Die Liebe hieß früher Minne. Zumindest den Minnesang kennt heute noch jeder als Begriff. Das hat etwas mit Mittelalter, Rittern, Liedern und Liebesdingen zu tun. Aber da ist mehr.
Hier ist eine manierliche Palette ungewöhnlicher Begriffe rund um die Liebe, Pardon: Minne.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Minne ist ein altdeutsches Wort. Es bedeutet Liebe, kann aber nicht in jedem Fall einfach gleichgesetzt werden. Das Wort hat im Laufe der Zeiten verschiedene Bedeutungen gehabt. Die Sache ist also nicht immer so eindeutig, wie wir sie gern hätten. Dazu kommt ein gesellschaftlich komplexes Minnewesen, das Rittern einiges an Pflichten auferlegte.
Diese Wörter sind allesamt komplett veraltet und werden, abgesehen vom »Minnesänger«, nicht mehr verwendet, vielleicht auch nicht mehr verstanden. Interessant sind sie dennoch und sicherlich in dem einen oder anderen Fall auch noch verwendbar.
Die Wörter bezeichnen mehr als nur Minnesang, der lediglich gesungene Liebeslyrik darstellt. Der Brauch der Minnelieder währte im westeuropäischen Adel etwa von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Begriff der Minne war aber länger in Gebrauch und tritt durchaus noch in der Literatur des 19. Jahrhunderts auf. Siehe auch:
- Über die Liebe – 31 Minneregeln aus dem zwölften Jahrhundert
- 69 possenreißerische Wortgaukeleien – Wörter mit Gaukel*
- Die schönsten Adjektive der Liebe
Liste von Wörtern um die Minne herum
Hier besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die schönsten und wichtigsten Wörter sollten in der Liste enthalten sein.
- anminnend (liebend)
- Frauenminner (Liebhaber)
- Frühlingsminnesang (ein Minnesang, der im Frühling und auch in Beziehung auf diesen ertönt, ihn zum Gegenstand hat)
- Herzensminne
- Minneabenteuer
- Minneantlitz
- Minneband (reicht die Minnekönigin dem Ritter. „Von Damen Hand lieg‘ ich in Band“, sagte der Ritter)
- Minneblick
- Minnebraut
- Minnebuch (Buch mit Minnedichtung)
- Minnedank
- Minnedichter
- Minnedieb
- Minnedienst (das Werben um die Gunst der Geliebten – nach Regeln)
- minnedienstig
- minnedurstig
- Minneflehen (Liebeflehen)
- Minnegefühl (Liebesgefühl)
- Minnegesang (das Singen von Minneliedern)
- Minneglück (Liebesglück)
- Minnegruß (Liebesgruß)
- Minneharm (Liebesleid, Kränkung)
- minneheischend (sich nachdrücklich um Liebe bemühen, sie fordern oder verlangen)
- Minnehof (Liebeshof. Eine literarische Hofgesellschaft, die spielerisch eine Gerichtsverhandlung nachahmt – lt. Wikipedia)
- Minnejahre (Jahre in denen man für die Minne lebt)
- minnekosen (Vöglein singen hellen Sang, Minnekosen, Minnedank, Ernst Schulze, Gedicht am 5. Januar 1814)
- Minnekraft (Liebeskraft)
- Minnelaut (der Klang der Minnelieder, die nicht vorgetragen, sondern gesungen wurden)
- Minnelied
- Minnelohn (Liebeslohn)
- minnen (lieben)
- Minnepfand
- Minnepfeil (Liebespfeil)
- Minnepflicht
- Minner (Liebender)
- Minnerin (Liebende)
- Minnesang (Form der höfischen, gesungenen Liebeslyrik im Mittelalter)
- Minnesänger (Person, die höfische Liebeslyrik (Minnesang) verfasst/vorträgt)
- minnesängerisch (nach Art der Minnesänger)
- Minnesängerwesen
- Minneschmerz (Liebesschmerz)
- minneselig
- Minnesinger
- Minnesold (Lohn oder Belohnung für entgegenbrachte Liebe)
- Minnespiel
- Minnesprache
- Minnetrank
- Minnewerben
- minnewund (liebeswund)
- minnig (besonders liebenswürdig und anmutig; die minnige Maid …)
- minniglich (besonders liebenswürdig und anmutig)
- minnsam (liebevoll)
Der Minnesang in der Literatur
Wenn sie williglich sich dir ergibt: Küssen, Kosen, Minnespiel!
