20 blütenfrische Frühlingszitate aus alter Literatur

20 blütenfrische Frühlingszitate aus alter Literatur

Wenn der Frühling die schönste Jahreszeit ist, dann ist das Gedicht ganz ohne Zweifel der Höhepunkt des literarischen Schaffens, ja der Welt der Wörter und Bücher überhaupt.

Um das zu beweisen, braucht es Zitate, Frühlingszitate. Nirgendwo sonst finden wir den Frühling auf eine vergleichbar herrliche Weise besungen.

Schöne Wörter Bücher Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen

Und weil es Schwärmerischer nicht mehr geht, sind es gleich zwanzig. Frühlingsromantiker sind willkommen. Aber wer würde ihn nicht mögen … Bitteschön. Siehe auch:

Frühlingszitate aus alten Werken

Diese Zitate aus der Literatur haben eines gemeinsam, sie handeln vom Frühling und von wenig anderem. In bunter Reihenfolge. Die Schreibweisen habe ich in manchen Fällen modernen Umständen angepasst, aber immer nur ein wenig.

Wenn man sich eine Jahreszeit wählen dürfte, um alle seine verdrießlichen Augenblicke dorthin zu verlegen, so müßte das unfehlbar das Frühjahr sein mit seinen freundlichen Morgenstunden, dem blauen Himmel mit den leicht dahin segelnden Wolken, der duftenden Erde voll erwartungsvoll zitternder Kräuter und neugierig aufschauender Blumen. Ja, für den Frühling sollte man sich alle Verdrießlichkeiten des ganzen Jahres aufheben, aber nicht um die schönen Tage desselben damit zu verderben, sondern um vor ihrem Duft und Schimmer alle Traurigkeit verschwinden zu lassen, wie der letzte Schnee vor einer warmen Maisonne vergeht.

Friedrich Wilhelm Hackländer: Der Neue Don Quixote, 1858

Die eine Hand auf die Steinbalustrade lehnend, stand der Fürst da und blickte mit starren Augen in den Sonnenuntergang. Aber er sah nichts mehr von dem prächtigen Farbenspiel! Es war der erste wahrhaftige Sonnenschein gewesen in seinem Leben; ein Licht wie aus einer anderen, besseren Welt, ein romantischer Wunderfrühling im Spätherbst seines Lebens – es war sehr, sehr schön und köstlich gewesen.

Friedrich Spielhagen: Allzeit voran, 1871

Die kräftigen Stämme der Kastanienallee, Du kennst sie wohl! Manche Träume Deiner Frühlingstage flatterten dort mit der jungen Nachtigallenbrut um die Wette, wie oft bist Du dort an Liebchens Arm dem aufgehenden Mond entgegengeschlendert!

Arnim, Bettina von : Goethes Briefwechsel mit einem Kinde

Er warf einen Blick nach dem geschlossenen Fenster und, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen, wie in Ausübung eines ärztlichen Rechtes öffnete er beide Flügel und ließ die Luft herein, die, indes noch wärmer und frühlingshafter geworden, einen linden Duft aus den erwachenden fernen Wäldern mitzubringen schien.

Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926. #23

Erschöpft legte sich der Knabe unter einigen Tannen zur Rast nieder. Wie schlank und stolz erhoben sich die starken Bäume! Wie weich war dieses Lager trockener Nadeln, wie süß und still war die Luft und wie voll von Frühlingsträumen war sie! Wie schwer wurden die Gedanken und wie heimlich zugleich!

Jakob Wassermann: Schläfst du, Mutter? 1897

Da schwebte leicht der Mensch wie Frühlingsengelgruß, Und trat den Boden nicht und mich mit schwerem Fuß.

Friedrich Rückert: Die Weisheit des Brahmanen, 1839

Wie du mich liebst
Mit all der Stärke und Reine
Und taufrischen Frühlingsempfindung
All der herzfüllenden Leidenschaft
Der wahren Liebe!

Gabriel Max in Wilhelm Arent (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere, 1885

Schaut um euch, wie der Frühling aufgegangen,
Im jungen Laube neues Leben spielt,
Wie hold in ihrer Blüt’ die Bäume prangen,
Im Zweig der Vogel sich vergnüglich fühlt,
Schon färben sich der Blumen zarte Wangen,
Die Winterfrost im dunkeln Hause hielt,
Allseitig fühlt die Welt ein muntres Regen
Und drängt sich süß dem Frühlingsglanz entgegen.

Ludwig Tieck: Leben und Tod der heiligen Genoveva, 1799

Noch ist es lang hin bis zum Frühlingsgrün,
Bis zu Blütenduft und Blumenblüh’n,
Bis zum Jubel der kleinen Waldvögelein,
Bis zum Fluge der Schwalben im Sonnenschein.

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1882

Was die Liebe anlangt, so ist zu sagen, daß ihn am ehesten jene Mädchen entzündeten, aus deren gerade erwachenden Augen das blaue Frühlingsleuchten strahlt, das von den Blüten des Sommers noch nichts weiß; jene, deren zaghaft gegebene Hand ein reicheres Geschenk bedeutet als das Glühen der Wissenden, und die, wenn sie tanzen, wie junge, im Wind bewegte Zweige sind.

