Dämmerung, das klingt sanftweich und geheimnisvoll. Der Blick auf Abend- oder Morgendämmerung fasziniert uns, bringt uns zum Staunen und lockt Gefühle hervor – sofern man sich die Zeit nimmt. Hier kommt ein spezielles Dämmerungsvokabular.
Dämmerungsschöne
Das Wort Dämmerung beschreibt jenen mystischen Moment, in dem der Tag in die Nacht übergeht oder die Nacht in den Tag. Es ist weder völlige Dunkelheit noch volles Tageslicht, sondern ein sanfter Übergang zwischen beiden. Es ist dieser besondere Augenblick, in dem die Welt in einen überirdischen Zustand versetzt wird und alles ein bisschen magischer erscheint.
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Abend- und Morgendämmerung erleben wir zweimal täglich. Und jedes Mal sind sie anders. Dichter aller Zeiten haben den Dämmerschein besungen, doch meist achten wir nicht darauf, weil uns andere Dinge wichtiger sind.
Andere (poetische) Wörter für Dämmerung
- Abendatmen (die frische Brise, die die Nacht ankündigt)
- Abendhauch (ein sanfter Hauch, der die Annäherung der Nacht signalisiert)
- Dämmerkuss (der sanfte Übergang, in dem der Tag die Nacht begrüßt)
- Dunkelanklang (die ersten Töne der Stille, wenn der Tag sich neigt)
- Flüsterdunkel (die zarten Schatten, die beginnen, sich auszubreiten)
- Halbnacht (lässt sich annähernd mit Dämmerung gleichsetzen. Es klingt aber weniger romantisch, eher archaisch, kälter und eine Spur düsterer)
- Lichterschwebe (die Phase, in der das Tageslicht zu schwinden beginnt)
- Mondvorhut (die ersten Zeichen des heraufziehenden Mondes)
- Nachtanbruch (der Beginn der Dunkelheit)
- Schattenflüstern (die Zeit, in der die Dunkelheit beginnt, leise zu sprechen)
- Schemenstunde (eine Zeit, in der alles vage und unklar erscheint)
- Sonnenabschied (die letzten goldenen Strahlen der Sonne)
- Sternenankunft (der Moment, in dem die Sterne beginnen, ihre Präsenz zu zeigen)
- Sternenwarten (der Moment, in dem die ersten Sterne sichtbar werden)
- Tagesschweigen (die Ruhe, die eintritt, wenn der Tag zur Neige geht)
- Zwielichtsang (das Lied der Dämmerung, das die Ankunft der Nacht ankündigt)
- Zwielichtseufzen (ein tiefer Atemzug, der den Wechsel von Tag zu Nacht markiert)
Dämmerung bedeutet Zwielicht, Halbdunkel, Schummerstunde; sie ist eine Zeit abnehmenden oder zunehmendes Lichts. So etwas funktioniert auch in übertragenen Sinne. Siehe auch:
- Die schönsten Synonyme … aus der Natur
- 49 abendschöne Wörter – Wörter mit Abend
- 59 Wörter mit Fluss … alles fließt
Liste von Wörtern mit Dämmerung
In der Regel lässt sich statt Dämmerung auch Dämmer schreiben. Also Tagesdämmer statt Tagesdämmerung. Das wirkt gegebenenfalls noch einen Tick interessanter. Probiere es aus.
- Abenddämmerung
- Blütendämmerung
- Dämmerungsgrauen
- dämmerungsgrau
- Dämmerungsschatten
- Dämmerungsschauer („da kam aus blauen Fernen – von den Höhen meiner alten Seligkeit ein Dämmerungsschauer“ Novalis)
- Dämmerungsschöne
- Dämmerungsstille
- Dämmerungsvogel (ein Schmetterling der abends fliegt, Dämmerungsfalter, Abendfalter, Abendvogel)
- Dämmerungszeit
- Dämmerstündchen (Zeit während der Abenddämmerung)
- Erdendämmerung
- Frühlingsdämmerung, Frühlingsdämmern
- Frühlingsabenddämmerung,Frühlingsabenddämmern
- Götterdämmerung (hiermit ist der Weltuntergang gemeint, mit der Dämmerung hat es also nur fern zu tun)
- Göttermorgendämmerung
- Hainesdämmerung (Hain = kleiner Wald)
- Halbdämmerung
- Helldämmerung
- Herbstdämmerung, Herbstesdämmerung
- Kirchendämmerung
- Lampendämmerung
- Laternendämmerung
- Lebensdämmerung
- Lichtdämmerung
- Monddämmerung, Mondendämmerung
- Mondscheindämmerung
- Morgendämmerung
- Morgennebeldämmern (nach Rilke)
- Myrtenhainsdämmerung (nach Goethe)
- Nachdämmerung
- Nachtdämmerung
- Nebeldämmerung
- Polardämmerung
- Rosadämmerung
- Rosendämmerung
- Schattendämmerung
- Schmetterlingsdämmerung
- Schneedämmerung
- Spätherbstdämmer
- Sterndämmerung
- Sturmdämmerung
- Tagesdämmerung
- Todesdämmerung
- Traumdämmerung
- Walddämmerung, Waldesdämmerung
- Winterdämmerung
- Zauberdämmerung
Auch schön: Dämmerzeit, Dämmerschein, Dämmerschatten, Dämmerröte, Dämmersüchtig, Dämmerlich. Oder Frühdämmer, das ist der Beginn der Dämmerung am Abend oder der Morgendämmerung.
