
Der Gesang der Nachtigall gehört zum Frühling wie Maiglöckchen, Sonnenstrahlen und lauer Wind. Und das fällt auch gleich auf, weil der Winter eine sehr viel stillere Jahreszeit ist.
Die Zugvögel sind fort. Tauchen sie dann im Lenz wieder auf, registrieren wir das sofort. Die kleinen Gesellen trällern umso mehr, da schließlich Paarungszeit ist – sie suchen nach Gefährten.
Neu: Frühlingswörter! Hier ist der Frühling mit seinem berückenden Duft- und Blütenzauber in den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Der Frühling wurde besungen von Liebenden, von Dichtern und Literaten aller Zeiten. Er wirkt belebend auf uns, weil er dem kalten, dunklen Winter folgt. Das macht ihn so unwiderstehlich und so nötig. Jetzt ansehen
Die ursprüngliche Bedeutung des Namens Nachtigall ist »Nachtsängerin«, obwohl sie auch tagsüber singt.
Am häufigsten tut sie es im Mai, das macht sie zum Frühlingsvogel in Vollendung und erklärt ihr fortwährendes Auftauchen in der Welt der Literatur. Siehe auch:
- 83 flugstarke Vogelwörter und Arten von Vögeln
- Die Leichtigkeit des Wortes – 59 nach oben strebende Wörter
- 59 erfrischende Assoziationen für das Frühjahr und den Frühling
Poetische Wörter, die mit Nachigall gebildet werden
Dies ist ein Ausschnitt aus meinem Frühlingsbuch der schönen Wörter. In diesen Wörtern steckt Poesie.
FRÜHLINGSNACHTIGALL (die Nachtigall als Symbol und Vertreter des Frühlings)
NACHTIGALLENFLÖTEN (geflöteter Nachtigallengesang)
NACHTIGALLENGARTEN (ein Garten, in dem Nachtigallen singen und zuhause sind)
NACHTIGALLENGEBÜSCH (darin hocken sie …)
NACHTIGALLENGEKOSE (das Liebkosen der Nachtigallen)
NACHTIGALLENGESANG (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENGEZWITSCHER (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENHAIN (Wäldchen oder Gehölz, in dem Nachtigallen singen)
NACHTIGALLENHECKE (Hecke, in der Nachtigallen sitzen und singen)
NACHTIGALLENJUBEL (der Gesang der Nachtigall, dichterisch überhöht als Jubel über den Frühling)
NACHTIGALLENKLAGE (der Gesang der Nachtigall als traurig empfunden)
NACHTIGALLENLAUT (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENLENZ (der Frühling im Zeichen der Nachtigall)
NACHTIGALLENLENZGESCHMETTER (Friedrich Rückert reichte einfaches Gezwitscher nicht aus, bei ihm wurde geschmettert, natürlich im Lenz)
NACHTIGALLENLIED (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENMELODIE (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENSANG (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENSCHLAG (der Gesang der Nachtigall)
NACHTIGALLENSTIMME (von der Nachtigall erzeugte Laute)
NACHTIGALLENSTUNDE (Zeit, in der die Nachtigall singt, eine bestimmte Stunde ist nicht gemeint)
NACHTIGALLENTON (von der Nachtigall erzeugter Ton)
NACHTIGALLENTRAUM (Traum, den Nachtigallen angeblich haben; oder Traum, in dem eine Nachtigall vorkommt)
NACHTIGALLENWONNE (das Vergnügen, das der Gesang der Nachtigall den Menschen bereitet)
NACHTIGALLENZAUBER (Zustand der Verzauberung anlässlich des Gesangs der Nachtigall)
Die Nachtigall in der Literatur
Sie schlafen nicht nur, sondern sie träumen auch, und zwar einen Nachtigallentraum; denn man hört sie mit halber Stimme zwitschern, und ganz leise singen.
Georges Louis Le Clerc de Buffon: Naturgeschichte der Vögel – Band 15, 1791
Ich hatte jetzt das schöne Antlitz noch genauer gesehen; es war eine süße, durchsichtige Verkörperung von Sommerabendhauch, Mondschein, Nachtigallenlaut und Rosenduft.
Heinrich Heine: Reisebilder, 1826
»Die Nachtigall singt durch die Blütennacht
Ihr Lied voll jubelnder Frühlingspracht.
Wie silberne Wolken stehn Büsche und Bäume.
Es gibt eine Seligkeit nächtlicher Träume,
Die wallt wie Weihrauch ins weite All.
Singe, singe, Nachtigall!«
Frida Schanz (1859-1944): Singe, Nachtigall!
Alles in grünem Feuer; unzählig flammende Lampen; Gemurmel entfernter Wasserfälle. Nachtigallengesang, Blütenduft, kurz, alles schien überirdisch, und die Natur in Zauber aufgelöst zu sein.
Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1873
Oh, das waren Melodien, wie die Nachtigall sie flötet, in der Abenddämmerung, wenn der Duft der Rose ihr das ahnende Frühlingsherz mit Sehnsucht berauscht! Oh, das war eine schmelzende, wollüstig hinschmachtende Seligkeit!
Heinrich Heine: Florentinische Nächte, 1836
Da nun die Nächte kamen,
Die Nächte wundersüß,
Wo letzter Nachtigallenschlag
Die Stunden feiert früh vor Tag
Und erstes Rosendüften:
Sehnt sich mein Herz nach Liebe,
Nach Glück –
Nach dem verlor’nen Paradies
Zurück …
Hermann Conradi: Frühlingssehnsucht, 1887
Wie in einem Zauberlande fühlen wir uns unter dem Einfluß seiner ätherischen Gebilde. Rings um uns her ist Mondeshelle und Sternenglanz, Lilienduft und Nachtigallenklage; süße, berauschende Stimmen und Harmonien nehmen unsere Seele gefangen. Dann erlöschen plötzlich Mond und Sterne – alles ist still und nächtig, bis endlich ein Strahl des Lichts das Dunkel wiederum erhellt.
Marie Lipsius (La Mara) über die Musik Chopins in: Musikalische Studienköpfe, 1913
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