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Schöne Wörter Newsletter #03 von 26.01.2023
Hallo und Guten Tag!
Das vielleicht schönste am Winter ist nicht seine Farbe, sondern die Stille, die der Schnee mit sich bringt. Das muss nicht zwangsläufig romantisch sein:
„Vor Mitternacht sank das Nordlicht und erlosch; hoch in schwarzer Frostnacht erglitzerten die Sterne; draußen, fern im Abgrund der Schneestille, heulten die Wölfe.“
Friedrich von Gagern (* 26. Juni 1882 in Mokritz; † 15. November 1947 in Geigenberg bei St. Leonhard am Forst): Der tote Mann, 1927
Einen friedvollen Winter wünscht Lenny Löwenstern *
1. Mein Wort des Monats
Schneeflockensocken habe unter die Glücklichmacherwörter einsortiert. Der Begriff ist schon ein bisschen speziell, aber ziemlich gemütlich und passend für die Jahreszeit. Aber die Leute tragen doch keine Socken mehr, Lenny. Stimmt, man zieht jetzt Füßlinge an, jedenfalls tun das viele Leute. Inzwischen gibt es sogar „Zehlinge“, die im Gebrauch natürlich unsichtbar bleiben. Nicht einmal in den Duden hat sich der Begriff bislang schleichen können.
Aber letztlich sind es alles Strümpfe in unterschiedlicher Länge. Je kälter es wird, desto mehr Strumpf ist gefragt. Natürlich gibt es auch den Begriff der Strumpfsocke, da brauchte es einen Textilfachmann, um die Feinheiten zu erklären. Ansonsten ist es eine Frage der Temperatur; je frostiger es ist, desto mehr Strumpf, jedenfalls solange man noch bei Trost ist.
Als Strumpflauser bezeichnete man einst einen Geizhals und der Strumpfverleger war nicht mehr, als ein ordinärer Strumpfhändler. Den gibt es immer noch, nur nennt er sich heute mehr so. Nun müssen es Sockenboutiquen sein oder man kauft sich seine „Socks“ im „Online Shop“.
2. Frostjahrmarkt
Den Begriff Frostjahrmarkt rechne ich zu den schönen Wörtern, er klingt nach echtem Winterspaß. Statt fanden diese Märkte einst auf dem Eis der zugefrorenen Themse. Das war zwischen 1608 und 1814. Ein waschechter Elefant soll bei der letzten Veranstaltung auf dem Eis gestanden und sogar Doctor Who ihn (aus der Zukunft) besucht haben …
Das Wort findet sich häufig in in England spielenden historischen Romanen und Büchern. In unserer Zeit gibt es sie nicht mehr, obwohl sie der perfekte Winterort wären, um eine gehörige Menge Glühwein zu verkaselmatuckeln. Eine Themse braucht es nicht, es gibt genug andere Flüsse, doch es ist einfach nicht kalt genug. Aber das könnte sich noch werden. Wenn … also theoretisch … das liegt am sogenannten Polarwirbel, und an dem, was er da oben am Pol veranstaltet, manchmal dringt etwas zu uns durch, zuletzt geschah das im Februar 2018. Also heißt es: Abwarten und Glühwein besorgen, denn eine gewisse Chance besteht.
3. Kleine Liste klirrendkalter, frostiger Adjektive
Schon schön kalt, oder? Hier ist eine Auswahl schöner, bildhafter Frostwörter.
- frosterstarrt
- frostgerötet
- frostglitzernd
- frostglühend
- frostklar
- frostklirrend
- frostbebend
- frostbedeckt
- frostblau
- frostbleich
- frostblinkend
- frostempfindlich
- frostfahl (bleich, blass)
- frostgeschüttelt
- frostkalt
- frostklamm
- frostklappernd
- frostklar
- frostklirrend
- frostknirschend
- frostkrachend
- frostrot (der Frost selbst ist nicht rot, er kann aber die Haut röten)
- frostschauernd
- froststarr
- froststeif
- froststill
- frostüberzuckert
- frostverhaucht
- frostverzaubert
- frostzitternd
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Behutsame Auswahl allerschönster Wörter
Diese Begriffe werden selten bis gar nicht verwendet, sind aber gut verständlich und ja, traumhaft schön. Genau darum geht es hier.
5. Winterhimmelzitat
„Wir zahlten und gingen. Hinter uns dröhnte das Tor ins Schloß, als habe uns der Orkus ausgespien. Draußen war die kernige Frische der Dezembernacht. Die hohen Giebelhäuser mit den erloschenen Fenstern dunkelten in den Winterhimmel hinauf. Aus seiner schwarzblauen Sammetspannung funkelten wie durch Gucklöcher die Lichter der Ewigkeit.“
Max Halbe (* 4. Oktober 1865 in Güttland, Preußen; † 30. November 1944 in Neuötting): Die Tat des Dietrich Stobäus, 1918
6. Was ist ein Funkeltier?
Im Grimmschen Wörterbuch wurde es noch Funkelthier geschrieben, das war damals so üblich. Aber worum handelt es sich? Was war gemeint? Es ist ein Tier mit funkelnden Augen. Ein solches Funkeltier wäre zum Beispiel eine Katze oder eine Eule, deren Augen im Dunkeln glänzen. Ein bisschen unheimlich ist das schon, aber ganz natürlich.
Dazu passt das Schillerthier, auch das ist keine Erfindung von mir, sondern ebenso in alten Wörterbüchern verzeichnet, zum Beispiel im Historischen Lexikon deutscher Farbbezeichnungen. Tiere mit schillernder Haut sind gemeint, das wären dann Libellen, Enten, Pfaue, Rosenkäfer, so manche Eidechse, und sicher noch einige mehr …
Linktipp: Was hat es mit dem Schillern auf sich?
PS
Das Gabelthier hingegen sind wir selbst, der Mensch, wohl weil nur er eine Forke beim Essen benutzt.
Dieser Newsletter wurde geschrieben und verschickt von Lenny Löwenstern (Sternenvogelreisen) * c/o Sven Lennartz * Marktplatz 1 * 09557 Flöha * lenny@stenenvogelreisen.de * den Newsletter weiterempfehlen * vom Newsletter abmelden