51 Liebeswörter aus der mittelalterlichen Minnezeit

51 Liebeswörter aus der mittelalterlichen Minnezeit

Die Liebe hieß früher Minne. Zumindest den Minnesang kennt heute noch jeder als Begriff. Das hat etwas mit Mittelalter, Rittern, Liedern und Liebesdingen zu tun. Aber da ist mehr. Hier ist eine manierliche Palette ungewöhnlicher Begriffe rund um die Liebe, Pardon: Minne.

Minne ist ein altdeutsches Wort. Es bedeutet Liebe, kann aber nicht in jedem Fall einfach gleichgesetzt werden. Das Wort hat im Laufe der Zeiten verschiedene Bedeutungen gehabt. Die Sache ist also nicht immer so eindeutig, wie wir sie gern hätten. Dazu kommt ein gesellschaftlich komplexes Minnewesen, das Rittern einiges an Pflichten auferlegte.

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Diese Wörter sind allesamt komplett veraltet und werden, abgesehen vom »Minnesänger«, nicht mehr verwendet, vielleicht auch nicht mehr verstanden. Interessant sind sie dennoch und sicherlich in dem einen oder anderen Fall auch noch verwendbar.

Die Wörter bezeichnen mehr als nur Minnesang, der lediglich gesungene Liebeslyrik darstellt. Der Brauch der Minnelieder währte im westeuropäischen Adel etwa von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Begriff der Minne war aber länger in Gebrauch und tritt durchaus noch in der Literatur des 19. Jahrhunderts auf. Siehe auch:

Liste von Wörtern um die Minne herum

Hier besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Die schönsten und wichtigsten Wörter sollten in der Liste enthalten sein.

  1. anminnend (liebend)
  2. Frauenminner (Liebhaber)
  3. Frühlingsminnesang (ein Minnesang, der im Frühling und auch in Beziehung auf diesen ertönt, ihn zum Gegenstand hat)
  4. Herzensminne
  5. Minneabenteuer
  6. Minneantlitz
  7. Minneband (reicht die Minnekönigin dem Ritter. „Von Damen Hand lieg‘ ich in Band“, sagte der Ritter)
  8. Minneblick
  9. Minnebraut
  10. Minnebuch (Buch mit Minnedichtung)
  11. Minnedank
  12. Minnedichter
  13. Minnedieb
  14. Minnedienst (das Werben um die Gunst der Geliebten – nach Regeln)
  15. minnedienstig
  16. minnedurstig
  17. Minneflehen (Liebeflehen)
  18. Minnegefühl (Liebesgefühl)
  19. Minnegesang (das Singen von Minneliedern)
  20. Minneglück (Liebesglück)
  21. Minnegruß (Liebesgruß)
  22. Minneharm (Liebesleid, Kränkung)
  23. minneheischend (sich nachdrücklich um Liebe bemühen, sie fordern oder verlangen)
  24. Minnehof (Liebeshof. Eine literarische Hofgesellschaft, die spielerisch eine Gerichtsverhandlung nachahmt – lt. Wikipedia)
  25. Minnejahre (Jahre in denen man für die Minne lebt)
  26. minnekosen (Vöglein singen hellen Sang, Minnekosen, Minnedank, Ernst Schulze, Gedicht am 5. Januar 1814)
  27. Minnekraft (Liebeskraft)
  28. Minnelaut (der Klang der Minnelieder, die nicht vorgetragen, sondern gesungen wurden)
  29. Minnelied
  30. Minnelohn (Liebeslohn)
  31. minnen (lieben)
  32. Minnepfand
  33. Minnepfeil (Liebespfeil)
  34. Minnepflicht
  35. Minner (Liebender)
  36. Minnerin (Liebende)
  37. Minnesang (Form der höfischen, gesungenen Liebeslyrik im Mittelalter)
  38. Minnesänger (Person, die höfische Liebeslyrik (Minnesang) verfasst/vorträgt)
  39. minnesängerisch (nach Art der Minnesänger)
  40. Minnesängerwesen
  41. Minneschmerz (Liebesschmerz)
  42. minneselig
  43. Minnesinger
  44. Minnesold (Lohn oder Belohnung für entgegenbrachte Liebe)
  45. Minnespiel
  46. Minnesprache
  47. Minnetrank
  48. Minnewerben
  49. minnewund (liebeswund)
  50. minnig (besonders liebenswürdig und anmutig; die minnige Maid …)
  51. minniglich (besonders liebenswürdig und anmutig)
  52. minnsam (liebevoll)

Minne Q&A

Was, edler Herr, versteht man denn unter diesem geheimnisvollen Begriff Minne?
Minne ist das süße Sehnen und die erhabene Zuneigung von Herzen zu Herzen, das Begehren, das im Mittelalter so manches Ritterherz und holde Maid ergriff!

