
Der Groschen ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Münzname über Jahrhunderte hinweg nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Sprache und Kultur prägte. Ursprünglich geht das Wort auf den lateinischen Ausdruck grossus denarius zurück, was der „große Pfennig“ meinte.
Als silberne Dickmünze wurde der Groschen im späten 13. Jahrhundert erstmals in Frankreich geprägt, verbreitete sich dann rasch in Mitteleuropa und fand vor allem durch den böhmischen groš breite Verwendung. Sprachlich spiegeln sich diese Wurzeln in alten Formen wie gross, grosz oder grosch wider, bevor sich ab dem 16. Jahrhundert allmählich die heute vertraute Schreibweise Groschen durchsetzte.
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Seine Bedeutung reichte jedoch weit über den reinen Geldwert hinaus. In zahllosen Varianten geprägt – vom weißen Groschen über den meißnischen bis zum guten Groschen – war er in vielen Regionen die Leitwährung für den Alltag. Entsprechend lebendig wurde der Begriff auch im Sprachgebrauch.
Wer sparsam war, „legte Groschen zu Groschen“, während Redensarten wie „nicht bei Groschen sein“ auf einen Mangel an Geld oder Verstand hinwiesen. In der Bibelparabel vom verlorenen Groschen oder in Goethe und Hebbel lebt er ebenso weiter wie in der volkstümlichen Vorstellung vom „letzten Groschen“. Auch wenn er heute nur noch in Redewendungen überdauert, erzählt der Groschen eine faszinierende Geschichte über Geld, Sprache und den Wandel kultureller Werte. Hier ist eine Liste der besten und wichtigsten Groschenwörter der deutschen Sprache.

Worthäufigkeit Groschen nach DWDS
🥖 Alltag & Armut
Fünfgroschenbrot
Ein kleines, schwarzes Brot für wenig Geld. Ausdruck von Armut und Alltag in der Unterschicht.
Groschenbier
Einfaches, billiges Bier. Oft mehr Durstlöscher als Genussmittel.
Groschenbrot
Einfaches, preisgünstiges Brot. In Redensarten stand es auch für ein mutiges Herz: „so groß wie ein Groschenbrot“.
Groschenlaib
Ein kleiner Brotlaib für wenig Geld. Wer ihn nicht mehr bezahlen konnte, war am Existenzminimum.
Groschenlicht
Ein sprichwörtlich billiges Licht, das man auf der Suche nach noch kleineren Werten opferte. Symbol für verschwendete Mühe.
Groschenpflaster
Ein billiges Pflaster oder Hausmittel. Der Name spricht Bände über die Heilerwartung.
Groschenwein
Günstiger, einfacher Wein, oft von zweifelhafter Qualität. Hauptsache, er wirkt.
Groschenware
Billige Massenware, oft auf Jahrmärkten verkauft. Nicht haltbar, aber bezahlbar.
Groschenwurst
Eine günstige Wurstsorte, volkstümlich und nahrhaft. Der Pudel bei Hebbel stiehlt sich genau so eine – ein kleines, literarisches Detail.
🎭 Kunst, Medien & Literatur
Groschengalerie
So nannte man den billigsten Platz im Theater, hoch oben unterm Dach. Bildlich stand er für das einfache Volk, das von dort aus das Schauspiel wie von einem anderen Planeten beobachtete.
Groschenknallbüchse
Ein scherzhafter Ausdruck für eine kleine, harmlose Waffe. Wer damit schoss, galt nicht als gefährlich, sondern als folkloristisch bewaffnet.
Groschenpostille
Ein billiges Predigt- oder Erbauungsbüchlein, das geistliche Inhalte zum Schleuderpreis bot. Der Begriff wurde oft ironisch oder kritisch gebraucht.
Groschenübersetzung
Schnell und billig produzierte Übersetzungen, meist literarisch eher dürftig. Sie standen im Ruf, mehr Seiten als Substanz zu liefern.
Groschenwerk
Abwertend für ein minderwertiges Buch oder allgemein ein geistloses Produkt. Manchmal auch selbstironisch von Autoren gebraucht, die wussten, dass sie gerade Ramsch fabrizierten.
Groschenepigramm
Kurzes, billiges Spottgedicht ohne Tiefgang. Der Ausdruck kritisiert seichte Reime mit großer Geste.
Groschenwitz
Ein flacher, billiger Scherz, der eher die Masse als den Geist erfreuen soll.
Groschenbild
Massenhaft vervielfältigtes, meist sentimentales Bild, das in ärmeren Haushalten hing. Besonders beliebt waren Heiligen- oder Heldendarstellungen.
Groschenkabinett
Eine Sammlung alter Groschen und anderer Münzen. Im 18. Jahrhundert auch Titel von numismatischen Werken.
Groschentheater
Theater für wenig Geld, oft mit unterhaltsamem, aber seichtem Programm. In Wien ein Begriff für frühe Formen der Volksunterhaltung.

🧍 Menschen & Milieu
Achtgroschenjunge
Gaunerjargon für einen Polizeispitzel. Der Ausdruck klingt harmlos, bezeichnet aber einen Verräter.
Groschenfrau
Bezeichnung für ein gemietetes Klageweib bei Beerdigungen. Billige Trauer zum Mieten – eine Dienstleistung mit Tränen-Flatrate.
Groschengärtner
Ein kleiner Dorfbauer mit kaum mehr als Gartenland. Der Ausdruck betont die winzige wirtschaftliche Bedeutung.
Groschenhure
Derb und abschätzig für eine billige Prostituierte. Wörtlich eine Frau „für zwei Pfennige“.
Groschenjunge
Ursprünglich ein junger Bursche mit niedrigem sozialen Status; später auch für Autor*innen einfacher Texte. Dickens wurde etwa so bezeichnet – bevor er Weltliteratur schrieb.
Groschensiech
Ein abwertender Ausdruck für einen geldgierigen Menschen. Wer so genannt wurde, lebte für den Pfennig, nicht für das Leben.
🌱 Bildsprache & Maße
Groschenkraut
Pflanzlich: eine Bezeichnung für den Alpenlattich. Der Name verweist auf seine bescheidene, fast unscheinbare Erscheinung.
groschenrund (Adj.)
Kreisrund und klein wie ein Groschen. Gern benutzt für kahle Stellen auf dem Kopf.
groschenweise (Adj.)
Etwas mühselig in kleinen Beträgen erwirtschaften. Goethe benutzte den Ausdruck für den schweren Weg zum großen Ziel.

🪙 Geld & Verwaltung
Groschenschlag
Die Prägung einer bestimmten Groschensorte. In alten Chroniken ein Maß für die Münzpolitik.
Groschenstrafe
Kleine Geldbuße, meist innerhalb von Zünften oder bei Regelverstößen. Ausdruck für geringe, aber symbolische Sanktion.
Groschenstück
Eine Münze im Wert eines oder mehrerer Groschen. Der Ausdruck wurde auch für Menschen oder Dinge gebraucht, die nicht viel galten.
Groschenzins
Eine Abgabe in Form kleiner Geldbeträge. Zeigt, wie auch niedrige Beträge in der alten Steuerpraxis eine Rolle spielten.
Noch nicht historisch ist das Groschengrab, damit wurde ein Geldspielgerät bezeichnet. Oder der Notgroschen, eine Reserve für schlechte Zeiten.
Werkstattbericht
Das Wissen um die alten Wörter stammt aus dem Grimmschen Wörterbuch (DWB), extrahiert wurde es von einer KI. Die Grafik generierten DALL-E und der Microsoft Designer via Bing.