Vormorgenhimmel heißt der Himmel vor Tagesanbruch
Das Wort Vormorgenhimmel beschreibt der Zeitraum kurz vor dem Morgengrauen, wenn die Dunkelheit der Nacht gerade beginnt, sich dem Licht des anbrechenden Tages zu beugen.
Es ist der Moment, in dem der Himmel von tiefem Dunkelblau oder Schwarz zu sanften Pastelltönen übergeht, oft bevor die Sonne selbst am Horizont erscheint. Dieser Übergang ist oft mit einem Gefühl von Ruhe, Stille und Erwartung verbunden.
Es ist die kurze Zeitspanne, bevor die Welt wieder zum Leben erwacht und der Tag offiziell beginnt. Hier sind einige davon:
- Morgenröteflüstern oder Morgenflüsterröte (die Stille und die zarten Farben kurz bevor die Sonne aufgeht)
- Horizonterwachen (der Augenblick, in dem der Horizont zuerst von den Strahlen der anbrechenden Sonne getroffen wird)
- Dämmerungsfunkelmeer (der Himmel in der Dämmerung, der von unzähligen Sternen beleuchtet wird)
- Schattengraufunkeln (der Mix aus den verbleibenden Schatten der Nacht und den ersten Lichtern des Morgens)
- Nachtzartdämmer (die sanfte Übergangszeit zwischen tiefer Nacht und Morgendämmerung)
- Frühaufhellung (der Moment, wenn der Himmel von Dunkelheit zu Licht wechselt, aber die Sonne noch nicht aufgegangen ist)
- Dunkellichtwechsel (die Phase, in der die Dunkelheit des Nachthimmels langsam von den ersten Morgenlichtern verdrängt wird)
Dämmerung in der Literatur
Und welch ein Glück war es, nach solch einer Liebesstunde dazuliegen, satt und müde, und zuzusehen, wie Mareile durch die Rosadämmerung des Raumes hin und her ging, den Vorhang ein wenig von dem Fenster zog, um das schwere, goldene Nachmittagslicht hereinzulassen.
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte, 1909
Dort auf dem Stühlchen im Fenster zeichnet sich die feine liebliche Gestalt Elisens dunkel in der Monddämmerung eines lange vergangenen Abends ab; währ end auf einem andern Stuhl niedriger neben ihr eine andere Gestalt sitzt.
Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse, 1857
Die Wälder standen schweigend und warfen ihr Dunkel weit auf den See hinaus, während die Mitte desselben in schwüler Mondesdämmerung lag.
Theodor Storm: Immensee, 1852
Ihr letzter Brief wirkte auf mich wie alle Ihre; nämlich wie die Abend- und Morgendämmerung, die den Menschen weich, voll Sehnsucht und träumend macht.
Jean Paul Richter: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, 1959
Als die Farben und die Abenddämmerung verschwanden und welkten, weinte der Mond, in Nebel gehüllt, und wie funkelnde Silbertropfen fielen seine Tränen in die dunkelviolette See. Und dann sank die Dunkelheit der Nacht auch auf uns herab, und wir erwachten aus unsern farbigen Träumen. Mit Schönheit gesättigt standen wir beide an der Reling und lehnten uns schweigend aneinander.
Jack London: Meuterei auf der Elsinore, 1914
Es war ein kühler, bläulicher Dämmerschein, zu durchsichtig für die Nacht, zu gedämpft für den Tag, ein weicher Perlenglanz, ein filtrierter Mond, ein klarer, duftig lasierter Mittelschatten, der sich wie Balsam auf das Auge legte.
Zitiert nach Ferdinand Kürnberger: Der Amerika-Müde, 1855
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Werkstattbericht
Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via DTA und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.