Leichen … 99 gruselkalte Wörter

Leichen ... 99 gruselkalte Wörter

Es ist eine kühle, ungemütliche Nacht, wie sie im Herbst oft vorkommt. Ich finde, es gibt nichts Besseres, um einen Totengräber wie mich in Stimmung zu bringen. Ihr mögt es vielleicht unangenehm finden, doch das liegt schlicht an meiner Profession. Ich kenne den Geruch von feuchter Erde und das unverwechselbare Aroma, das ein frisches Grab verströmt, besser als mein eigenes Spiegelbild. Leichen sind mein Handwerk, meine Kunst. Heutzutage hat der Tod seinen Schrecken verloren, verborgen hinter sterilen Krankenhauswänden und professionellen Bestattungsdiensten. Aber es war nicht immer so.

Leichen, Tote & Verstorbene

In der Vergangenheit hatte der Tod seinen Platz in der Gemeinschaft. Man könnte sogar sagen, der Tod war ein häufiger Gast in den Häusern. Er wurde akzeptiert, und die Leichen wurden zu Hause aufgebahrt, bevor sie ihre letzte Ruhe fanden. Ja, die Sprache spiegelte das wider. Ehrliche, direkte Worte wurden gebraucht, nicht diese beschönigenden Umschreibungen von heute.

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Heute jedoch verbergen sich die Leichen hinter Begriffen wie “Verstorbene” oder gar “Dahingeschiedene”. Sie werden in temperierten Räumen aufbewahrt, weit entfernt von den Augen der Lebenden. Die moderne Sprache hat uns von der Realität des Todes entfremdet und ihn in eine ferne Ecke unseres Bewusstseins verbannt. Siehe auch:

So sitze ich hier, in der Kälte dieser Herbstnacht, und grabe ein weiteres Grab. Aber ich frage mich, ob es nicht an der Zeit ist, die alten Wörter wieder in unsere Sprache einzuführen, um den Tod und damit das Leben in seiner ganzen Fülle zu akzeptieren. Nur durch die Ehrlichkeit der Sprache können wir die unvermeidliche Realität des Todes wirklich begreifen. Nur so können wir lernen, mit unserer eigenen Sterblichkeit Frieden zu schließen. Und nur so können wir endlich anfangen, wirklich zu leben.

Liste von Wörtern mit Leiche

Vielleicht nicht schön, aber immer echt. Die meisten dieser Wörter sind alt, sind in gewisser Weise also selbst Leichen. Die laufen uns nicht mehr weg. Alphabetisch sortiert. Definitionen stammen aus dem Grimmschen Wörterbuch.