Walther von der Vogelweide (lebte circa 1170 – 1230)
Ich dulde Schmerzen, die nicht heilen,
Nacht und Tag und alle Stunden.
Das tut Sie mit den Minnepfeilen:
Die erfrischen mir die Wunden.
Herzog Johann von Brabant (1251–1294), Immer dienen ohne Lohn. Zitiert nach: Karl Simrock: Lieder der Minnesinger, 1857
Sie drängte sich an ihn, weinte still an seiner Schulter und strahlte eine so warme Herzensminne aus, daß, wenn sie Rosenknospen berührt hätte, solche eher in Duft und Blüte stehen würden denn andere, die nicht die Gnade empfingen, von dieser warmen Herzensminne berührt zu werden.
Joseph von Lauff: Elisabeth Wandscherer die Königin, 1931
Sie hatten vor des Allliebenden scheidender Sonne, und drauf auch vor des Mondes Minneantlitz ihr Gelübde erneuert durch heilige Küsse, und Otto hatte nicht bloß in der rings freundlichen Natur, nein auch in dem schwimmenden Auge der Geliebten sein höchstes Erdenglück gelesen und dessen nahe Erfüllung.
Rudolf Stier, Mähren und Träume, 1820
Der Vater war ein Mann von altem Schrot; er begriff kaum, was das Glühen, Sympathie, Minnegefühl und Anflammen bedeuten sollte; und wunderte sich bei deutlicherer Erklärung höchlich, daß sich sein Lottchen unterstehen sollte, ohne sein Wissen einen Liebeshandel anzufangen.
Anonymus: Ulrich von Unkenbach und seine Steckenpferde, 1800
Vöglein singen hellen Sang, Minnekosen, Minnedank
Ernst Schulze, Gedicht am 5. Januar 1814
O wie schön ist, die ich minne,
O wie schön, an Seel’ und Leib!
Gottfried August Bürger: Minnelied, März 1772
Wen jemals wahrer Liebe Drang
Zu herzlicher Minne zwang –
Herzlieb‹ ist wohl dafür bekannt,
Daß sie das Herz als Minnepfand
So versetzet und verpfändet,
Kein Mund es je vollendet
Was Minne Wunder wirken kann.
Wolfram von Eschenbach (um 1200 herum): Obilot
Ich dulde Schmerzen, die nicht heilen,
Nacht und Tag und alle Stunden.
Das tut Sie mit den Minnepfeilen:
Die erfrischen mir die Wunden.
Herzog Johann von Brabant (1251–1294): Immer dienen ohne Lohn. Zitiert nach Karl Simrock: Lieder der Minnesinger, 1857
Für Elfrieden errichtete ich in meinem Herzen einen Altar und schmückete ihn mit den Blüten meiner Phantasei. Den ganz flüchtigen Verkehr mit der Patientin in Warmbrunn spann ich träumend zu einem bunten Gewebe von Minneabenteuern aus, von Zusammenkünften und Gesprächen, die sich gar nicht begeben hatten.
Bruno Wille: Die Abendburg, 1909
O Liebesverlangen!
In Kerker gefangen,
Sind die Augen so minniglich,
Die Lippen so wonniglich,
Die Worte die milden,
Die Locken so gülden,
Es bricht mir das Herz,
Vor Leidmut und Schmerz.
Caroline von Günderrode: Dichtungen, 1922
Fruchtlos red‹ ich und erzähl‹ ich, Selten lacht sie, lobt mich nimmer, Und die Lieder, die ich singe, Sind mein einziger Gewinn; Und doch geb‹ ich minneselig Für den schwächsten Sonnenschimmer, Den ich mir von ihr erringe, Kränze, Strauß und Bänder hin.
Ernst Schulze am 16.10.1814
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