Stell dir vor, tief in den Winkeln und Ecken des Sprachuniversums auf funkelnde Edelsteine zu stoßen, die leuchten und funkeln wie Sterne in einer klaren Nacht. Diese alten, fast vergessenen Wörter sind wahre Juwelen – voller Geschichte, Bedeutung und Melodie. Hier habe ich tief in die sprachlichen Schatztruhen gegriffen, um diese glitzernden Perlen ans Licht zu bringen und sie in all ihrer Pracht zu präsentieren.
Den Wörtern lauschen
Es mag eine Herausforderung sein, das Wesen eines Wortes auf Anhieb zu erfassen, aber genau das macht einen Teil des Zaubers aus. Sie flüstern Geschichten aus vergangenen Zeiten und bitten uns, hinzuhören, zu fühlen und uns in ihr Echo zu verlieren. Diese alten Worte, die für einige in Vergessenheit geraten sein mögen, pulsieren mit einer unvergleichlichen Energie und Magie.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Begleite mich auf dieser farbenfrohen und lebendigen Reise in die Tiefen unserer Sprache. Gemeinsam tauchen wir ein in ein Meer von Wortwundern, das uns nicht nur in Atem hält, sondern unsere Herzen auch mit Freude und Staunen erfüllt. Hier ist eine kleine Blumenlese. Siehe auch:
- Behutsame Auswahl allerschönster Wörter
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten – Teil 3
- 75 wahrlich schöne Wörter – ein bunter Strauß
Liste liebevoller, herzfrischer Wörter
Diese Wörter sind eine ziemlich ausgiebige Auswahl aus anderen Listen, die ich hier neu zusammengestellt und mit vielen Zitaten angereichert habe. Möge sie dein Herz erfreuen.
BLÜTENUMDUFTET (umgeben von duftenden Blüten)
DUNKELMÄUSELN (blinde Kuh spielen)
FABELFROH (zum Beispiel eine fabelfrohe Kindheit)
FLAMMENBLICK
Und was du jüngst mir zugeraunt,
Hermann Conradi (1862-1890): Was gestern noch geblühet …
Verklungen ist das Wort!
Verrauscht ist sie, die Stunde,
Wo dich mein Arm umfing –
Wo lustberauscht mein Flammenblick
An deinem Antlitz hing!
FLATTERIE (Schmeichelei)
Daß er der Bürgercanaille den Hof macht – Flatterieen sagt – auch meinetwegen Empfindungen vorplaudert – das sind lauter Sachen, die ich möglich finde – verzeihlich finde – aber – und noch gar die Tochter eines Musikus, sagt Er?
Friedrich Schiller: Kabale und Liebe, 1784
FREUDENPRACHT (eine große Freude)
GEGENKUSS
Sie fühlte in der Betäubung des geliebten Mannes Mund an dem ihrigen glühen und unwillkürlich antwortete ihm der süße Gegenkuß. Zitternd versanken Beide in den Wirbel unbekannter Wonnen, wie wenn sie sich durch Zauber aus der toten Erdenwelt ins Elysium versetzt sähen und beim ersten Eintritt noch schüchtern daran zweifelten.
Heinrich Zschokke: Die Prinzessin von Wolfenbüttel, 1900
GEMÜTERHARMONIE (Seelenharmonie, Übereinstimmung der Gemüter)
GLANZBLICK
Wie der Vollmond
Friedrich Rückert: Liebesfrühling, 1821
Aus den Wolken der Nacht,
Ist das Antlitz der Liebsten
Aus den Schleiern
Mir entgegen getreten,
Sanft mit Glanzblick
Die Verwirrungen lösend
Am dunklen Himmel der Seele.
GLANZGEFUNKEL (entsteht bei klarem Sternenhimmel in der Nacht)
GLÜCKSABENTEUER (Glückserlebnis, glückliches Zufallsereignis)
GLÜCKSATT (vom Glück gesättigt, dem Glücke überdrüssig)
GLÜCKSTRAUMTRUNKEN (vollständig versunken in beglückenden Träumen)
GLUTBLICK
Anreizen! – Sich interessant machen! – Die Eitelkeit der Eva wecken! Mit Eis das Feuer schüren! Sich verweigern, um begehrt zu werden! Ein Glutblick – dann wieder zappeln lassen – eine ganze Weile lang. – Bald Frost – bald Hitze! Das machte die Weiber toll. So ungefähr war das Schema, das sich der Don Juan von Feldheim ausgeklügelt hatte.
