21 biedere Wörter – Wie ein ehrbarer Begriff zum Schimpfwort wurde

21 biedere Wörter – Wie ein ehrbarer Begriff zum Schimpfwort wurde

Der Biedermann gilt als das einst Tugenden wie Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit symbolisierte. Doch wie steht es heute um dieses Wort, das einst positiv konnotiert war und nun oft als Synonym für Langeweile, Altbackenheit und konservativen Mief betrachtet wird?

Ein biederes Herz zu haben, war einst ein Ausdruck hoher Anerkennung. Doch das biedere Wörtchen hat sich in einen zumeist negativ konnotierten Ausdruck für Altbackenheit und Konservatismus gewandelt. Ursprünglich im Althochdeutschen mit positiven Eigenschaften verbunden und als Ausdruck von Anerkennung genutzt, steht die heutige Bedeutung für einen kulturellen Wandel. Traditionelle Tugenden werden in der modernen Gesellschaft nun anders bewertet, was zu einer Abwertung des Begriffs geführt hat. Lies auch: Die wiedergefundenen Wörter

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Warum wandelte sich die Bedeutung?

Der Bedeutungswandel spiegelt den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel wider. Mit der Betonung von Individualismus und Selbstverwirklichung im 20. Jahrhundert verloren traditionelle Werte an Bedeutung. Satirische Darstellungen wie die Karikatur »Gottlieb Biedermeier« (= der biedere Herr Meier) machten das Wort zum Symbol für Spießigkeit und Anpassung. Ironische und abwertende Verwendungen festigten diesen Wandel, während die moderne Gesellschaft Eigenschaften wie Kreativität und Fortschrittlichkeit bevorzugte. So wurde aus einem Wort der Anerkennung ein Ausdruck für Rückständigkeit und Langeweile.

Liste biederer Wörter

All diese Begriffe waren einst in Gebrauch. Doch diese Wörter benutzt niemand mehr. Schon gar nicht in ihrem früheren Sinne.

  1. bieder (adj.) (wacker, fromm, rechtschaffen, anständig)
  2. Biederauge (ehrliches Gesicht)
  3. biederhaft (adj.) (anständig, tüchtig)
  4. Biederherz (für ein ehrliches, aufrichtiges und moralisch gefestigtes Herz; drückt die Redlichkeit, Herzensgüte und eine gewisse Einfachheit im besten Sinne aus, die von Tugendhaftigkeit geprägt ist)
  5. biederherzig (adj.) (wie in: Unser braver, biederherziger Freund …)
  6. Biederherzigkeit (steht für eine schlichte, aber ehrliche Gesinnung)
  7. Biederkeit (Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Schlichtheit, moralisch gefestigten Charakter)
  8. Biederleute (anständige, aufrechte Leute)
  9. biederlich (adj.) (rechtschaffen, tüchtig)
  10. Biedermann (anständiger, ehrenhafter Mann)
  11. biedermännisch (adj.) (rechtschaffen, anständige, tüchtig, gut)
  12. Biedermannsleute (biedere Leute)
  13. Biedermannswörtchen (Sprichwort)
  14. Biedermeier (ursprünglich ein satirischer Begriff siehe oben, auch als Epochenbezeichnung, siehe Wikipedia)
  15. Biedermut (Haltung oder Gesinnung, die von Unerschrockenheit, moralischer Festigkeit und einem einfachen, ehrlichen Wesen geprägt ist; auch Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit, Standhaftigkeit)
  16. biedern (brauchbar, tauglich, zu etwas geeignet sein)
  17. Biederseele (Biedermann)
  18. Biedersinn (aufrichtige, ehrliche und tugendhafte Denkweise)
  19. Biedertreue (Loyalität und Beständigkeit)
  20. Biedervolk (die tugendhaften Bürger)
  21. Biederweib (gute, ehrenhafte Frau)
  22. Biederwesen (das Ideal einer Person oder eines Volks, das durch schlichte Tugendhaftigkeit, innere Reinheit und festen Charakter geprägt war)
  23. Biederzeit (die alte, gute Zeit)

Bieder in der Literatur

Zweifelhafte Keuschheit.
Ein Biederweib im Angesicht, ein Schandsack in der Haut
Ist manche; Geiles liegt bedeckt, und Frommes wird geschaut.

Friedrich von Logau 1605–1655 – Geimeint ist folgendes: Manche Menschen wirken äußerlich redlich und tugendhaft, doch in ihrem Inneren tragen sie das Gegenteil. Ihr wahres Wesen – voller Laster und Heuchelei – bleibt verborgen, während die Fassade einer moralischen Integrität nach außen hin sichtbar ist.

Heil, Heil! o Himmelsgenius
Erhabner Menschlichkeit,
Der Sinn und Herzen zum Genuß
Urreiner Schöne weiht!
Dir schwören wir beim Feiertrank
Von neuem Biedermut;
Und laut ertönt’s im Hochgesang:
Seid menschlich, froh und gut!

Johann Heinrich Voß (1751-1826): Dem Genius der Menschlichkeit

Was ich glaube, will ich
Beweinen. Was ich weiß, das will ich glauben,
Und was ich ändern kann, das will ich tun,
Wenn ich die Zeit zum Freunde haben werde.
Es mag sich so verhalten, wie du sprichst.
Dies Ungeheuer, dessen bloßer Name
Die Zungen lähmt, hieß einst ein Biedermann.

Aus Shakespeares Macbeth, zitiert in der Übersetzung von Schiller.

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Das Motiv im Beitragsbild generierte die KI DALL-E, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google).

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