  1. Leichenacker (Friedhof)
  2. Leichenangesicht (Gesicht einer Leiche oder wie einer Leiche)
  3. leichenartig (nach Art einer Leiche)
  4. Leichenbahre (Totenbahre)
  5. Leichenbegleit(er) (Begleitung einer Leiche beim Begräbnis)
  6. Leichenbeschauer
  7. Leichenbesorger (einer, der das Waschen, Ankleiden und das Begraben der Leichen besorgt)
  8. Leichenbestatter
  9. Leichenbestattung
  10. Leichenbier
  11. Leichenbitter (der zur Begleitung einer Leiche im Namen der Hinterlassenen einladet)
  12. Leichenbitterin (Klageweib)
  13. leichenblass
  14. Leichenblässe
  15. leichenbleich (bleich wie eine Leiche)
  16. Leichenbrand (Verbrennung einer Leiche)
  17. leichenbrandig
  18. Leichenbuch (Totenregister)
  19. Leichenchor (Chor der bei der Beerdigung einer Leiche gesungen wird)
  20. Leichendecke (schwarze Decke, wie sie über eine Leiche und deren Sarg gebreitet wird)
  21. Leichendieb
  22. Leichendienst (Dienst bei Beerdigung einer Leiche)
  23. Leichenduft (Duft von Leichen oder wie von Leichen)
  24. Leicheneule (Name der gemeinen Eule, sowie des kleinen Kauzes, weil ihr Geschrei für einen Vorboten des Todes gehalten wird)
  25. Leichenfackel (Fackel die bei der nächtlichen Beerdigung einer Leiche vorangetragen wird, Totenfackel)
  26. Leichenfackelschein
  27. leichenfahl (fahl und blass wie eine Leiche)
  28. leichenfarben
  29. Leichenfeier
  30. Leichenfeierlichkeit
  31. Leichenfeld (mit Leichen bedecktes Feld, Schlachtfeld)
  32. Leichenfest (Leichenfeier; Feier oder Fest für einen Gestorbenen)
  33. Leichenfeuer
  34. Leichenfleck (Totenfleck)
  35. Leichenfrau (Frau welche die Toten wäscht und kleidet; Totenfrau)
  36. leichenfrei (frei von Leichen)
  37. leichenfressend
  38. Leichengedeck (Leichendecke, Sargdecke)
  39. Leichengedicht
  40. Leichengefolge (Gesamtheit der einer Leiche bei ihrem Begräbnisse folgenden)
  41. Leichengeheul (Geheul über einer Leiche)
  42. Leichengeleit (Geleit einer Leiche zu Grabe und Gesamtheit der Geleitenden)
  43. Leichengepränge
  44. Leichengeruch (Geruch wie er von einer Leiche ausgeht)
  45. Leichengerüst (Gerüst für den Sarg mit der Leiche bei einer pomphaften Beerdigung)
  46. Leichengesang (Gesang der über einer Leiche, namentlich bei deren Beerdigung angestimmt wird)
  47. Leichengeschrei (Klaggeschrei)
  48. Leichengestank
  49. Leichenglocke (die bei dem Tode eines Menschen geläutet wird)
  50. Leichengrab
  51. Leichengruft
  52. Leichenhacker (andere Bezeichnung für die Geier, die sich an Toten zu schaffen machen)
  53. leichenhaft (leichenartig)
  54. Leichenhalle
  55. Leichenhaus
  56. Leichenhemd (Totenhemd)
  57. Leichenhügel (Grabhügel)
  58. Leichenhuhn (die gemeine Eule und der kleine Kauz sind gemeint)
  59. leichenkalt
  60. Leichenkammer (Kammer zur Aufbewahrung von Leichen)
  61. Leichenkeller (Keller zur Aufbewahrung von Leichen)
  62. Leichenkerze
  63. Leichenklage
  64. Leichenkleid
  65. Leichenkorb
  66. Leichenkosten
  67. Leichenlager (Bettstelle worauf eine Leiche liegt. Auch Lager in dem Leichen liegen; Totenacker)
  68. Leichenlaken
  69. leichenlangsam
  70. Leichenlied
  71. Leichenmahl
  72. leichenmässig
  73. Leichenmusik
  74. Leichenöffnung (Obduktion)
  75. Leichenprediger
  76. Leichenpredigt
  77. Leichenrede
  78. Leichenschau
  79. Leichenschleier (Trauerschleier)
  80. Leichenschmaus
  81. Leichenschmücker (jemand der Leichen zurechtmacht, so dass sie präsentabel sind. Macht heute der Bestatter)
  82. Leichenschreiber
  83. leichenschwer
  84. Leichenschwere
  85. Leichenstarre
  86. Leichenstein
  87. leichenstumm
  88. Leichentext
  89. Leichenträger
  90. Leichentuch
  91. Leichenvogel (Geier, Rabe)
  92. leichenvoll (voll mit Leichen, zum Beispiel ein Schlachtfeld oder eine bombardierte Stadt)
  93. Leichenwachs (bei Leichen durch längeres Liegen in Wasser oder feuchtem Erdreich entstehende wachsartige Substanz)
  94. Leichenwagen
  95. Leichenwall (Wall aus Leichen; aufgeschichtete tote Körper)
  96. Leichenweg (Weg auf dem die Leichen zum Friedhof geführt werden)
  97. Leichenweib (Klageweib, Trauerweib, Seelfrau, Leichenbitterin)
  98. leichenweiß
  99. Leichenzug
  100. Nachtleiche (Leiche die nachts begraben wird)
  101. Wandelleiche (ein abgezehrter, kranker Mensch, eine wandelnde Leiche)

Leichen pflasterten auch die Literatur

Auf einmal dehnte eine Gestalt sich unter ihnen aus mit einem leichenweißen unbeweglichen Angesichte, mit weißen Lippen, mit weißen Augenbraunen und Haaren. Die Gestalt suchte den Kranken mit gekrümmten langen Fühlhörnern, die aus den leeren Augenhölen spielten. Sie wiegte sich näher, und die schwarzen Punkte der Fühlhörner schossen wie Eisspitzen, kalt wehend um sein Herz.

Jean Paul Richter: Dr. Katzenbergers Badereise, 1809

Es war gerade zur glühendsten Zeit des chinesischen Sommers; meist mußte man halb verdurstend kämpfen, geblendet von Staub, unter einer Sonne, die ebenso verderblich war wie die Kugeln, und in unausgesetztem eklen Leichengeruch.

Pierre Loti: Die letzten Tage von Peking, 1900

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Werkstattbericht

Für diesen Beitrag habe die KI ChatGPT gebeten, meinen einleitenden Text aus der Sicht eines Totengräbers umzuschreiben, wie ihn Charles Dickens hätte erfinden können. Ich finde, das ist ihm gut gelungen. Die Abbildung erschuf die KI DALL-E.

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