Tauben … sanft geflügelte Wörter

Tauben … sanft geflügelte Wörter

Nicht jeder mag sie, mancher hasst sie gar. Im Kanon der Wörter ist die Taube dennoch fast ausschließlich positiv belegt. Über die Jahrhunderte hindurch haben Tauben in zahlreichen Kulturen als Symbole des Friedens, der Liebe und der Hoffnung gedient. Hier flattert jetzt eine Portion von Taubenwörtern herein.

Taubenfromm im Sinne von brav können Kinder sein. Taubenrein ist metaphorisch gemeint, ansonsten stellt es mich vor Rätsel, denn sauber sind diese Tiere sicherlich nicht – Denkmäler und Bahnhöfe wissen ein Lied davon zu singen. Wer sanft ist, kann taubensanft sein – auch Gegenstände; treue Seelen sind taubentreu und Kleider oder Haut gar taubenweich.

Schöne Wörter Bücher Eine Bibliothek der schönen Wörter … Ja, es gibt sie noch, die schönen Wörter. Begriffe mit dem besonderen Klang. Wörter, die Sehnsüchte und Erinnerungen in uns hervorrufen. Die Welt von damals, sie ist noch vorhanden. Erinnerungen an Altes und längst Vergessenes. Was verloren ging, ging nie ganz, die Sprache bewahrt es für uns. Hier ist eine wunderfrohe Blütenlese in Buchform mit den schönsten Wörtern der deutschen Sprache. Jetzt ansehen

Taubenzart erinnert uns an die Zärtlichkeit, die man mit turtelnden Tauben verbindet. Die Farbe Taubenschimmerblau ist noch viel schöner, prächtiger und lebendiger als reines Taubenblau.

Taubenflügelleise hingegen ist ein möglicher Neologismus ist; das Adjektiv beschreibt die nahezu geräuschlose Flugweise der Tauben, ansonsten schlagen sie aber auch mit den Flügeln, was überraschend laut sein kann. Ein weiteres Neuwort ist taubenseelenruhig; es erinnert an die Friedfertigkeit, die man Tauben nachsagt.

Taubenschattenstill hingegen beschreibt einen ruhigen schattigen Ort an dem es Tauben gibt oder geben könnte. Im Taubengewimmel ist man taubenumflattert, dieses Adjektiv steht für eine Person, einen Ort oder ein Objekt, das oder der von Tauben umschwärmt wird. Es vermittelt ein lebhaftes Bild von Tauben, die in der Luft um etwas oder jemanden herumfliegen.

Schöne Wörter sind auch die Taubenseele (unschuldige Seele) und der rührende Taubenblick (unschuldiger Blick), der natürlich nur ein Trick ist, um an Nahrung heranzukommen. Die Vögel haben uns nämlich durchschaut. Gurrr.

Oder lieber gleich Turteltauben?

Zitate

Ich kenne die Weiber. Mögen sie sich noch so taubenfromm gebärden, die Unruhe sitzt ihnen allen im Leibe, und zumal, wenn sie sechzehn Jahre alt sind wie Malgherita. Da ist kein Fenster zu hoch, keine Türspalte zu eng, sie machen eine Heerstraße daraus, um verliebten Handel anzuknüpfen. Und nicht etwa mit irgendeinem würdigen Manne, sondern mit dem ersten besten Hasenfuß, welcher Maulaffen und Empfindungen feil hat und Seufzer in den Kauf gibt.

Emanuel Geibel: Meister Andrea, 1855

Wie von Wellen getragen geht sie, einem Schwan gleich,
Und ihr Blick ist so süß wie ein Taubenblick,
Ihre Stimme so rein wie Nachtigallsang;
Es glühen ihre Wangen, rot angehaucht,
Wie die Morgenröte am Gotteshimmel;
In goldenen Flechten wallt das lange Haar,
Mit hellen Bändern schmuck zusammengeknüpft,
Um den Nacken schlängelt’s, um die Schultern her,
Küßt die weiße Brust, die hochschwellende –

Johannes Scherr: Die Tochter der Luft, 1858

Werkstattbericht

Das Beitragsbild und die Visualisierung generierte die KI DALL-E via Bing, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google). Der Beitrag erschien zuerst im erschien im Schöne Wörter Newsletter Nr. 18.