Nun, wie zeigten Ritter und Edelfrauen jene innige Minne, von der Ihr sprecht?
Drch Lieder und Balladen, durch zarte Gesten und verheißungsvolle Blicke! Bei Turnieren und Festen erwarben mutige Ritter Ehre und Ansehen, um ihre Minne zu beweisen und die Gunst ihrer Angebeteten zu gewinnen.

Und gab es auch Orte, wo diese Minne besonders zelebriert wurde?
Aber ja! In prächtigen Burghöfen und bei nächtlichen Festen unter dem Sternenzelt. Dort, wo Minnesänger ihre Lieder anstimmten, fand manch verträumte Seele ihre Minne.

Sagt, welche Rolle spielten die Minnesänger in diesem Spiel der Herzen?
Die Minnesänger, edle Poeten und Musiker, gaben der Minne eine Stimme! Mit ihren Liedern und Versen huldigten sie der Liebe und brachten die Herzen zum Schwingen und Sehnen.

Der Minnesang in der Literatur

Wenn sie williglich sich dir ergibt: Küssen, Kosen, Minnespiel!

Walther von der Vogelweide (lebte circa 1170 – 1230)

Ich dulde Schmerzen, die nicht heilen,
Nacht und Tag und alle Stunden.
Das tut Sie mit den Minnepfeilen:
Die erfrischen mir die Wunden.

Herzog Johann von Brabant (1251–1294), Immer dienen ohne Lohn. Zitiert nach: Karl Simrock: Lieder der Minnesinger, 1857

Sie drängte sich an ihn, weinte still an seiner Schulter und strahlte eine so warme Herzensminne aus, daß, wenn sie Rosenknospen berührt hätte, solche eher in Duft und Blüte stehen würden denn andere, die nicht die Gnade empfingen, von dieser warmen Herzensminne berührt zu werden.

Joseph von Lauff: Elisabeth Wandscherer die Königin, 1931

Sie hatten vor des Allliebenden scheidender Sonne, und drauf auch vor des Mondes Minneantlitz ihr Gelübde erneuert durch heilige Küsse, und Otto hatte nicht bloß in der rings freundlichen Natur, nein auch in dem schwimmenden Auge der Geliebten sein höchstes Erdenglück gelesen und dessen nahe Erfüllung.

Rudolf Stier, Mähren und Träume, 1820

Der Vater war ein Mann von altem Schrot; er begriff kaum, was das Glühen, Sympathie, Minnegefühl und Anflammen bedeuten sollte; und wunderte sich bei deutlicherer Erklärung höchlich, daß sich sein Lottchen unterstehen sollte, ohne sein Wissen einen Liebeshandel anzufangen.

Anonymus: Ulrich von Unkenbach und seine Steckenpferde, 1800

Vöglein singen hellen Sang, Minnekosen, Minnedank

Ernst Schulze, Gedicht am 5. Januar 1814

O wie schön ist, die ich minne,
O wie schön, an Seel’ und Leib!

Gottfried August Bürger: Minnelied, März 1772

Wen jemals wahrer Liebe Drang
Zu herzlicher Minne zwang –
Herzlieb‹ ist wohl dafür bekannt,
Daß sie das Herz als Minnepfand
So versetzet und verpfändet,
Kein Mund es je vollendet
Was Minne Wunder wirken kann.

Wolfram von Eschenbach (um 1200 herum): Obilot

Ich dulde Schmerzen, die nicht heilen,
Nacht und Tag und alle Stunden.
Das tut Sie mit den Minnepfeilen:
Die erfrischen mir die Wunden.

Herzog Johann von Brabant (1251–1294): Immer dienen ohne Lohn. Zitiert nach Karl Simrock: Lieder der Minnesinger, 1857

Für Elfrieden errichtete ich in meinem Herzen einen Altar und schmückete ihn mit den Blüten meiner Phantasei. Den ganz flüchtigen Verkehr mit der Patientin in Warmbrunn spann ich träumend zu einem bunten Gewebe von Minneabenteuern aus, von Zusammenkünften und Gesprächen, die sich gar nicht begeben hatten.

Bruno Wille: Die Abendburg, 1909

O Liebesverlangen!
In Kerker gefangen,
Sind die Augen so minniglich,
Die Lippen so wonniglich,
Die Worte die milden,
Die Locken so gülden,
Es bricht mir das Herz,
Vor Leidmut und Schmerz.

Caroline von Günderrode: Dichtungen, 1922

Fruchtlos red‹ ich und erzähl‹ ich, Selten lacht sie, lobt mich nimmer, Und die Lieder, die ich singe, Sind mein einziger Gewinn; Und doch geb‹ ich minneselig Für den schwächsten Sonnenschimmer, Den ich mir von ihr erringe, Kränze, Strauß und Bänder hin.

Ernst Schulze am 16.10.1814

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Werkstattbericht

Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Zeno, Wikisource im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.

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