Nataly von Eschstruth: Jung gefreit, 1897
GLUTHAUCHEND
HIMMELSELIG (die höchste Form des Glücks empfinden)
HIMMELVOLL (angefüllt mit Seligkeit)
HOLDLÄCHELND (mit Zuneigung, Freundlichkeit lächeln)
Nun könnte ich getrost in der Erzählung fortfahren; aber in dem Augenblick steht Klaras Bild so lebendig mir vor Augen, daß ich nicht wegschauen kann, so wie es immer geschah, wenn sie mich holdlächelnd anblickte.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann, 1914
HOLDSELIGLICH (äußerst freundlich gesonnen, zugeneigt, gewogen)
KITZELGIERIG (lüstern, nach Liebeskitzel gierig)
KÜSSENSWERT
Da brach, dem Sturm gleich, der eben wieder mit schwülem, beklemmendem Hauch in die Wipfel fuhr, meine Leidenschaft los und ergoß sich über alles, was küssenswert an ihr war, in so zügelloser Wildheit, daß sie erschrocken zurückwich und mit hilflos bittendem Blick die Hände wehrend gegen mich hob.
Hans von Hammerstein-Equord: Wald, 1923
KUMMERWENDERIN (die Nacht, die Nachtigall, die Hoffnung …)
LACHZÄHNE (die vordersten Schneidezähne, die beim Lachen vorzugsweise entblößt werden)
LUSTGEJAUCHZE (ein Wort aus Goethes Faust)
MONDESDÄMMERUNG
Die Wälder standen schweigend und warfen ihr Dunkel weit auf den See hinaus, während die Mitte desselben in schwüler Mondesdämmerung lag.
Theodor Storm: Immensee, 1852
NASENKUSS
Der junge Gatte machte eine tadellose Verbeugung. Mela war zuerst aufgesprungen, aber dann wie eine Katze auf ihren Sitz zurückgeglitten. Nun reichte sie ihm die Hand, über die der kostbare Smaragd sein fahles Grün hinleuchten ließ, und Wilhelm markierte einen flüchtigen Nasenkuß.
Marie Eugenie Delle Grazie: Das Buch der Liebe, 1916
ROSENANHAUCH (ein Anflug von rosiger Farbe – zum Beispiel auf einem Gesicht)
Sie war nicht häßlich. Sie hatte dunkle, leidenschaftliche Augen, schwarzes Haar, weißen Teint, obschon ohne allen Rosenanhauch der Wangen; die Jagd auf Männer gab ihr Welterfahrung.
Karl Gutzkow: Die Zeitgenossen. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen Charaktere, 1842
ROSENWEISS (unschuldig, so rosenweiß wie deine Seele)
SCHIMMERGLÜCK (mehr scheinendes als seiendes Glück, scheinbares Glück)
SCHMACHTBLICK
Auch kam sie unmittelbar auf Marie zu mit dem für die Gesellschaftsabende eingeübten Schmachtblick der weichen blauen Augen und dem Kinderlächeln um den kleinen, rosigen Mund.
Friedrich Spielhagen: Ein neuer Pharao, 1889
SCHNUCKELN (saugen, naschen, lecken)
SCHNÜFFELTRINE (Eine, die überall herumsucht, sich in alles einmischt, alles wissen will)
SEELENBLICK (Blick, in dem sich die Seele ausdrückt)
Paul sah ihr tief und still in die leuchtenden Augen und als er ihren alten Seelenblick darin wiedererkannte, da jauchzte er laut auf und schloß sie fest in die Arme, während sie sich noch inniger an ihn schmiegte und süße Tränen vergaß, Tautropfen menschlicher Glückseligkeit, womit der Geber alles Guten uns Sterbliche gesegnet hat.
