Diese 35 Wörter aus der Bildungssprache wecken deine Fantasie

Diese 35 Wörter aus der Bildungssprache wecken deine Fantasie

Wer sagt denn, Bildungssprache sei trocken und langweilig? Diese Begriffe haben einen spannenden Klang und wecken Bilder in uns. Sie beleben unsere Vorstellungskraft.

Nicht wenige dieser Wörter stammen aus der griechischen Mythologie. Deshalb sind sie mit den Namen sagenhafter Personen verbunden.

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Die meisten dieser Wörter werden immer noch benutzt und verstanden, auch wenn der Ursprung und die damit verbundene Geschichte nicht mehr bekannt ist. Doch genau das verleiht ihnen eine geheimnisvolle Schönheit und gelehrte Tiefe.

Sie sind Brücken zu alten Kulturen und Erzählungen, die unsere Sprache bereichern und uns daran erinnern, dass Worte mehr sind als nur Buchstaben – sie sind Träger von (uralten) Geschichten. Siehe auch:

Liste bildhafter Begriffe der Bildungssprache

Sortiert von A-Z. Die Liste ist nicht vollständig.

Adonis (ein extrem gut aussehender junger Mann; stammt aus der griechischen Mythologie, wo Adonis der Geliebte der Göttin Aphrodite war)

Argusaugen (f) – ein scharfsichtiger Blick, dem nichts entgeht. Argus war ein Riese in der griechischen Mythologie. Er soll hundert Augen besessen haben. Nachdem Argus von Hermes getötet worden war, wurden seine hundert Augen von Hera in das Federkleid des Pfaus überführt.

Beispiel: Der Tutor beobachtete alles mit Argusaugen.

Ariadnefaden – Hilfsmittel, mit dem man aus einer prekären Lage herauszufinden hofft

Beispiel: In der komplexen Verhandlung diente der juristische Rat als Ariadnefaden, der ihnen half, einen Ausweg aus dem Labyrinth der Paragraphen zu finden.

Basiliskenblick –  tödlicher Blick. Nach dem antiken Fabeltier, dessen Blick tötet. Eingekröntes Mischwesen zwischen Schlange oder Drache und Hahn.

Beispiel: Als sie ihm den Basiliskenblick zuwarf, fühlte er sich, als würde er unter der Last ihrer Verachtung erstarren.

Danaergeschenk (n) – unheilbringendes Geschenk

Beispiel: Die geleakte Datenbank erwies sich als Danaergeschenk.

Um diesen steten Reibungen ein Ende zu machen, hatte Kaiser Zeno, ein feiner Diplomat, das echt byzantinische Auskunftsmittel getroffen, den lästigen Gotenkönig mit seinem Volk dadurch aus der gefährlichen Nachbarschaft zu entfernen, daß er ihm als ein Danaergeschenk Italien übertrug, das erst dem eisernen Arm des Helden Odoaker entrissen werden mußte. Felix Dahn: Ein Kampf um Rom, 1876

Diadochenkampf – bezeichnet die Serie von Konflikten und Machtkämpfen zwischen den Generälen, Offizieren und Vertrauten Alexanders des Großen um die Kontrolle seines Reiches nach seinem Tod im Jahr 323 v. Chr.

Dioskuren – vertrautes, unzertrennliches Freundespaar (es müssen nicht zwingend Menschen sein); ursprünglich waren die mythischen Zwillinge Kastor und Pollux gemeint

Beispiel: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt galten als Dioskuren der schweizerischen Literatur.

Donquichotterie – aussichtsloses Unterfangen, Torheit, ein durch weltfremden Idealismus zum Scheitern verurteiltes Unternehmen. [nach Don Quijote, span. Don Quijote, dem Helden des satirischen Romans »Don Quijote de la Mancha« von Miguel de Cervantes Saavedra, 1547–1616]

Beispiel: Seine unermüdlichen Versuche, das alte, verlassene Gebäude zu retten, wurden von vielen als reine Donquichotterie abgetan.

Erisapfel – Zankapfel, Streitgegenstand. Nach der griechischen Göttin der Zwietracht.

Beispiel: Der Streit um die Erbschaft wirkte wie ein Erisapfel, der die Familie entzweite.

Hekatombe – eine riesige, gewaltige Menge. Ursprünglich war ein Opfer von 100 Tieren damit gemeint.

Beispiel: Die drastische Abholzung des Regenwaldes könnte eine ökologische Hekatombe zur Folge haben, die irreparable Schäden anrichtet.

