
Die Pest war einst als der schwarze Tod in Europa gefürchtet. Eine todbringende Krankheit durch Bakterien ausgelöst. Am übelsten dran war, wer sich Beulen- oder Lungenpest zuzog.
Die Pest ist hierzulande besiegt, der Schrecken von damals steckt aber immer noch in den Wörtern, die auf uns bekommen sind. In den Zeiten des Coronavirus wird das wieder lebendig.
Die Bibliothek der schönen Wörter … Katastrophen und schlechte Nachrichten gibt es genug, warum sich nicht auch mal wieder mit etwas Schönem beschäftigen? Hier sind Bücher zum Träumen und Schwelgen. Wörter, die der Seele schmeicheln. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Lese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Die Pest war eine der verheerendsten Epidemien in der Geschichte der Menschheit. Sie trat erstmals im 14. Jahrhundert auf und wurde durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht, welches durch infizierte Flöhe auf Ratten übertragen wurde. Die Pest breitete sich schnell von Stadt zu Stadt und von Land zu Land aus und tötete Millionen von Menschen in Europa, Asien und Afrika.
Die Pest kannte man früher auch als Pestilenz, der Begriff ist in der Sprache erhalten geblieben. Andere Wörter dafür sind Plage, Pestseuche oder Gottesgeißel. Siehe auch:
Liste von Wörtern mit Pest 😷🖤
- durchpesten
- Pestacker (früher ein Begräbnisplatz für die an der Pest Gestorbenen und für Hingerichtete)
- Pestanfall (Erkrankung an Pest)
- Pestanstalt (Anstalt, Vorkehrung zur Pestzeit)
- pestartig
- Pestausbruch
- Pestauswuchs (Pestbeule)
- Pestbarbier (welcher auf Verordnung der Obrigkeit zur Pestzeit den angesteckten Personen mit äußerlichen Mitteln und Hilfe an die Hand geht.)
- Pestbeule
- Pestblatter
- Pestdampf (pesthafter Dampf oder Dunst)
- Pestdoktor
- Pesteiter
- pesterfüllt
- pesterkrankt
- Pestfall (Erkrankung an Pest)
- Pestfieber
- Pestfluchthaus
- pestfrei
- Pestgeschwulst
- Pestgift
- pesthaft
- Pesthauch
- Pesthaus
- Pesthebamme (Hebamme für pestkranke Schwangere)
- Pestheiler
- Pestherd
- Pesthof (Hospital)
- pestialisch
- pestig (pesthaft, pestartig)
- Pestilenz
- Pestilenzbeule (auch als Schimpfwort)
- pestilenzen (fluchen, Pestilenz! rufen)
- Pestilenzgeschwür
- Pestilenzhaus
- Pestilenzhitze (Fieber)
- pestilenzialisch
- pestilenzisch
- Pestilenzseuche
- Pestilenzzeit
- Pestjahr
- Pestkarren (Pestwagen, sammelt die Leichen ein)
- Pestkirchhof (Begräbnisplatz)
- pestkrank
- Pestleichen
- Pestluft
- Pestsäule (Gedenksäulen an die Pestepidemie wurden nach ausgestandener Seuche in verschiedenen Städten aufgestellt, siehe Wikipedia. Vielleicht wird es dereinst Coronasäulen in unseren Städten geben.)
- Pestschliere (Pestbeule)
- pestschwanger (pesterfüllt)
- Pestschwären
- Pestspital
- Peststadt
- Pestvogel
- Pestwagen (Pestkarren)
- Pestwärter (Krankenwärter)
- Pestwolke
- Pestzeit
- verpesten (allgemein für Luft, Wasser, mit Gestank oder schädlichen Stoffen anfüllen)
Dazu passende Verben sind wüten, grassieren, erkranken, verseuchen, heimsuchen, hinwegraffen, dahinraffen, übertragen, anstecken, einschleppen, entvölkern.
Die unerbittliche Rasanz des Todes, warum die Pest so gefürchtet war
Wie ein dunkler Schatten legte sich die Pest über das Land und verbreitete sich mit einer erschreckenden Geschwindigkeit. Wer sich einmal angesteckt hatte, spürte die tödliche Umarmung oft schon binnen Stunden und sah wenige Tage später dem Tod ins Auge. Ganze Städte und Regionen wurden in einem Wimpernschlag entvölkert, als hätte der Tod persönlich seine Sense darüber geschwungen.
In den Zeiten des Mittelalters irrte die Menschheit im Nebel des Unverstandenen. Niemand kannte die Wege der Krankheitsübertragung oder die verborgenen Ursachen. Medikamente oder gar Impfstoffe, die das mörderische Bakterium hätten bezwingen können, existierten nicht. Die Menschheit stand nackt und schutzlos vor diesem unsichtbaren Feind.
Viele sahen in der Pest eine Strafe Gottes, eine Konsequenz sündhafter Verfehlungen. Solche düsteren Vorstellungen intensivierten nur das bereits allgegenwärtige Grauen, das mit der Seuche einherging.
Die Pest hinterließ tiefe Narben in der Struktur der Gesellschaft. Unzählige Menschen starben, Familien wurden zerrissen, und ganze Gemeinden versanken in Trauer und Verzweiflung. Wirtschaft und soziales Gefüge brachen unter dem Mangel an Arbeitskraft und Ressourcen zusammen.
In ihrer Gesamtheit schürte die Pest eine Angst so mächtig und allumfassend, dass sie als eines der finstersten Kapitel in der Geschichte der Menschheit in Erinnerung bleibt. Sie war nicht nur eine Krankheit; sie war ein Albtraum, der die Welt in seinen Klauen hielt.
Pestwörter in der Literatur
Wenn die Schatten fallen, wenn das grausame Meer die schöne Goldsonne frisst, da zuckt über die Wogen ein rascher giftgrüner Strahl. Das ist das erste schnelle Lachen der Sünde über des bangen Tages Todesfurcht. Und sie reckt sich über die stillen Wasser, hebt sich hoch, brüstet sich in brandigen, gelben und roten, tief violetten Farben. Und die Sünde atmet durch die tiefe Nacht, speit ihren Pesthauch weit hinaus über alle Lande.
Hanns Heinz Ewers, Alraune, 1911
Eine Glocke hallt von Löhnberg in jenen stillen Gründen wieder. Die Totenglocke war es, die man zur Warnglocke gemacht; sie ward gezogen vor den beiden Begräbnisstunden (um sieben Uhr morgens und genau im Mittag), damit ängstliche Leute, denen es grauste, einer Pestleiche zu begegnen, zu Hause bleiben möchten. Der Himmel war wolkenleer, die Luft schwül, daß sie im Sonnenlichte über die Fläche des Bodens hinzitterte; kaum daß ein Gräschen nickte oder daß unhörbar fast die Halme und Aehren in den Kornfeldern geknarrt hätten, so bleischwer lag die Todesruhe auf allen Lebendigen.
Wilhelm Heinrich Riehl: Die Werke der Barmherzigkeit, 1846, 1856
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Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans. Recherche via Google, DWDS und im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
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