Philipp Galen: Der Erbe von Betty’s Ruh, 1866
SEGENSKUSS
Und Dolores neigte sich, nahm den schönen Mädchenkopf zwischen die Hände und drückte einen heftigen heißen Segenskuß auf die klare Stirn.
Nataly von Eschstruth: Der Irrgeist des Schlosses, 1886
SEHNSUCHTSBLICK
Eugen träumte, er sei bereits zum Alter der Reife erwachsen. Ein starker, heldenhaft glänzender Bursch war aus ihm geworden, wahrhaftig, der einzig saubere Bursch unter den krummzähnigen, wuschelhaarigen, verlausten Schülern einer hinterwäldlerischen Dorfschulklasse. Und als der mürbe Herbst kam, nahm ihr Interesse an ihm zu. Sie ließ ihn wegen völlig imaginärer Vergehen nachsitzen, hieß ihn verwirrt irgendeine Strafaufgabe machen. Ihre Augen ruhten mit stetem Sehnsuchtsblick auf ihm, wenn sie dachte er merke es nicht.
Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel! 1929
SEHNSUCHT(ER)WECKEND
Man war fast allgemein maskiert, dennoch wurde Trenck sich sofort bewußt, daß er noch niemals in seinem Leben eine solche Menge von schönen Frauen beisammen gesehen hatte. Weiche, mildgeformte Gestalten neigten und versagten sich, Arme, Dekolletés und Schultern schimmerten sehnsuchterweckend, und als der Fremdling zur Galerie hinaufgestiegen war und sich übers Geländer beugte, empfing er wie eine Woge von köstlichem Duft das Lachen und Rufen, das volle Schwirren einer gepflegten Freude.
Bruno Frank: Trenck – Roman eines Günstlings, 1926
SEHNSUCHTGLUT, SEHNSUCHTSGLUT
Ja, sie liebten sich mit der ganzen Innigkeit, der ganzen wehen Sehnsuchtsglut ihrer Jugend. Und sie durften sich nie treffen, das hätte eine Familienkatastrophe gegeben.
Paul Keller: Stille Straßen, 1912
Zwei holde Rosen glühen In Sehnsuchtsglut und Schmerz, Gepflegt von Sorg‹ und Mühen; Zwei holde Rosen glühen, Das Beet, auf dem sie blühen, Das Beet, das ist mein Herz; Zwei holde Rosen glühen In Sehnsuchtsglut und Schmerz.
August von Platen (1796 – 1835)
SEHNSUCHTSSCHWINGEN (Sehnsucht als Flügel gedacht auf denen man sich emporschwingt)
Heut soll’s gescheh’n, auf heißer Klänge Sehnsuchtsschwingen soll meine Liebe zu dir dringen!
Walter Lutz: Der Geiger von Gmünd, 1918
SEHNSUCHTSTRÄUME
Wonach ich strebte? Diese Frage hätte ich mir wohl selber nicht beantworten können. Vermutlich nach Liebe … doch das wußte ich nicht. All diese glühenden Sehnsuchts- und Ehrgeizträume, welche im Jünglings- und Jungfrauenalter die Menschenherzen schwellen, und welche unter allerlei Formen – Wissensdurst, Reiselust, Tatendrang – sich verwirklichen wollen, sind doch zumeist nur die unbewußten Bestrebungen des erwachenden verliebten Triebes.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder! 1892
SEHNSUCHTSTRUNKEN (benommen vor sehnsüchtigen Gefühlen)
SEHNSUCHTWECKEND
Wenn es sich hinsetzt, wir sehen es alle, streicht es die Röcke mit der Hand nach unten, das ist sehnsuchtweckend und verheißend, ist das Verlangen nach der Gegenbewegung. Tief ist das Leben, glaubt es nur.