Janusköpfigkeit – Doppelgesichtigkeit

Beispiel: Legendär war die Janusköpfigkeit des Außenministers, der routiniert zwischen den Seiten lavierte.

Judaskuss – geheuchelter Kuss oder eine geheuchelte Geste, hinter der statt Freundlichkeit böse Absicht lauern.

Beispiel: Sein scheinbar freundlicher Handschlag entpuppte sich später als Judaskuss, als er das Geschäftsgeheimnis an die Konkurrenz verriet.

Judaslohn – Bezahlung für eine böse Tat. Nach Judas, der Jesus Christus für ein paar Silberstücke verriet.

Beispiel: Sie nahm das Geld an, doch später wurde ihr klar, dass es nichts weiter als Judaslohn für ihren Verrat war.

Kassandraruf – Warnruf, Warnung. Nach Kassandra, der Tochter des Königs Priamos, die den Untergang Trojas voraussagte und warnte, das Trojanische Pferd nicht in die Stadt zu holen. Beachtung schenkte man ihr bekanntlich nicht.

Beispiel: Trotz seines Kassandrarufs wurde er nicht ernst genommen, und die prophezeite Katastrophe trat tatsächlich ein.

Knochenmann – der Tod als Gerippe, Skelett

Medusenblick – grauenerregender, schrecklicher Blick wie bei einer Meduse; versteinernder Blick der Medusa

Beispiel: Mit einem Medusenblick starrte sie ihn an, und für einen Moment fühlte er sich wie versteinert.

Mephisto, auch Mephistopheles (m) – jemand, der seine geistige Überlegenheit in zynisch-teuflischer Weise zeigt und zur Geltung bringt

Beispiel: Den Täter zu einem Mephisto zu stilisieren, führt in der Sache nicht weiter.

TIPP: Wird meist im Zusammenhang mit Goethes Faust gebraucht, woher der Ausdruck und Name auch stammt.

Oblomowerei – Tatenlosigkeit, Untätigkeit, lethargisches Nichtstun. Nach dem titelgebenden Protagonisten Oblomow aus Iwan Alexandrowitsch Gontscharows Roman von 1859

Beispiel: Seine anhaltende Oblomowerei führte dazu, dass er zahlreiche Chancen im Leben ungenutzt ließ.

Pegasus (m), auch Pegasos (m) (Aussprache: Betonung auf dem »e«) – es handelte sich um ein Pferd mit Flügeln, es symbolisiert die Poesie.

Prokrustesbett (n) – Metapher aus der griechischen Mythologie für eine erzwungene Anpassung an ein starres Maß oder eine Norm, oft unter Missachtung individueller Unterschiede. Prokrustes war ein Straßenräuber, für Reisende hatte er zwei Betten unterschiedlicher Länge. Er zwang seine Opfer, darauf zu liegen. Wenn sie zu lang für das Bett waren, hackte er ihnen die überstehenden Gliedmaßen ab. Waren sie zu kurz, streckte er sie gewaltsam, bis sie passten.

Beispiel: Der Autor verabscheute seinen Verlagslektor, der seine besten Texte verhunzte und in ein Prokrustesbett zwang.

prometheisch – alles überragend, titanisch, gigantisch; nach dem sagenhaften Titanen Prometheus aus der griechischen Mythologie. Der Begriff wird verwendet, um Eigenschaften wie Kreativität, Rebellion gegen Autoritäten, den Drang nach Wissen und den Einsatz von Intelligenz zum Wohl der Menschheit zu beschreiben. Er steht für den unermüdlichen menschlichen Erfindungsgeist und die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden.

Proselytenmacherei (f) (veraltet) – jemanden mit unlauteren Mitteln von einem Glauben zu überzeugen versuchen, das Missionieren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen

Beispiel: Man warf den allzu eifrig werbenden Jesuiten Proselytenmacherei vor.

Quisquilien (f) (Pluralwort) – das bildungssprachliche Äquivalent zu Kleckerkram und Kinkerlitzchen. Steht für Lappalie, Bagatelle und ist stets im Plural zu gebrauchen.

