Diese Sammlung alter und schöner Wörter war eine Serie im „Schöne Wörter Newsletter“. Hier sind die Wörter aller drei Folgen, zuzüglich das, was noch hatte kommen sollen.
Wörter, die ich mir als aufhebenswert ins virtuelle Notizbuch geschrieben habe. Wörter von einst, die ich bisher nicht kannte oder nicht beachtet habe. Eine bisschen von allem. Mögen sie gefallen! Lies dazu auch: 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten
Eine Bibliothek der schönen Wörter ... Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen
Liste wiederentdeckter Wörter von früher
- bärenfest (unerschütterlich, sehr fest)
- Beiseitgedanke (Gedanke, der beiseite geschoben wird)
- Biederauge (ein ehrliches rechtschaffenes Gesicht, bieder?)
- blödherzig (einfältig, nicht klug)
- Diebsdeckel (verächtlich für den Hut eines Menschen über den man sich lustig machte)
- dicksatt (richtig satt)
- Dreideutig (mehrdeutig, sowohl zweideutig als auch dreideutig)
- Enthalsen (einen Kopf kürzer machen, hinrichten)
- Erlustigen (erfreuen, belustigen)
- fadennackt (splitternackt)
- Fürdenken (vorausdenken, vorherdenken)
- fürders (weiter, weiterhin)
- Fürdernisbrief oder Schreiben (Empfehlungsbrief)
- halbsatt (teilweise satt)
- Hemmschuh (ein schuh- oder keilförmiges Objekt, das hinter oder vor die Räder eines Gefährts gelegt oder geklemmt wurde – brauchte man bei Kutschen, heute als Bremskeil zum Beispiel bei LKWs)
- Himmelsaue (der Himmel als weite Aue gedacht)
- himmelsäuglein (die Sterne)
- Holdschaft (Zuneigung, Freundlichkeit)
- jahreweit (zukünftig, wie in »jahreweit entfernt«)
- Klügling (jemand, der klug oder schlau ist, manchmal abwertend)
- kochkünstlerisch (kulinarisch; die Kochkunst betreffend)
- leutlos (ohne Leute, unbewohnt)
- leutescheu (ängstlich vor anderen Menschen)
- lichtdürftig (dunkel, dürftig an Licht)
- liebbar (was zu lieben ist)
- mangellos (ohne Fehl)
- mangelfarb (die Farbe der Dürftigkeit tragend)
- manchfaltig (mannigfaltig, vielfältig)
- Meutmacher (Aufrührer, Aufwiegler)
- Milchdiebin (Hexe, die Milch stiehlt; auch Schmetterling)
- milchherzig (weichherzig)
- Mengeling (Mischling, von unreiner Abstammung)
- Nabengeld (Abgabe, die von Fuhrwerken entrichtet werden musste)
- Nachtgedanke (bei Nacht kommender besonders finsterer, trübseliger Gedanke)
- Neidkragen (neidischer, auch geiziger Mensch)
- neidlich (von Neid erfüllt, missgünstig)
- Neidling (der Neidische)
- notdringlich (eindringlich, nachdrücklich)
- nothaft (dürftig, Not habend)
- notfest (standhaft und unerschrocken, besonders im Kampf)
- Nabengeld (Abgabe, die von Fuhrwerken entrichtet werden musste)
- plumpstolz (auf plumpe Weise stolz)
- Plunderkammer (Raum für Gerümpel)
- plunschig (aufgedunsen, dick)
- Pochhans (lärmender, trotziger Mensch)
- Polstertochter (verweichlichte, faule Tochter)
- Polterkammer (Raum für abgenutztes Hausgerät)
- pumpsatt (sehr satt)
- püppisch (wie eine Puppe)
- rackendürr (sehr mager)
- Rumpfrecker (Henkersknecht, Scharfrichter)
- schulsteif (sehr steif, förmlich)
- Sönnchen (kleine Sonne)
- Stadtbesen (weibliche Person, die Neuigkeiten verbreitet)
- Sternbesen (Komet)
- Strickreiter (berittener Gendarm)
- stubenfarben (beschreibt eine spezifische blasse Farbe, zum Beispiel eines Gesichts oder der Haut)
- Tandmann (Person, die Unsinn treibt)
- Trutschelmann (Dolmetscher, Reiseleiter als man noch zu Fuß ging)
- Urälterkind (Ururenkel)
- Urältermutter (Ururgroßmutter)
- Vieraugengut (Besitz, der an zwei Personen, Eheleute, verliehen wurde)
- weichmütig (von tiefer emotionaler Empfänglichkeit)
- Weichmütling (sehr sensible Person)
- zartherzig (von großer Zärtlichkeit)
- überfältig (überwältigend vielfältig)
Mehr davon? Bitteschön:
- 89 selten schöne Wörter und was sie bedeuten/ II
- 99 altertümliche und alte Wörter für allerlei Spektakel
Zitate aus der Literatur
Trauer erfüllt mich ganz. Meine Kraft ist aufgelöst und meine Freudigkeit ist dahin. Wenn ich mir ein Bild ihres Wesens zu machen suche, so zerfließt alles vor meinen Augen. Ist sie gut oder böse? Weichmütig oder boshaft? Störrisch oder hingebend? Ach, am Morgen ist sie willig und des Abends trotzig; am Mittag herausfordernd und spöttisch und des Nachts dem Weinen nahe in grundloser Verstimmung. Ich sehne mich nach ihr und mir schmeckt weder Arbeit noch Essen.
Jakob Wassermann: Melusine, 1896
Am Vorabende desselben, als man die letzten Gerätschaften ihres Schreibtisches, die Portraits und jene tausend Kleinigkeiten verpackte, die ihr als liebe Erinnerungen in die neue Heimath folgen sollten, fielen ihre Augen auf ein Heft Gedichte, die ihr Friedrich einst gegeben und die sie noch immer zurückbehalten hatte, um ein Andenken an ihn zu besitzen. Sie schlug es auf, es waren einfach gefühlte Lieder, wie sein stilles Knabenleben sie erzeugt hatte, aber sie erschienen ihr viel reiner, viel schöner, als je zuvor. Es war ihr, als läge die Zeit jenes friedlichen Empfindens, jenes begnügten Genusses an der Natur, jenes ahnungsvolle Hoffen auf Freundschaft und auf Liebe jahreweit hinter ihr.
Fanny Lewald: Wandlungen. Erster Band,1853
Überzeugender als der Angriff des Kollegen Wilmanns ist das Urteil, das ich Ihnen allen, meine Herrschaften, von den Zügen ablese: es bedeutet rückhaltlose Anerkennung meiner Suppe! Es schlägt auch den frevelhaften Widerspruch meiner Töchter zu Boden, die, ihres Vaters kochkünstlerische Autorität verkennend, die Wahl jeder und erst recht dieser Suppe verhindern wollten. Um so dankbarer bin ich meinen Gästen für ihre gerechte und sachliche Würdigung. Stoßen Sie mit mir an auf das Wohl meiner Gäste!
Heinrich Lilienfein: Die große Stille, 1919
Werkstattbericht
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