Georg Groddeck: Der Seelensucher, 1921
SEITENBLICK
Was bedeutete jener Seitenblick, den sie mir vorher zugeworfen und dessen Strahlen sich über meine Seele ergossen, gleich einem langen Lichtstreif, den der Mond über das nächtliche Meer dahingießt, wenn er aus dem Wolkendunkel hervortritt und sich schnell wieder dahinter verbirgt. In meiner Seele, die ebenso düster wie das Meer, weckte jener Lichtstreif alle die Ungetüme, die im tiefen Grunde schliefen, und die tollsten Haifische und Schwertfische der Leidenschaft schossen plötzlich empor und tummelten sich und bissen sich vor Wonne in den Schwänzen, und dabei brauste und kreischte immer gewaltiger die Orgel, wie Sturmgetöse auf der Nordsee.
Heinrich Heine, Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski, 1831 -1833
SELIGSCHÖN
Doch was ist seligschön, dem Furcht gebricht?
William Shakespeare, Sonette, 1609
Du kannst mir falsch sein, und ich weiß es nicht.
SELIGGOLDEN, SELIGROT …
SEELENGLÜCKLICH (vollkommen glücklich)
SEELENSCHNITT (tiefster Schmerz)
SINNENRAUSCH (sinnlicher Rausch, Berauschtsein der Sinne, starke sinnliche Erregung bis zur Trübung des Bewusstseins – Grimm.)
SINNENSCHWELGEREI (das Schwelgen in Empfindungen)
SOMMERABENDHAUCH
Als ich eine Stunde später an demselben Hause vorbeiging, stand die Holde am Fenster, und wie sie die Glockenblümchen auf meiner Mütze gewahrte, wurde sie blutrot und stürzte zurück. Ich hatte jetzt das schöne Antlitz noch genauer gesehen; es war eine süße, durchsichtige Verkörperung von Sommerabendhauch, Mondschein, Nachtigallenlaut und Rosenduft.
Heinrich Heine: Reisebilder, 1826
SOMMERLIEBESTRAUM (eine traumgleiche Liebe im Sommer)
TRAUMWONNE
TAUSENDLUST (tausendfache, sehr groß)
ÜBERSELIG (überaus selig)
WANGENFRISCH (ein leicht gerötetes, gesund aussehendes Gesicht)
WEHMUTZERRISSEN (große, schmerzliche Sehnsucht fühlen)
WONNEBLICK
Ließe doch ein hold Geschick
Nikolaus Lenau, Stumme Liebe, 1833
Mich in deinen Zaubernähen,
Mich in deinem Wonneblick
Still verglühen und vergehen …
WONNENACHT (Liebesnacht)
Johanna dachte an den Tod und vergegenwärtigte sich, wie schön es sein müsse, in seinen Armen zu liegen … und doch dürstete sie nach dem Becher der Freude, nach den Schwingungen einer trunkenen Wonnenacht.
Joseph von Lauff: Schnee, 1923
Wie herrlich glänzt die Rosenpracht,
Ludwig Tieck: Liebeszauber, 1812
Wenn Liebreiz rings die Felder schmücket,
Die Lieb aus tausend Rosen blicket,
Aus Sternen ihrer Wonnenacht.
Doch schöner dünkt mir, holder, lieber,
Des kleinen Lichtleins blaß Geflimmer,
Wenn sie sich zeigt im engen Zimmer,
Späh ich in Nacht zu ihr hinüber.
WONNETAUMEL (Freudenüberschwang)
WUNDERLIEB
WUNDERLIEBLICH
Diesen Blättern ist es aufgetragen,
Adam Karrillon: Im Lande unserer Urenkel, 1909
Daß sie Dir in stiller Stunde sagen,
Was sich scheu in tausend Schleier hüllt:
Daß der Duft aus Deinem Flatterhaare
Und der Glanz aus Deinem Augenpaare
Wunderlieblich meine Seele füllt.
WUNDERWARM (wunderbar warm)
ZÄRTLICHKEITSANWANDLUNG (eine zärtliche Stimmung überkommt einen)
ZAUBERDUFTEND (wohlriechend)
Aber das zerflatternde Ende des Traumes gab er gern in den Kauf für dessen eigentliche Substanz: das Schweben Hand in Hand mit ihr, deren holdes Antlitz von Liebe durchglänzt war. Dem Abglanz der Liebe, die sein Herz erfüllte, wie Sonnenlicht den Frühlingsmorgen.
Friedrich Spielhagen: Opfer, 1899
Werkstattbericht
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