabsieht)
- flitterputzbehängt (behängt mit billigen, glitzerndem Schmuck)
- Flockengetümmel, Schneeflockengetümmel
- Frühlingsduftgestiebe (Rückert mal wieder)
- Frührotschimmer (vor dem Sonnenaufgang am Himmel zu sehen)
- Gaukelgeschwätz (närrisches oder lügnerisches Gerede)
- Geheimnisgrübler (Mystiker)
- Geschwätzgierigkeit (die Begierde zu schwätzen)
- gramumwölkt (ähnlich wie gramverdüstert; von Kummer wie eine Wolke umgeben)
- Grimmlachen (ein verstelltes Lächeln, aus bitterem Zorn und Lust zur Rache lächeln – so formulierten es die Brüder Grimm in ihrem Wörterbuch.)
- Halbeinsamkeit (diesen Ausdruck benutzte Goethe am 15. Juni 1799 in einem Brief an Schiller)
- Harlekinade (Hanswurstiade, Streich, Jux)
- Herzenaugenweide (nochmal inniger als einfach nur Augenweide)
- Herzwunder (poetischen Ausdruck für grosses Wunder)
- himmelsvergnügt
- hundertschön (äußerst schön)
- Jammerhöhle (für eine elende Wohnung)
- Jammermeer (Meer des Elends)
- Kindeskinderlein (Enkelkinder)
- Lächelwinken (das Geben eines Zeichens, eines Winks durch ein Lächeln)
- langwichtig (langwierig)
- Laubgewimmel (wimmelndes Laub im Herbst)
- Laubspaziergang (ein herbstlicher Spaziergang)
- leichenlangsam (sehr langsam, an Zombies dachte man damals noch gar nicht …)
- Leichnamsblick (ein leerer wie toter Blick)
- Leisetritt (vorsichtiger Tritt oder bildlich für einen schlauen Vorschlag; gemeint sein kann auch ein jemand, ein Leisetreter = Leisetritt)
- lichtgewoben (eine Textilie nicht aus Faden sondern aus Licht gewoben)
- liebebeflügelt (angetrieben von Liebesgefühlen)
- Liebesfreudentaumel
- Lustsprung (ein Sprung aus Spaß, Lust, Jux und Dollerei)
- Luststube (Lusthaus, Bordell, Puff)
- Märzhase (ein junger Hase, übertragen für lebhafter, junger Mensch)
- mannigfarbig (bunt, vielfarbig)
- Milchhaar (das zarte Haar des ersten Bartes bei jungen Männern; analog zu Milchzahn oder Milchgesicht)
- Mondscheindämmerung
- Mondscheinprinzessin (überempfindliches Mädchen; heute: Schneeflocke)
- Mondstille (kein Mondschein vorhanden)
- Morgenseele
- Nachschimmer (der Schimmer ist zwar fort, doch so ganz ist er noch nicht weg)
- Nachtfurcht (Angst vor der Nacht)
- Nachtgewisper (flüsternde Stimmen in der Nacht)
- nachtverloren (in der Nacht verloren meint, völlig in ihr aufgegangen zu sein)
- pfütznass (pitschnass, hier aber durch eine Pfütze ausgelöst)
- Schandgewisper (Geraune, Getratsche, Klatsch)
- schlampampeln (müßig umherschlendern, bummeln; nicht zu verwechseln mit schlampampen)
- Schlummerbaum (Baum, auf dem die Vögel des Nachts schlummern)
- schlummerlustig (schläft gern noch eine Runde oder zwei)
- Schmeichelluft (kosend, schmeichelnde sanfte Luft)
- schneeverzaubert
- Schnudelbuch (schmieriges, verächtliches, unordentlich geschriebenes Buch; ähnlich wie Sudelbuch = Kladde)
- Schnudelbutze (Rotz in und aus der Nase, herabhängender Nasenschleim)
- schwanenfarbig (prachtweiß)
- siebenfarbig (regenbogenfarbig)
- Sommeralter (das männliche Lebensalter, im Alter)
- Sommeratem (leichter Sommerwind, dichterisch)
- Sommeraugenweide
- Sonntagsputz (Kleidung am Sonntag)
- Sorgenkleider (Sorgen als Kleider gedacht)
- Sorgseligkeit (sorgenvoller Zustand, Mühseligkeit)
- Spazierfreude (Lust und Spaß am herumspazieren)
- sternstill (zum Beispiel ein sanftes sternstilles Leuchten)
- tagverloren (in einem Tag verloren sein, versunken sein, gedankenlos tagträumend)
- Tauperlenwiese (frühmorgendliche Wiese)
- Taumelaugenblick (ein Augenblick des Taumelns)
- Taumelnacht (im Taumel zugebrachte, durchschwärmte Nacht)
- tausendfarbig (sehr, ausgesprochen bunt)
- trübfunkelnd
- Trübnis (Betrübnis, Kummer)
- Trübsalsmeer
- Trudenmann (Trudenmännchen, Unhold, Hexenmann)
- Trunkmut (durch den Konsum geistiger Getränke erzeugte Hochstimmung)
- unleise
- waldfroh
- Weihnachtsglücklichkeit
- Winterseligkeit
- Wohnseligkeit (ähnlich wie Gemütlichkeit, Wohnen wie es die Seele erfreut)
- wortbeutelig (lügenhaft)
- wunderleise (erstaunlich oder verwunderlich leise oder einfach nur sehr leise)
- wutfunkelnd (man denke an wutfunkelnde Augen)
- zwiefarbig (zwei Farben habend, doppelfarbig)
Selten schöne Wörter in der Literatur von früher
Es war entsetzlich anzusehen; wie die beiden Männer miteinander rangen, wie sie, einander umfassend, einer dem andern die Hand um die Kehle zu legen suchten, die blutunterlaufenen Gesichter zurückgebogen, die Augen wutfunkelnd, die Lippen offen, zwischen den zusammengebissenen Zähnen Gekeuch und Flüche hervorstoßend; wie sie umeinander sich herwanden und krümmten, auf dem beschränkten Terrain sich stießen und drängten, daß es mehrmals den Anschein hatte, sie würden beide zugleich in den donnernden Schlund stürzen.
Johannes Scherr: Nemesis, 1874
Es war fast dunkel geworden, nur ein Nachschimmer der versunkenen Sonne glomm am Westhimmel.
Rudolf von Gottschal: Parasiten, 1906
Es war Abend, als er ausstieg. Ein dünner, langweiliger und kalter Regen rieselte sacht und zudringlich hernieder und umgab die armseligen gelblichen Petroleumlampen auf dem Perron mit einem nassen Dämmer. Auch im Wartesaal erster Klasse lauerte eine seelenbedrückende Trübnis, und die Palme auf dem Büfett ließ die schweren, schlanken Blätter hängen, als stünde auch sie im herbstlichen Regen. Zwei Gaslampen, Neuerung und Stolz der Bahnstation, hatten schadhafte Netze und verbreiteten ein ewig wechselndes grünlich-trübes Licht.
Joseph Roth: Die Geschichte von der 1002. Nacht, 1937 – Perron = Bahnsteig
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