Beispiel: Juristische Quisquilien konnten die Niederlage auch nicht verhindern.

rhapsodisch – Ausdruck oder Stil, der durch eine episodische, oft lyrisch-enthusiastische Struktur gekennzeichnet ist, ohne einer strikten inneren Ordnung zu folgen, und somit eine gewisse Unregelmäßigkeit und emotionale Intensität aufweist – man denke an die Rhapsodie.

satyrartig (Adj.) beschreibt etwas oder jemanden, der den Satyrn ähnelt, Gestalten aus der griechischen Mythologie, die für ihre Ausgelassenheit, ihre Verbindung zur Natur und für ihr ungezügeltes, lustvolles Verhalten bekannt sind. Satyrartig kann sich auf das Aussehen, das Verhalten oder die Charaktereigenschaften eines Menschen oder einer Figur beziehen, die als übermütig, lebensfroh oder in sexueller Hinsicht enthemmt charakterisiert werden.

Scherbengericht (n) – unnötig streng mit jemandem umgehen (eigentlich ein Volksgericht im alten Athen, auf Grund dessen ein Bürger verbannt werden konnte.)

Beispiel: Er hat einen Fehler gemacht, aber man muss deshalb jetzt kein Scherbengericht veranstalten.

Schimäre (f), auch Chimäre (f) oder Chimära (f) – Hirngespinst, Wahnvorstellung, Trugbild. Nach einem feuerschnaubenden Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, vorn Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Drache.

Beispiel: Ist Meinungsfreiheit nur noch eine Schimäre?

Schierlingsbecher – geht auf den Tod des griechischen Philosophen Sokrates zurück. Der Gelehrte wurde zum Tode durch den Trank eines Bechers mit Schierling verurteilt, einer giftigen Pflanze. Der Schierlingsbecher ist somit ein Symbol für den philosophisch begründeten, willentlichen Tod aus Überzeugung oder für das Martyrium im Namen der Wahrheit und der Prinzipien.

Schlangengrube (f) – im übertragenen Sinne ein für einen unvorteilhaften Ort der Gefahren und Intrigen, an dem man leicht zum Opfer wird

Beispiel: Man muss höllisch aufpassen, denn das Kollegium ist eine wahre Schlangengrube.

Sisyphusarbeit (f) – endlose Schufterei, Arbeit, die nie ein Ende hat oder die immer wieder von vorne begonnen werden muss. Nach Sisyphus aus der griechischen Mythologie. Sisyphus selbst ist ebenfalls ein bildungssprachlicher Begriff und verweist auf eine Person, die sich unermüdlich, aber vergeblich bemüht.

Beispiel: Sämtliche Steuergesetze neu zu verfassen, wäre eine Sisyphusarbeit.

Tantalusqualen – Qualen, die man erleidet, weil man etwas Erhofftes oder Ersehntes nicht bekommen kann. Nach König Tantalos aus der griechischen Sagenwelt, der in der Unterwelt Hunger und Durst zu leiden hatte, die beide nie gestillt werden konnten.

Tartüfferie – Heuchelei. Nach einem Stück des französischen Dichters Molière.

Beispiel: Die Tartüfferie des Politikers wurde schließlich entlarvt, als seine wahren Absichten ans Licht kamen.

Vabanquespiel (n) (den ersten Teil des Wortes französisch aussprechen) – gewagtes, riskantes Unterfangen. Der Ausdruck leitet sich vom Kartenspiel her und wurde ursprünglich im Kontext von Spielen wie Pharo oder Roulette verwendet, wo ein Spieler alles aufs Spiel setzt, indem er entweder die Bank sprengt und alles gewinnt oder selbst alles verliert.

Beispiel: Ein militärisches Eingreifen wäre für das Land ein Vabanquespiel mit unkalkulierbaren Konsequenzen.

Vademecum, auch Vademekum (n) – Ratgeber, kleiner Leitfaden in Buchform; das Wort stammt aus dem Lateinischen, wörtlich heißt es: “geh mit mir”.

Beispiel: Das Büchlein war ein hilfreiches Vademekum für Dorschfreunde und Hochseeangler.

Waterloo – vollständige, vernichtende Niederlage. Hintergrund: Bei Waterloo in Belgien bezogen Napoleon Bonaparte und seine Franzosen ihre größte und entscheidende Niederlage. Unbedingt auf Deutsch aussprechen, Englisch verrät an dieser Stelle den Bildungsbanausen

Beispiel: Nach seiner Niederlage im Wettstreit um den Vorstandsposten fühlte er sich, als hätte er sein persönliches Waterloo erlebt.

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Das Beitragsbild generierte die KI DALL-E, die übrigen Abbildungen via Bing, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google). Die Headline wurde mit Google Gemini optimiert.

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