Hans Bethge: Die Kurtisane Jamaica, 1922

Von einem Abhange sieht er das wunderbare Farbenspiel des lachendsten Frühlingsgrüns, die Streiflichter der fernen Talebenen, und Alles in die blaue Dämmerung des Mondscheins gehüllt.

Karl Gutzkow: Briefe eines Narren an eine Närrin, 1832

O meines Lebens goldne Märchenblüte!
O meiner Seele holde Frühlingszeit!

Gustav Heinrich Gans zu Putlitz: Was sich der Wald erzählt, 1850

Heute, an einem fast frühlingswarmen Tage zu Ende Februar hatte sie die kurze Stunde draussen doppelt genossen. Wohlverwahrt hatte sie die Kleine in das sonnige Gärtchen der Tischlersleute hinausgetragen. Unter den kahlen Fliederbüschen, die nun bald Knospen ansetzen würden, um die bescheidenen Beete, auf denen noch die verfaulten Stauden der Herbstblumen standen, die nun bald den ersten Schneeglöckchen und Veilchen würden Platz machen müssen, war sie mit ihr umhergegangen. Das war eine Lust gewesen!

Dora Duncker: Großstadt, 1900

Aber sie hat die weiche Anmut eines Frühlingsabends … und die Grazie einer verzauberten Prinzessin … und den Geist eines Mädchens, das zu lieben weiß!

Schnitzler, Arthur: Anatol, 1893

Komm, laß uns geh’n, mein Freund, Hinaus auf’s Feld,
Laß uns beseh’n des Frühlings Pracht und Freude;
Schau da dein Werk , die Erd ‚ im neuen Kleide;
Es grünt, es blüht, dir jauchzet alle Welt.

Auswahl aus G. Tersteegen’s Schriften, nebst dem Leben desselben. Herausgegeben von G. Rapp, 1841 – das Gedicht heißt Frühlingsfreude

Sanftlächelnd geht die Sonn‹ am Frühlingsabend dir unter, Noch röthet ihr letzter Strahl mitleidig dein einsames Fenster, Du legst dich hin auf dein Lager, und träumst von künftigen Tagen, Voll glänzender Aussichten, schwimmst in Wonnegefühlen, verlierst dich in Labyrinthen von Freuden, erwachst vom glücklichen Schlummer, Und siehest — ach, deiner traurigen Zelle öde vier Wänd‘, und Kein Strahl von Hoffnung lächelt hinein.

Karl Philipp Moritz: Anton Reiser, 1790

Es wurde auch Frühling, wie schon so viele tausend Male in der Welt, und wieder sagten viele Menschen wie vorher und wie sie noch immer wieder sagen werden: So schön war der Frühling noch nie. Die Blumen schossen so geschwind aus der Erde heraus, wie fröhliche Gedanken in Kinderherzen aufblühen, und die Büsche hatten es eilig, sich in grüne Schleier zu hüllen.

Josephine Siebe: Die Tasse des Königs, 1916

Wenn, von der blausten Frühlingsmitternacht entzückt,
Oft aus der Gartenlaube weg vom Zechgelag
Mein hochgestimmter Freund mich noch hinausgelockt,
Die offne Straße hinzuschwärmen raschen Gangs,
Wir Jünglinge, des Jugendglückes Übermaß

Eduard Mörike: Gedichte, 1876

Die Jugend ist der Frühling unser Jahre; So wie der Lenz des Jahres Jugend heißt; Der Jugend Feld trägt angenehme Ware, Denn die man vor des Frühlings Kinder preist, Das Blumwerk, so die frische Jugend treibet, Wird schöner, als des Frühlings Glanz und Lust.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bisher ungedruckte Gedichte, 1710

Kamilla Prätorius stand noch immer am Fenster. Ihre Gedanken waren aufgeflogen von der Grauen Gasse fort, hinauf zu der obern Stadt mit ihrem frohen, blühenden Leben, zu den Häusern, die den größten Teil des Jahres in fröhlichem Grün, jetzt um die Maienzeit aber in ein farbiges Blütenmeer gebettet lagen.

Dora Duncker: Die Graue Gasse, 1906

Wer an einem Frühlingsabend bekümmert nach Hause geht und schon im Dahinschreiten den eigentümlichen Geruch des jungen Laubes auf sich einwirken läßt und jenen warmen, feuchten Hauch, den die Erde ausströmt und den ein Westwind uns fast dunstig ins Gesicht weht, jenen Hauch, der uns, wenn wir die Augen schließen, schwarze, aufgelockerte Erde vor unsere Phantasie zaubert, die ersten grünen Blätter, ziehende Schwalben und die Spitzen von unzähligen keimenden Pflanzen – der fühlt nach und nach die Rinde schmelzen, die sein Herz nicht nur umzieht, sondern auch schmerzhaft zusammendrückt, und wenn er alsdann in der Nacht fest und ruhig geschlafen hat und am Morgen in das lachende Gesicht des jungen, fröhlichen Tages blickt, der vergißt leicht Kummer und Leid, und was ihm gestern niederdrückend vorkam, erscheint ihm heute als eine vorübergehende Unannehmlichkeit.

Friedrich Wilhelm Hackländer: Der Neue Don Quixote, 1858

Werkstattbericht

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